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praktikum bei Holzfragen.de
Mitarbeit: Stud. Ing. Jana Förste, Fachhochschule Eberswalde
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Dauerhaftigkeitsklassen
Resistenzklassen
Dachstuhl ohne Holzschutz
Kein sehr einladendes Fledermausquartier! Foto: Rüpke

Fledermäuse im Dachstuhl

- ein Problemfall !?


Was sucht die Fledermaus im Dach?

Da die natürlichen Lebensräume der Fledermaus, wie etwa Höhlen in alten Bäumen und Felsnischen, immer weiter durch den Menschen zerstört werden, sucht sich dieses nachtaktive Flug-Säugetier sein Quartier zunehmend in besiedelten Gebieten, und wird somit zum Kulturfolger. Da Fledermäuse tagsüber schlafen, suchen sie hierfür ruhige, dunkle Orte auf, an denen sie Material zum Klettern und Festkrallen haben. Dächer sind dafür durchaus geeignet - wenn sie ihnen denn zugänglich sind. In den zwischen den Holzelementen sich ergebenden Nischen können Fledermäuse optimal den Tag überdauern, und in selten benutzten Dächern sind sie auch völlig ungestört. Sie nutzen unsere Dächer fast ausschließlich als Sommerquartiere von März bis Ende September. In der kalten Jahreszeit sind sie auf Wanderschaft oder suchen sie sich für ihren Winterschlaf geeignetere Plätze.

Erst einmal stellt sich aber eine grundlegende Frage:  Sind Fledermäuse in meinem Dach?

Vorab sei gesagt: in richtig dichten Dächern, die mit Dachhaut usw. ausgestattet sind, braucht man die Suche erst gar nicht zu starten. Wie sollten sich die Fledermäuse denn in einem solch abgeriegelten Raum auch einfinden...Wesentlich wahrscheinlicher sind sie in unbenutzten Dächern, die luftig und für Flugtiere durch kleine Öffnungen leichter zugänglich sind.

Fledermaus auf der Suche nach einer Schlafnische
(Bildquelle: www.hausschwamm.de)
Bei Verdacht auf Anwesenheit der Flugtiere kann man ruhig eine vorsichtige Dachbegehung wagen. Dabei sollte man leise und bedacht vorgehen, um die Tiere - falls anwesend - nicht unnötig zu stören. Mit einer Taschenlampe lassen sich die Tiere direkt aufspüren. Aber auch indirekt - durch am Boden liegende Kotteile und Reste unverdauter Insekten - kommt man ihnen leicht auf die Spur.

Wenn Sie nun fündig geworden sind und also eine Fledermausgruppe beherbergen, lassen Sie sich am besten durch Fachleute von Naturschutzorganisationen beraten. Da diese sich mit Artenschutz auskennen, ist so für den sicheren Umgang mit den Fledermäusen gesorgt. Keinesfalls sollten sie selbst die Tiere anfassen oder durch unbedachtes Handeln stören.

Bedenken Sie: alle heimischen Fledermausarten stehen unter Naturschutz, denn sie sind das am stärksten bedrohte Säugetier in allen deutschen Bundesländern!

Holzschutzmittel und Fledermäuse
passen nicht zusammen!

Dass die kleinen Säuger ein Quartier gefunden haben, ist gut und wichtig. Dass sie sich aber gleichzeitig durch diese Wahl auch einer Gefahr aussetzen können, ist weniger schön. Meist ist Fichte oder allgemein splintreiches Nadelholz im Dach verbaut, welches seiner Anfälligkeit wegen einer vorbeugenden chemischen Imprägnierung bedarf. Weniger gefährlich ist es, wenn der Holzschutz schon älter ist. Doch soll aus bestimmten Gründen eine Neubehandlung mit Holzschutzmitteln gegen Pilze oder Insekten erfolgen, kann es den Fledermäusen an den Kragen gehen...

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Warum ist chemischer Holzschutz eine Gefahr?

So wirken die Gifte auf den Körper des Säugetiers

Jedes Biozid, und so auch alle Holzschutzmittel, sind giftig. Zwar wird bei vielen Wirkstoffen proklamiert, dass sie für Säugetiere (wie den Menschen und die Fledermäuse) ungefährlich sind, doch werden auch diese Stoffe zur ernsten Gefahr, wenn sie in den Blutkreislauf gelangen. Die Verträglichkeit vieler Gifte auf den Säugetierorganismus wurde bereits in Tests festgestellt, jedoch wurden bisher keinerlei Langzeitstudien unternommen, daher ist die Anreicherung und Schadeinwirkung der Biozide im Körper über Jahre noch weitgehend unbekannt.

Der direkte Kontakt mit frisch behandeltem Holz kann zu schweren Schädigungen der Tiere führen. Die Fledermäuse sind den Giften der Holzschutzmittel am unmittelbarsten ausgesetzt, da sie direkten Kontakt zur Holzoberfläche haben, wo die Konzentration der ausdünstenden Stoffe am höchsten ist. Hier atmen sie die Gifte und besonders auch die Lösungsmittel frisch aufgetragener Biozide jede Nacht aufs Neue ein und sind somit dauerhaft gesundheitlich belastet.

Fledermaus auf einem Balken
(Bildquelle:www.naturschutzbund-ooe.at)
Die Stoffe setzen sich auch im Fell fest, welche sie durch das tägliche Putzen dann oral aufnehmen. Hierbei können fettlösliche Wirkstoffe im Fettgewebe gespeichert werden, die wiederum von säugenden Muttertieren über das Milchfett an ihre Jungen weiter gegeben werden. Weiterhin können sich die Substanzen in den verschiedenen Organen festsetzen und dort erhebliche Schäden verursachen.

Man sollte hierbei auch bedenken: Was für den Menschen durch zu geringe Konzentration nicht schädlich wirkt, ist für so einen kleinen Organismus wie die Fledermaus schon gefährlich, denn die gleiche Menge Gift ist in einem kleinen Körper ungleich intensiver wirksam als in einem großen.

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Welche Stoffe wirken wie:
...auf nächtlicher Jagd
(Bildquelle: www.nabu.de)
Als "Fledermaus-verträglicher" Holzschutz wurden u.a. Mittel mit diesen Wirkstoffen angegeben:

Es gibt Holzschutzmittel, die als Kontaktgift gegen Insekten wirken. Meist sind dies Nervengifte, die aber auf Insekten tausendfach stärker wirken als auf Warmblüter (also auch Mensch und Fledermaus). Heute werden besonders häufig Pyrethroide (z.B. Permethrin) aus dieser Kategorie eingesetzt. Durch Säuger wird dieser Wirkstoff weniger über die Haut, sondern vielmehr durch Inhalation aufgenommen. Bei seltenem Kontakt speichert sie der Körper nicht und wandelt sie durch Enzyme rasch um. Jedoch bei dauerhafter Aufnahme, wie es bei den Fledermäusen am imprägnierten Dachbalken durchaus der Fall sein kann, können Nervengifte starke Sensibilitätsstörungen, wie Beeinträchtigungen des Seh- und Hörvermögens, hervorrufen - für schallorientierte Jäger wie die Fledermaus eine Lebensgefahr.

Die oben angegebenen, organischen Salzverbindungen enthalten Schwermetalle wie Chrom und Kupfer, die bei längerem Kontakt auch für den Menschen erhebliche Gesundheitsrisiken bergen. Viele dieser Wirkmittel sind für die Gefährdungsklasse 2 zugelassen, dem Wohnbereich der Hausfledermaus.

Bei Wirkstoffen, die als Häutungshemmer (z.B. Tebuconazol) in die Entwicklung der Larven eingreifen, wird versichert, dass sie selektiv, also ausschließlich auf Insekten, wirken. Demzufolge beeinflussen sie keine Säugetiere. Dennoch lauern Gefahren, denn Gift bleibt Gift.
Neben den eigentlichen Wirkstoffen sind oft Lösemittel eingebracht, die zusätzlich schädlich auf den Organismus, auf Lunge, Augen und obere Atemwege der Tiere wirken können. Aber auch die Wechselwirkung mit anderen Stoffen birgt Gefahren, die noch weitestgehend unerforscht sind. Eine über Jahre andauernde Einwirkung giftiger Stoffe auf Säugetiere wurde etwa in Lagzeitstudien noch nicht getestet.

Wird nun mit Holzschutzmitteln in einem von Fledermäusen bewohnten Dach gearbeitet, müssen zumindest Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden, um die Tiere so wenig wie möglich durch die eingetragenen Gifte sowie die derbe Störung der Arbeit zu schädigen.

Vorsichtsmaßnahmen bei Holzbehandlungen am fledermausbewohnten Dach
  • Lassen Sie sich durch ausgewiesene Fachleute von Naturschutzorganisationen beraten. Sie können bei Problemfällen und Fragen weiterhelfen und NUR sie dürfen die Tiere stören, berühren oder umsiedeln!
  • Eine Holzbehandlung sollte ausschließlich in Abwesenheit der Tiere erfolgen - sie sind ortstreu! Mindestens 4 Wochen vor Einzug der Tiere in ihr Sommerquartier sollten Eingriffe vorgenommen werden - der geeignete Zeitraum ist zwischen Oktober und Februar.
  • Es ist auf eine ausreichend lange Lüftungszeit nach der Holzbehandlung zu achten! Mindestens 4 Wochen lang und vor Einzug der Tiere sollte der gesamte Dachraum großzügig gelüftet werden, egal welches Mittel zum Einsatz kommt!
  • tragende Bauteile
    nichttragende Bauteile
    vorbeugende Holzschutzmittel
    bekämpfende Holzschutzmittel
    Bei der Verwendung von chemischem Holzschutz ist auf Produkte aus dem Holzschutzmittelverzeichnis des DIBt zurückzugreifen. Die Produkte unterliegen ständiger amtlicher Überwachung. Außerdem werden wichtige Sicherheitsratschläge und Hinweise zu Verarbeitung und Anwendungsbereichen erteilt. Gekennzeichnet sind überwachte Produkte gemäß nebenstehender Tabelle.

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Holzschutz UND Naturschutz - worauf ist bei Arbeiten am Dach zu achten?

Wenn in ihrem Dach eine Renovierung oder Holzschutzmaßnahme ansteht, sollten sie zuvor eine gründliche Inspektion des Daches vornehmen und/oder einen Fachmann zu Rate ziehen. Sind Fledermäuse in ihrem Dachstuhl, gibt es einige Möglichkeiten, sowohl deren Schutz als auch die zügige, durch die "Untermieter" nicht allzu eingeschränkte Arbeit zu gewährleisten.

Möglichkeiten der Vereinbarung von Fledermausschutz und Holzschutz:
  • Holzschutz ohne Chemie ist fast immer möglich. Das ist mit einfachen konstruktiven Maßnahmen und der Wahl geeigneter Holzarten zu erreichen. Allein damit wird einem Hausbockbesuch wirksam vorgebeugt.
  • Im Fledermauskontakt nur konstruktiver Holzschutz anstelle von chemischem Holzschutz. Geeignete Holzarten wählen, die natürlich gegen Holzschädlinge resistent sind. 1
  • Schädlingsbekämpfung mit ungiftigen Mitteln (z.B. Heißluftverfahren) 3

Alle die genannten Möglichkeiten sind mit einem Mehr an Aufwand verbunden. Doch sollte es zu bedenken geben,dass die Fledermaus schon lange die am stärksten gefährdete Tierart unserer Heimat ist und unseres Schutzes dringend bedarf.

1  Wenigstens für Bretter, die zum Festkrallen für Fledermäuse eingebaut werden können, kann, damit es für Fledermäuse verträglicher ist, durch Holzartenwahl auf chemischen Holzschutz ganz verzichtet werden. Alle Farbkernholzarten (Kiefer, Lärche, Douglasie) werden als Kernholz nicht vom Hausbock befallen. Sie können ohne chemischen Holzchutz in der Gefärhdungsklasse 1 verbaut werden.

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2 "Fledermaus-verträglich" ist ja ein sehr subektiver Begriff. Die einzelnen Holzschutzmittel sind in ihrer Wirkung auf Schädlinge, sowie in der Giftigkeit für Säugetiere sehr unterschiedlich. Werden diese Mittel mit Bedacht eingesetzt, d.h. nur an Stellen, wo kein anderer Holzschutz als der chemische angewendet werden kann, und wird auf eine ausreichende Lüftungszeit von mindestens 4 Wochen geachtet, hat man die Gefahr für die Fledermäuse bereits um einiges heruntergesetzt. Chemische Holzbehandlungen sollten unbedingt im Zeitraum zwischen Oktober - Februar ausgeführt werden, da dann die Fledermäuse auf Wanderschaft oder im Winterschlaf sind, und also die Dächer der Menschen nicht besiedeln.
Die Lüftungszeit ist übrigens bei allen Arten von chemischem Holzschutz vonnöten. Bei Mitteln auf Lösungsmittelbasis verflüchtigt sich in dieser Zeit ein Großteil der Zusatzstoffe, zurück bleiben überwiegend die gegen Schädlinge wirkenden Gifte. Bei Salzgemischen läuft in ca. 4 Wochen Lüftung der Prozess der Fixierung ab. Danach sind Salze nicht mehr wasserlöslich und können auch nicht mehr von den Fledermäusen ausgeleckt werden. Bei nicht fixierenden Salzen trocknet zumindest

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Holzoberfläche ab.

3 Das Heißluftverfahren muss in der Abwesenheit der Tiere geschehen, also im Zeitraum von Oktober bis Februar. Dies bedeutet eine gewisse Handlungseinschränkung, da für diese Bekämpfungsart normalerweise der Sommer genutzt wird, wo die Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenraum nicht so groß ist. Doch der Schutz der Fledermaus, die den Sommer im Dach verbringt, sollte hier Vorrang haben. Bei akuten Fällen wenden sie sich an die Naturschutzorganisationen.
Nach der Bundesartenschutzverordnung hat die Fledermaus einen besonderen Schutzstatus, darf daher

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nur von ausgewiesenen Fachleuten gestört, berührt oder umgesiedelt werden.

4 Durch die Abgrenzung der vergifteten Holzkonstruktionen sind diese den Tieren nicht mehr zugänglich und die Schädigung der Säuger bleibt völlig aus.
Fledermäuse sind jedoch sehr ortstreu und suchen oftmals im folgenden Jahr wieder den selben Hangplatz auf. Hier sollte versucht werden, Ersatzhangplätze zu schaffen. Ein- und Ausflugslöcher sollten am bisherigen Platz belassen werden und offen bleiben. Es kann aber auch vorkommen, dass

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sich die Fledermäuse im veränderten Dach nicht mehr wohl fühlen und andere Plätze aufsuchen.
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Wie kann ich mein Dach "flederfreundlicher" gestalten?

Im Grunde kann man sich glücklich schätzen, wenn das eigene Dach von Fledermäusen bewohnt wird, zeugt es doch von Natürlichkeit, wenn diese Tiere sich hier wohl fühlen. Um zum Arterhalt der Fledermäuse und zur Biodiversität des Umlandes beizutragen, kann man auch ein noch unbesiedeltes Dach für diese Nachtjäger attraktiv gestalten.

In vielen Dächern werden diese scheuen Bewohner immer seltener, werden doch durch Dachhäute und andere Maßnahmen die Dächer perfekt abgedichtet und unzugänglich gemacht. Sind dagegen Ein- und Ausflugslöcher im Dach vorhanden, gibt ihnen dies eine Möglichkeit für eine neue Heimat.

Auch der Einbau von Fledermaus-Ziegeln und die Neugestaltung des Daches mit zusätzlichen Hangplätzen fördert die Wohnqualität der Tiere. Die Hangplätze kann man auch selbst bauen und Kinder beim Basteln mit Holz auf den Naturschutz bringen...

Für viele weitere Ideen und nützliche Informationen sei hier auf die Seite
http://www.fledermauskunde.de verwiesen.
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