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Splintholzkäfer ( Lyctinae)*


Die einzigen Insekten, vor denen man sich in seinem Wohnzimmer in Acht nehmen muss, sind die aus tropischen Regionen stammenden Splintholzkäfer (Lyctidae). Dazu gehören als wichtigste Vertreter der häufig in Holzimportlagern verbreitet eingeschleppte Braune Splintholzkäfer, Lyctus brunneus (Stephens 1830), oder der schon immer heimisch gewesene Parkettkäfer, Lyctus linearis (Goeze 1777)**. Der Befall und die damit aufkommende Angst hat meistens ihren Beginn beim Kauf infizierter Holzprodukte!

Der 2,5 - 7 mm lange Braune Splintholzkäfer, Lyctus brunneus, in der Rückenlage, erkennbar sind die Antennen mit den Keulen am der Spitze - Foto: Rüpke
Brauner Splintholzkäfer, die Antennen mit den Keulen in Vergrößerung, die Ausbildung der beiden Endglieder sind ein Merkmal - Foto: Rüpke
Lyctusbefall am Glockenturm aus Eiche
Befall durch Braunen Splintholzkäfer, Lyctus brunnes an einem Glockenstuhl aus Eiche. Foto: Rüpke
Brauner Splintholzkäfer, Bauch- und Rückenlage, Merkmal ist die Stäbchenform - Foto: Rüpke

Unser Konstruktionsholz ist überwiegend Nadelholz. Das ist gegen einen Befall durch Splintholzkäfer immun. Daher ist hier grundsätzlich keine Gefahr zu erwarten. Seltener wird Laubholz tragend verbaut, dann meistens Eiche. An solchen neuen Eichenholzkonstuktionen kann es - soweit Splintholz enthalten ist - (wenn auch seltener) auch eimal ein Splintholzkäferbefall auftreten. Als Beispiel (rechts im Bild) wird hier der Befall an einem neuen Glockenstuhl angeführt. Soweit da keine anderen gefährderten Laubhölzer in der Kirche verbaut sind, kann der Befall unbehandelt verbleiben, denn er ist (und bleibt) auf den sehr geringen Eichenspilitanteil beschränkt. Die Statik wird dadurch nicht im Mindesten beeinflußt. Am Ende ist (und bleibt) ein kleines Opfer am Holz zu beklagen. Wenn das Splintholz aufgefressen ist, endet auch der Befall. Die ältere Bezeichnung "Opferholz" bezeichnet unwichtiges Holz, was dem Pilz oder Insekt gefahrlos geopfert werden kann.

Erkennungszeichen des Braunen Splintholzkäfers sind, neben seiner typischen Farbe rotbraun, zwei Höcker vor den Augen am Kopf (Bild links unten) und die eigenartig ausgebildete zweigliedrige Keule an der Spitze der Antennen (siehe rechtes Bild). Sie sind typüisch für alle Lyctusarten bzw. Splintholzkäfer. Typisch für alle Splintholzkäfer ist auch die längliche "Stäbchenform" des Körpers. Viele Arten haben Pünktchen auf den Flügeldecken.

Tribolium castaneum mit 3 Endgliedern Foto: Rüpke

Die bei nur augenscheinlicher Bestimmung mögliche Verwechslung z.B. mit dem rotbraunen Reismehlkäfer, Tribolium castaneum, einem häufigen Vorratsschädling, kann damit ausgeschlossen werden.

Brauner Splintholzkäfer, der Kopf mit zwei Höckern vor dem Auge, sowie mit der charakteristischen Keule an den Antennen fühlern- Foto: Rüpke
Die bis 4 mm lange Larve ist weißlich und stark gekrümmt mit deutlich vergrößertem Stigma (Atemöffnung) im letzten Segment. An der dunklen Färbung erkennbar, die Fraßwerkzeuge aus Chitin - Foto: Rüpke

Der weitere heimisch auftretende Splintholzkäfer ist der rotbraune bis schwarzdunkelbraune, 2,5 - 5 mm lange Parkettkäfer, Lyctus linearis. Ihm eigen ist eine einreihige, deutlich runde Punktierung auf den Deckflügeln. Daher der Beiname "linearis". Beide Arten werden zuerst an der Stäbchenform erkannt. Bei L. brunneus sind die Flügeldecken nur teilweise mit Punktreihen.

Afrikanisches Limbaholz, im Querschnitt sind die fest verstopften Fraßgänge zu sehen. Die unterschiedlichen Gangdurchmesser spiegeln die jeweiligen Larvenstadien wider. Foto: Rüpke
Gangsystem im Längsschnitt abgehobelt. Zu sehen sind angeschnittene mit Bohrmehl fest verstopfte Fraßgänge. Der Querschnitt ist der Larvengröße angepasst. Foto: Rüpke

Die Fraßgänge sind stets fest verstopft mit Bohrmehrl Beim Auskratzen ist das Bohrmehl etwa talkumähnlich fein (Bild unten links). Die Zerstörung des Holzes ist aus den oberen Bildern erkennbar. Mehr als die Hälfte der Holzsubstanz ist bereits als nur noch fest verstopft, also zerstört zu erkennen.

Das im Gang fest verstopfte Bohrmehl zeigt sich nach dem Herauskratzen als feines Pulver, das in der Konsistenz etwa dem Talkum ähnlich ist. Es staubt mächtig. Das Bohrmehl zeigt unter Vergrößerung keine charakteristischen Kotformen. Foto: Rüpke
Das Ausschlupfloch des erwachsenen Vollinsekts (Adult) 0,8 bis 2 mm groß, die Ränder sind ausgefranst. (Maßstab mm-Teilung). Rechts sieht man an der Lackoberfläche Vertiefungen (Maserung). Hier z.B. bohrten sich Eilarven schnell ein. Foto: Rüpke
1. An einem lackierten Bilderrahmen aus sehr hartem Tropenlaubholz sind einige wenige 1 bis 1,5mm Ausschlupflöcher zu erkennen. Foto: Rüpke
2. Der Querschnitt des Bilderrahmens läßt anhand der angeschnittenen Fraßgänge eine bereits starke Zerstörung des Holzes im Inneren erkennen. Foto: Rüpke
3. Aufgebrochen sind die Fraßgänge zu sehen. Sie sind fest mit dem Bohrmehl verstopft. Foto: Rüpke
4. Aus dem Holz konnten schlupfbereite Vollinsekten freigelegt und bestimmt werden. Es ist ein Nordamerikanischer Splintholzkäfer, Lyctus cavicollis. Foto: Rüpke
ca. 1 mm große Ausschlupflöcher von Lyctus planicollis an Rattanmöbel
ca. 1 mm große Ausschlupflöcher vonLyctus cavicollis an Rattanmöbel. Foto: Rüpke
Ausschlupflöcher an einem Türblatt aus Limba.
Das Vollholz aus Limba ist bereits völlig zerstört.

Die Ausschlupflöcher erscheinen ohne Vergrößerung als runde Löcher. Näher betrachtet sind sie etwas ausgefranst. Im Gegensatz zu den angeschnittenen verstopften Ganglöchern sind die Ausschlupflöcher natürlich frei.

Die Eier werden ind die Gefäßzellen des Holzes abgelegt. Dort, im Holz, schlüpfen die Eilarven aus.

Manchmal legen die Käfer Nagemarken an, wenn sie Oberflächen zur Eiablage prüfen.

Den Nährstoff bildet alles zucker- und stärkereiche Splintholz der Laubhölzer und Gräser, z.B. Bambus etc.. Bevorzugt werden Eiche, Ulme und Esche, aber auch jede andere sich anbietende Laubholzart. Nur Buche und alle Nadelhölzer werden nicht befallen. Die Festigkeit der Hölzer ist nicht entscheidend, sondern das Nährstoffangebot im Splintholz (das ist die Zuwachszone am Stammrand). Häufig wird der Splintholzkäfer (wohl an für ihm sehr schmackhaften) Tropenhölzern wie Abachi, Limba oder Okume oder Bambusarten eingeführt und findet so auch den Weg in unsere Häuser.

Auftretender Befall in Möbellagern oder Importholzlagern ist daher keine Seltenheit, sondern meist die Regel und Quelle seiner Verbreitung. Über das weiterverarbeitende Gewerbe gelangt das Insekt dann zum Endverbraucher. Solche infizierten Holzimportlager, vielleicht auch schon die Verbreitung in kleinere Lager, scheinen das Problem zu sein. Denn auch im regionalen Holzgroßhandel kann es zu Massenbefall kommen, was zur Vernichtung von großen Mengen an teurem und wertvollem Holz führt. Dann ist nur noch eine thermische Verwertung möglich.

Amüsant für Außenstehende war ein Bericht aus einem bekannten Möbelhaus, wo ein Kunde in der Ausstellung mal einen Ausziehtisch testen wollte und er in einer Wolke von Staub mit dem Tisch zusammenbrach. Die Ausziehschienen waren aus befallenem Limbaholz gefertigt. Die Befallszeit in der Ausstellung reichte aus zum Totalschaden.

Verschleppte Lyctusarten kennt nicht immer den Zwang zum jahreszeitengesteuerten Zyklus, wie die heimischen Arten. Ihre biologische Uhr wird auch von den Bedingungen gesteuert. Sind die gut, kann es auch extrem kurze Zyklen von wenigen Monaten von der Eiablage bis zum Ausschlupf geben. Gute Bedingungen mit dann schnellerem Zyklus, das ist des Rätsels Lösung, warum es zu Massenbefall mit unglaublich schneller Holzvernichtung kommen kann.

Im März/Mai steigt in der Bestimmungspraxis die Anzahl der Lyctusfälle (L. brunneus, linearis, cavicollis, Trogoxylon). Anscheinend gleicht sich der Zyclus an die Klimabedingungen unserer Breitengrade an. Bei Bestimmungen gibt es oft Fehler, da viele Angaben in der Literatur falsch sind (einschließlich des Bestimmungsschlüssel in WEIDNER/SELLENSCHLO).

Das Splintholz dieses Parkettfußbodens wurde durch Splintholzkäfer total zerstört. Das Parkett war gerade 5 Jahre alt. Fotos: Burtscher

Befallenes Eichen-Parkett oder befallene Holztreppen zur gleichen Zeit in verschiedenen Neubauten deuten stets auf eine Infizierung schon vor der Verarbeitung hin.

Wirtschaftlich gesehen sind die Splintholzkäfer sicher ein ernst zu nehmendes Problem. Die schon länger heimischen Lyctusarten (z.B: L. brunneus) haben zumindest mit milden Wintern keine Probleme.

Rätselhafter Fall: Lyctus an Buchenleiste?

Manchmal wird man scheinbar "echt" getäuscht und muss sich fragen, gibt es das denn wirklich? An Leisten gab es einen Insektenbefall. Die Leisten sollten aus Buche sein (ein Foto s.u. war dabei). Die eingeschickten Käfer waren aber zweifellos Splintholzkäfer. Splintholzkäfer an einer dagegen immunen Rotbuche? Wie kann das sein? Des Rätsels Lösung ergab sich bei Betrachtung der Rückseite der Leiste. Der Korpus war aus einer tropischen Laubholzart, die mit einem täuschend "echten" Buchenfurnier versehen war,. Sogar das Furnier selbst war eine Fälschung, ein Fotodruck der Buchentextur auf einer Papierkaschierung! Ein Schelm, wer jetzt noch weiteres denkt...

Buchenleiste mit Lyctusbefall? Hier( im vergrößerten Bild) eine Leiste mit erkennbarer Buchentextur und mit Ausschlupflöchern, die gaz sicher vom Splintholzkäfer. stammen Foto: Rüpke
Hier die Auflösung des rätslhaften Falles: Die Rückseite der Leiste offenbart, es ist eine tropische Laubholzart mit einem täuschend "echten" Buchenfurnier, ein Fotodruck auf Papierkaschierung! Foto: Rüpke

* Die Splintholzkäfer bilden neuerdings keine eigene Familie mehr (Lyctidae). Sie sind als Unterfamilie der Familie der Bohrkäfer (Bostrichididae) zugeordnet.

** ausführlich bereits bei NÖRDLINGER1855 unter dem deutschen Namen "gerinnter Splintkäfer" beschrieben.

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