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Herangehen bei Insektenbefall: Ganzheitlich - Ursache und Wirkung - Monitoring
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Holzzerstörende Insekten in lateinischer, deutscher + englischer Bezeichnung
Was bei der Forstwirtschaft überbleibt, ist Brennholz

Brennholz kann voller Leben sein... für das verbaute Holz sind Insekten im Brennholz keine nennenswerte Gefahr


Insekten werden im Gebäude nicht gern gesehen. Wird im Haus eine Feuerstätte mit Brennholz betrieben, kommt es kurz oder lang zur Feststellung, dass Brennholz nicht frei von Insekten ist.

Ist im Haus Holz verbaut, stellt sich dann die Frage, "werden diese Insekten auf das verbaute Holz im Gebäude übergehen?".

Sind es Möbel, die man im Auge hat, heißt es, "gehen die Viecher auf die Möbel über?".

Zunächst ist wichtig zu wissen:

- holzzerstörende Insekten, die am Brennholz vorkommen sind i.d.R. nicht die gleichen, die im Gebäude als Holzzerstörer vorkommen,

- die Holzarten des Brennholzes sind meist Laubhölzer, die des Bauholzes Nadelholz, meist Fichte oder Kiefer,

- Brennholz ist meist berindet, verbautes Holz ist überwiegend unberindet.

-ganz unterschiedlich sind die Holzfeuchten, verbautes Holz ist nachhaltig trocken (um die 8-12%), Brennholz war kurz vorher noch Frischholz, bevor es in 2 Jahren Lufttrockung auf etwa 20 % getrocknet wurde.

Brennholz Bauholz Bauholz Nicht verwertbares Fällholz wird BrennholzBauschnittholz, lufttrocken, u<20%
meist Laubholz Nadelholz meist Fichte Laubholz
meist Eiche
meist berindet nicht berindet nicht berindet
von saftfrisch bis getrocknet >20 % trocken
<18 %
trocken
<18 %
i.d.R. von Frischholz-insekten befallen kann durch Trockenholz-insekten gefährdet sein (Hausbock) Kernholz ist gegen Insekten resistent
Frischholz-insekten sind an Rinde gebunden, Nach Trocknung keine Weiterent-wicklung Hausbock-infektion ist "von Haus zu Haus" (Hausbock kommt im Wald nicht mehr vor)

Die Überlegung, überhaupt Brennholz zu verwenden, hat viele Gründe. Denn zum einen ist es das behagliche Klima von Strahlungsheizungen, die den Konvektionsheizungen weit überlegen sind, weil sie die Stoffe direkt erwärmen, ein ander mal sind es ökonomische Überlegungen, immer teuerer werdende fossile Brennstoffe durch nachwachsendes Holz zu ersetzen. So oder so taucht spätestens mit der Einlagerung des Brennholzes eine neue Erkenntnis auf, das Brennholz ist voller holzzerstörender Insekten.

Meist sind es je nach Holzart bestimmte Frischholzinsekten, überwiegend fallen die Bockkäferarten, wie der veränderliche Scheibenbock, der Roter Scheibenbock*) und seltener auch noch andere Bockkäfer ins Auge, weniger auffällig finden sich in geringer Anzahl auch Gekämmter, Weicher und Gemeiner Nagekäfer, seltener am Laubholz auch Prachtkäfer. (Ein Bockkäfer, der Hausbock, ist nicht dabei, denn er ist kein Frischholzinsekt, sondern ein Trockenholzinsekt. Sein Lebensraum ist das trocken unter Dach verbaute Holz. Daraus verbreitet sich von Haus zu Haus.)

All diese Insekten brauchen zu ihrer Entwicklung ganz bestimmte Lebensbedingungen, die sie beim Brennholz am kränkelnden Baum, oder am frisch gefällten Holz bei ihrer Eiablage gezielt ausgesucht und für sie optimal dort vorgefunden haben. Nach der Aufarbeitung des gefällten Holzes zu Brennholz ist der nächste Schritt dessen Trocknung auf 20%. Ab diesem Wert kann das Brennholz wirtschaftlich Heizenergie abgeben. Nasser verbraucht es nämlich viel Energie, um das Wasser zu verdunsten. Jeder Pfadfinder kennt das Problem vom Lagerfeuer, wenn das Holz ersteinmal Wasser auskocht und brodelt anstatt zu wärmen. Mit der Trocknung ändern sich die Lebensbedingungen der Larven im Holz ungünstig. Nach der meist 2-jährigen Lufttrockung verlassen sie als Vollinsekten das Brennholz und suchen sich eine als erfolgreich eigeschätzte Eiablage, wie zuvor an frisch gefälltem Holz oder an kränkelnden Bäumen. Das ist ihr Lebenskreislauf, der nur Erfolg haben kann, wenn sie ausreichende Lebensbedingungen = ausreichende Holzfeuchte vorfinden.

Am verbauten Holz ist die Holzfeuchte wesentlich geringer und für diese sogenannten Frischholzinsekten zur Weiterentwicklung nicht ausreichend. Der Gekämmte Nagekäfer findet seine Lieblingslaubholzarten unter dem verbauten Holz nicht wieder (und wann, dann viel zu trocken), dem Gemeinen Nagekäfer ist die Holzart zwar fast egal - aber er will stets und andauernd ausreichend Wasser (u>14-16%) im Holz haben. In einer beheizten Wohnung kann im das dort (mit u=8-12%) kein verbautes Holz und kein Holzmöbelstück bieten.

Aber auch andere Hindernisse gibt es für ihre Weiterentwicklung, für die Bockkäfer und den Weichen Nagekäger muß das Holz berindet sein. Das ist Voraussetzung für ihre Entwicklung. Verbautes Holz ist aber i.d.R. unberindet.

Als Brennholz ist meist Laubholz bevorzugt, weil es im Abgas weniger Geruch verbreitet und die Belästigungen der Nachbarn in Grenzen bleibt. Pech für Insekten, die auf Laubholzarten angewiesen sind. Bauholz ist überwiegend aus Nadelholz von Fichte und Kiefer.

Ca. 200 ltr Heizöl entsprechen 1 Raummeter Laubholz (u=20%). Während fossilse Öl Millionnen Jahre alt ist, stammt Brennholz samt aller Holzinsekten frisch aus dem Wald. Foto: Dr. Kürsten Die ängstliche Fragestellung, "infiziert von Insekten befallenes Brennholz verbautes Konstruktionsholz?" kann mit "nein" beantwortet werden, denn die Lebensbedingungen am verbauten Holz sind ganz anders, als im Brennholz Foto: Rüpke
Ca. 200 ltr Heizöl entsprechen 1 Raummeter Laubholz (u=20%). Während fossilse Öl Millionnen Jahre alt ist, stammt Brennholz samt aller Holzinsekten frisch aus dem Wald. Foto: Dr. Kürsten
Die ängstliche Fragestellung, "infiziert von Insekten befallenes Brennholz verbautes Konstruktionsholz?" kann mit "nein" beantwortet werden, denn die Lebensbedingungen am verbauten Holz sind ganz anders, als im Brennholz Foto: Rüpke
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Frischholzinsekten sind an Frischholz gebunden.

Hier ist gerade ein Echter Widderbock aus dem Brennholzscheit gekrochen. Foto: Arnold
Diese einfache Wahrheit beantwortet eine der meist gestellten Fragen: Sind Frischholzinsekten am Brennholz eine Gefahr für das verbaute Holz im Haus? Im Regelfall ist die Antwort: nein, keine Gefahr!

Wenn Frischholzinsekten nach der Verarbeitung des gefällten Nadelholzes vereinzelt noch im Werkholz enthalten sind, wird die im verbauten Holz enthaltene Generation das Holz zwar oft noch verlassen können, eine weitere Entwicklung am verbauten Holz ist jedoch i.d.R. nicht möglich und daher auszuschließen. Konkret betrifft dies im Werkholz übersehene Holzwespen oder mitverbauter Befall durch Scheibenböcke am (teil)berindeten Holz (Holz mit Baumkante).

Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung. Eine weitere Befallsfolge am verbauten Nadelholz ist nicht zu erwarten:

Holz-
zustand
saftfrisch (je nach Holzart >24-32 %) Brauner Fichtenbock, Tetropium fuscum, Länge ca. 12 mm, eingeschleppt mit (noch zu) frischem Fichtenbauholz, schlüpfte im beheizten Neubau im April. Danach keine Weiterentwicklung möglich. Veränderlicher Scheibenbock, Phymatodes testaceus. Die Farbe ist, bei den Bockkäfern typisch, oft sehr variabel.
Baum primär
- Fichtenböcke
sekundär
- Schneider-/
- Schusterbock
- Holzwespen
Holz berindet(i.d.R. lagerndes Holz) sekundär
- Schneider-/
- Schusterbock
- Holzwespen
- Linierter Nutzholz
borkenkäfer )*
- Blauer Scheibenbock
- Grubenhals-
böcke
links: Brauner Fichtenbock, Tetropium fuscum, Länge ca. 12 mm, eingeschleppt mit (noch zu) frischem Fichtenbauholz, schlüpfte im beheizten Neubau im April. Danach keine Weiterentwicklung möglich. Rechts: Veränderlicher Scheibenbock, Phymatodes testaceus. Die Farbe ist, bei den Bockkäfern typisch, oft sehr variabel. Fotos: Rüpke
Holz ohne Rinde (i.d.R. lagerndes Holz) - Holzwespen
- Linierter Nutzholz
borkenkäfer
nach Übergang zum trockenen Holzzustand (z.B. nach dem Verbau) ohneWiederbefall
)* Ausnahme: Wiederbefall möglich
zusammengestellt nach: Vité, Die holzzerstörenden Insekten Mitteleuropas und Vorlesungsskipt Ordinariat für Holzbiologie, Noldt, 2005

Am Laubholz finden sich andere Insektenarten, die Wechselwirkungen sind aber ganz ähnlich.

Veränderlicher Scheibenbock Hakengang, Nadel vor dem Gang
Veränderlicher Scheibenbock Hakengang, Nadel eingesteckt
Nahaufnahmen zwischen Rinde und Splintholz: Hier die Fraßspuren der Scheibenböcke. Sie sind reine Frischholzinsekten und an berindetes Holz gebunden. In den zur Verpuppung angelegten Hakengang zeigt eine eingesteckte Nadel die geringe Tiefe im Holz.
Foto: Rüpke

Das Schadbild sekundärer Frischholzinsekten, wie z.B. der vielen Bockkäferarten, am teilweise berindeten Stamm ist dem des Hausbocks zunächst in vielen Merkmalen ähnlich, ovale Löcher,Platzfraß) .

Rechts in den Bildern werden die Unterschiede deutlich. Die Gänge sind lediglich jeweils einzelne, nicht all zu tiefe Hakengänge zur Anlage der Puppenkammer . Das ganze Larvenleben, mit dem auch für den Hausbock typischen Platzfraß, findet unter der Rinde statt. Fehlt die Rinde vor der Verpuppung im Hakengang, ist keine Entwicklung mehr zu erwarten.

Am Brennholz sind keine Bekämpfungsmaßnahmen erforderlich. Es gibt ja keine Entwicklung für das verbaute Holz und an hölzernen Gegenständen im Gebäude. Das sollte nun einsichtig geworden sein. Trotzdem kommt es oft zu chemischen Bekämpfungen aufgrund von fehlendem Wissen um die Zusammenhänge. Die Fehlinterpretation, das verbautes Holz gefährdet sein soll, kann aber allemal ein gutes Geschäft sein. Tatsächlich ist es Betrug.

Verwirrend wird es, wenn die Häufchen von Nagsel an Ausschlupflöchern gar nicht von den holzzerstörenden Larven stammen, sondern von räuberischen Insekten, die ihnen nachstellen. Das ist egal, zeigt es doch nur um so deutlicher die Anwesenheit jener holzzerstörender Larven an, die üblicherweise und immer im Brennholz zu finden sein werden und Sie wissen nun, von Ihnen geht keine Gefahr aus.

*) Roter Scheibenbock, Callidium (Pyrrhydium) sanguineum (z.B. bei Jean Vité) andern Orts auch Rothaarbock, Pyrrhidium sanguineum.

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