homeHolzfragen.de Links zumThema
Der Balkon aus Holz
Regeln Konstruktion
Fenster und Türen
Spritzwasserschäden
Dachausbau
alte Holzbalkendecken
Außenwände
Ein "Riesenbalkon" Expo 2000, Hannover. Foto: Dr.Kürsten

Der Balkon - eine Idee, aber vielfältigste Bauweisen...


Der Balkon ist die Brücke nach draußen

So scheint es zu sein. Tatsächlich sind aber die Motive, einen Balkon anzubauen, ganz unterschiedlich und sehr vielfältig. Das soll anhand der folgenden Bilder ersichtlich werden. Ist die Gemütlichkeit dem einen das Ziel (Balkonien im EG), ist es beim anderen (im Staatsbad) nur ein Gestaltungselement der blendenden Fassade. Auch hat der Planer oft eine ganz andere Idee als die späteren Bewohner, wie die ungenutzten Nord-Balkone im Altenheim andeuten. Viele Balkone entstehen aus der Überlegung, Platz gut zu nutzen (Dachschräge), oder auch aus der Platznot, gar an Stellen (auf den Dächern der Stadt) , wo sie niemand zuvor als planbar bedachte. Was man auch sehen kann: wird viel Geld verbaut, ist weniger Holz und mehr Beton oder Stahl der Baustoff. Holz ist damit als eine sehr preiswerte Bauweise erkannt.

Die Idee ist immer gleich, die Bauweise aber ganz verschieden...

Platznehmen in der Sonne Luftholen nach dem Essen Ausnutzen jeder Lücke am Haus
Balkonien im EG, auf Bodenniveau im Altenheim in der Dachschräge am Wohnhaus
und im 2.OG, vor der Belletage im Staatsbad auf den Dächern in der Stadt
Fotos: Rüpke

Wegen der Vielfalt der Balkone sind auch deren konstruktive Bauart und die dabei verwendete Baustoffauswahl vielfältig. Das ist aber zuerst eine Frage der Baukosten. Die Qualität und Dauerhaftigkeit der Baukonstruktion scheint weniger vom Preis des Materials, als von ganz anderen Einflüssen bestimmt. Und das ist in erster Linie unser Wetter, dass mit "Wasser von oben" nichts gutes für das Leben der Balkone bedeutet. Nicht weiter verwundert daher, wenn die Vermutung sich anbahnt, jeder Baufehler mag ursächlich mit dieser "Wasserfrage" zusammenhängen.

Ein Hinweis, wie sich Wetter und Wetterschutz im Wechselspiel verhalten und welche Grundforderung sich daraus absehen lässt, geben die stets überdachten Balkonkonstruktionen in gebirigen Gebieten, die vom Wetter stärker gebeutelt sind. Solche ausladenden Dächer sind nicht nur hier der wirksamste Schutz jeder Balkonkonstruktion.

umlaufender Kragbalkon am Gehöft alte Erkenntnisse neu umgesetzt Gleiches im Musikantenstadlstiel
Fotos: Dr.Kürsten

"Unter Dach" bleibt jedoch alles trocken. Foto: Dr.Kürsten
Der Übergang von "nass" nach "trocken"

Die so getaufte "Wasserfrage" ist am Bauwerk dadurch eingegrenzt, das es innen "trocken sein muss" und nur außen "nass sein darf". Darf und nicht muss. Das "darf" soll heißen, auch draußen sollte es am Bauwerk so trocken als möglich sein.

Jedes Bauwerk hat ein längeres Leben, wenn die Wetterbelastung durch konstruktive Maßnahmen (Dächer, Überstände, Vordächer, Wetterfassaden etc.) gemindert wird.

Das rechte Bild zeigt beispielhaft die Wirkungen einfacher Wetterschutzmaßnahmen. Unterm Dach ist alles trocken, wie es die noch erhaltene Lasur erkennen lässt. Außerhalb des Dach"schirmes" haben Wind und Wetter durch Spuren ihr Revier gezeichnet, die kleine Bleckabdeckung auf dem auskragenden Stück des Balkens zeigt da nur sehr begrenzte Wirkung. "Da wird noch ´was nachkommen"... Auf den Überstand kommt es eben an. Das Ziel des Planers, durch Randziegel das Ortgangbrett zu ersetzen, blieb hier "auf der Strecke".

Die erste konstruktive Grundüberlegung
Der Balkon ist wegen seiner "Außenlage" einer stetigen direkten Bewitterung ausgesetzt, deren Schädlichkeit nur durch konstruktive Maßnahmen abgemindert werden kann.

Praktisch heißt dies: ein Balkon sollte stets ein Dach haben !

Tatsächlich finden wir auch in der Stadt eine Etagenbalkonbauweise vor, wobei nur der oberste Balkon oben offen ist. Die darunter liegenden sind nur bei Wind durch Bewitterung belastet. Dabei ist zu beobachten, dass der oberste Balkonnutzer sich mit der Zeit irgendwann doch ein Dach draufbaut.

Spritzwasser und Staunässe

Wasser ist nur schädlich, wenn es länger am Ort verbleibt und in die Konstruktion oder deren Baustoffe tiefer eindringen kann.

Der zweite konstruktive Grundsatz
Ein Balkon muss eine (auch im Winter) wirksame Entwässerung haben, um Regenwasser schnell und ohne Staunässe abzuleiten. Staunässe ergibt sich bei vorhandenem Schmutz i.d.R. auf den Balkonbodenflächen. Eine regelmäßige Reinigung des Bodens ist nötig.
Staunässe
Schmutzablegerungen (vom Blumenkübel) der erste Schritt zu Staunässe, die durch grüne Algen angezeigt wird.
Foto: Rüpke
Spritzwasser
durch Spritzwasser wurde die angrenzende Außenwand durchfeuchtet, die dunkle Färbung zeigt den Feuchtehorizont an.
Foto: Rüpke
Schaden
nach Feuchteeinwirkung kam es zu einem Pilzbefall, der an der Holzbalkendecke zur Zerstörung des Deckenbalkens führte.
Foto: Dr.Kürsten

Stets schadträchtig: Holz direkt auf oder neben dem anderen Holz ergeben zusammen mit Staub und Schutz schadträchtige Staunässe - eine Lösung wären Abstände, also luftige Fugen !
Foto Dr.Kürsten

Spritzwasser samt Staunässe haben ein sicheres Indiz.
Zuerst von Algen, dann vom Moos angezeigt, ist das Vorhandensein von Spritzwasser samt Staunässe in schattiger Lage zu erkennen.
Foto: Rüpke

Wasser gefährdet Bauwerk und Baustoff nicht nur, wenn es von oben kommt. Am Boden aufgetroffen, spritzt es mit voller Wucht in alle Richtungen seitlich gegen alles, was im Wege steht. Spritzwasser wirkt daher schädlich.

Durch Spritzwasser verursachte Schäden werden oft gar nicht erkannt, mindestens aber in der Auswirkung unterschätzt.

Spritzwassereinträge und daraus resultierende Staunässe sind nach den (leicht erkennbaren) Undichtigkeiten an der Dachhaut und dem (gar nicht sichtbaren) Tauwassereintrag die häufigste Ursache aller auftretenden Feuchteschäden am Gebäude.

Spritzwasser samt Staunässe sind erkennbar. Sie haben ein sicheres Indiz. Zuerst von Algen, dann vom Moos angezeigt, ist das Vorhandensein von Spritzwasser und Staunässe in schattiger Lage leicht festzustellen. Dennoch wird es übersehen.

Spritzwasser wird an allen waagerecht an das Bauwerk grenzenden Flächen wirksam. Überwiegend also am Sockel und damit im Keller. Auch ein Balkon ist i.d.R. waagerecht an das Gebäude angebaut.

Bei Regen spritzt Wasser nicht nur am Erd"boden" sondern auch am Balkon"boden" an die Gebäudeaußenwand, die - wie am Gebäudesockel - auch hier mit Durchfeuchtung reagiert.

Abführung von Wasser am Balkon birgt Probleme

"oben" undichter Balkon und "unten" das Ergebnis - eine abgestürzte Decke! Abdichtungspfusch am Balkon oben rechts und unten links neben einer Tür
Fotos: Rüpke

Anscheinend unbegrenzt sind die Fehlermöglichkeiten bei der Regenwasserführung an Balkonen. Eine Exkursion in die nahe oder weite anverwandschaftliche Umgebung wird Ihnen die Vielfalt der Möglichkeiten aufzeigen, Wasser von Balkonen abzuleiten.

Erschreckend sind die Beispiele, wo einem Baufehler schon bei der Instandsetzung von Balkonen regelrecht "ins Auge springen". Oben links im Bild wird erkennbar, dass über die Frage der Einbauhöhe der Tür nicht nachgedacht wurde. Die Dichtung des Balkons macht bei einem verstopften Abfluss eine Überschwemmung ja immer möglich. Soll nun das Wasser ins Wohnzimmer ablaufen? Vorher lief das Wasser übrigens ungebremst in die Balkondecke, deren unterer Deckenputz dem "Untermieter" wortgemäß "auf den Kopf" fiel (siehe Bild unten links).

Ein Blick auf den "Murks" einer (übrigens architektenüberwachten) Balkonbaustelle rechts oben und unten zeigt (neben der fachlich "sau"mäßigen Ausführung) den gleichen Grundfehler: die seitlich aufgehenden Abdichtungen sind nicht hoch genug ausgeführt. Sie können auch nicht richtig ausgeführt werden, weil zuvor der Planer anscheinend der (richtigen) Höhenlage von Tür- und Fensterelement gar keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

Der dritte konstruktive Grundsatz
Bei umbauten Balkonen (Loggien) muss die Balkonabdichtung neben der Dichtung der Fläche durch Aufkantungen in der Lage sein, bei Verstopfungen (z.B. Frost-Tauwetter im Winter) für die Wasserführung (wenigstens kurzzeitig) eine Wanne zu bilden, um ein Einlaufen des Wassers in angrenzende Bauteile zu verhindern. Beste Sicherheit böte ein Gefälle "vom Baukörper weg" mit schadloser Überlaufmöglichkeit in eine Vorhangrinne.

Fazit

Ergo - gute konstruktive Möglichkeiten wären auch die einfachen Wege zum Ziel:
- den Balkon vom Gebäude getrennt davor zu setzen und somit eine offene Fuge zum Bauwerk zu belassen. Damit umginge man alle möglichen Einbindungen und Eingriffe in die (hoffentlich ja zuvor) intakte Fassade.
- die Entwässerung grundsätzlich "vom Gebäude weg" in eine Vorhangrinne einzuführen. Damit sind alle Probleme eines Wasserstaus erledigt
- den (obersten) Balkon stets zu überdachen.

So sähe ein Beispiel von vielen anderen möglichen aus: eine vor das Gebäude gesetzte Balkonkonstruktion, mit Gefälle "weg vom Bauwerk" samt Vorhangrinne. Das Dach darüber muss man sich dazu denken. Diese Konstruktionsskizze finden Sie bei: Informationsdienst Holz, Holzbauhandbuch Reihe 1 Teil 8 Folge 2, S.21.

Möglicherweise führt an der abgebildeten Konstruktion die niedrige Schwellenhöhe zu Problemen durch Spitzwasser und Schneelagen. Dies ist im Einzelfall anhand der im Gebrauchszustand zu erwartenden Bedingungen zu prüfen und gegebenenfalls den dann tatsächlichen Gefahren anzupassen. Anlehnend an die DIN 18195 würde dort aus Dichtungsgründen eine mind. 15 cm Aufkanntung erwartet werden. Durch geeignete konstruktive Maßnahmen könnte nach DIN 18195-1die Höhe auf mind. 5 cm gemindert werden.

Ein barrierefreier behindertengerechter Austritt nach DIN 18025-1 kann hier also aus vielerlei Gründen wohl nicht erreicht (und daher auch kaum verlangt) werden. Gerade in Altenheimen ist dies ein Problem, daß nicht selten zu Unfällen und danach zu Streitigkeiten führen kann. Hier muß also vom Planer darauf hingewiesen werden und ein Ausweg mit anderen Hilfsmitteln (z.B. mit Überrampen oder mit Handgriffen) gesucht werden.


[zurück zur vorigen Seite]    [zurück zur Übersicht]    homehome