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Mitarbeit: Stud.Ing. Christian Böhning, FH Eberswalde

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Risse im Holz- "worauf kommt`s an"


Da Holz ein lebendiger Baustoff ist, sind Risse unvermeidlich.

Sogenannte Trockenrisse entstehen durch unterschiedliches Quell- und Schwindverhalten in der jeweiligen Richtung am Holz.

Beim Trocknungsvorgang des Holzes ziehen sich die Holzzellen in tangentialer Richtung stärker zusammen, als in radialer Richtung des Stammquerschnittes.

Bedenklich, ein durchgehender Trocknungsriss, der diesen Kragbalken schwächt. Foto: Dr.Kürsten
Oft unbedenklich, aber eine gute Gelegenheit zur Eiablage für den Hausbock: Trocknungsriss nach zu feuchtem Einbau. Foto: Rüpke
Dieser Effekt wird durch direkte Wetterbeeinflussung oder extremen Feuchtigkeitswechsel (durch Einbau von nassem Holz im Innenbereich und durch zu schnelle Trocknung) verstärkt.

So entstehen große Risse im zugeschnittenen Holz, die sich negativ auf die Tragfähigkeit des Bauteils auswirken können und zudem dem Hausbock als wichtigstem holzzerstörendem Insekt eine sichere Eiablage ermöglichen.

Damit schadträchtige Risse neben anderen Fehlern von vornherein ausgeschlossen werden können, sind in der DIN 4074 einzelne Sortierklassen festgelegt, um Bauschnittholz in unterschiedliche Qualitäten bzw. bestimmte Sortimente einzuteilen.

Die Größe von Schwindrissen in Holzbauteilen ist vor allem abhängig von:

  • der Lage des Kerns im Querschnitt
  • der Art und dem Verlauf der Trocknung
  • den Bedingungen während der Nutzung

Ob sich Risse negativ auf die Tragfähigkeit eines Bauteils auswirken, hängt vor allem von deren Lage und Größe sowie von der Beanspruchung des Bauteils ab. Untersuchungen an Balken mit Biegebeanspruchung (Deckenbalken, Sturz) haben ergeben, dass sich vertikale Risse wesentlich geringer auf die Tragfähigkeit auswirken, als horizontale Risse.

Kleine Risse wie an diesem Deckenbalken aus Steil-/Traubeneiche sind eher unbedenklich und wirken nur optisch störend. Foto: Dr.Kürsten
Durchgehende Trockenrisse wie diese führen zu einem hohen Verlust der Tragfähigkeit, dieser Balken könnte so nicht verbaut werden.
links: durchgehender Riss. Die Folge- deutliche Tragfähigkeitsminderung des Balkens
rechts: unbedenklicher Riss: ein unbedeutender Verlust der Tragfähigkeit
häufige Holzarten
Schwindmaß
Darrdichte
% axial
% radial
% tangential
heimische Nadelhölzer
Fichte 0,2-0,4 3,6-3,7 7,9-8,5 0,43
Kiefer 0,2-0,4 3,7-4,0 7,7-8,3 0,49
Lärche europ. 0,1-0,3 3,4-3,8 7,8-8,5 0,55
Douglasie 0,1-0,3 4,8-5,0 7,6-8,0 0,48
heimische Laubhölzer
Stiel-/Taubeneiche 0,3-0,6 4,6 10,9 0,65
Edelkastanie 0,6 Ø 3,8 Ø 6,5 Ø 0,56
Robinie 0,1 Ø 3,9 Ø 6,3 Ø 0,72
nach Wagenführ, Holzatlas, 2007, Fachbuchverlag, Leipzig und DIN EN 350-2

Festlegung von Unbedenklichkeitskriterien

Um Risse im Holz auf ihre Tragfähigkeit einschätzen zu können, wurden einige Festlegungen getroffen:

  • Der Einfluss von Schwindrissen ist nach der Hauptbeanspruchung des Bauteils zu differenzieren
  • Die Lage der Risse im Holzquerschnitt in Beziehung zur Lastrichtung ist zu berücksichtigen
  • Die größten Risstiefen sind möglich als Einzelriss oder als Summe der Risstiefen gegenüberliegender Risse
Beurteilungskriterien für Rissbildungen
Beanspruchung des Bauteils unbedenkliche Risstiefe unbedenkliche Risslänge
Biegung < 0,7* Bauteilhöhe
< 0,6 - 0,8* Bauteilbreite
1/3 der Bauteillänge
Schub < 0,7* Bauteilhöhe
< 0,45 - 0,65* Bauteilbreite
1/3 der Bauteillänge
Knickung < 0,5* Bauteilbreite 1/3 der Bauteillänge
Eine gute Übersicht gibt das Merkblatt "Beurteilungskriterien für Rissbildungen" des ehemaligen Informationsdienstes Holz.
Werden die unbedenklichen größten Risstiefen überschritten, ist eine Beurteilung durch einen Fachmann durchzuführen um die Gewährleistung der Tragfähigkeit zu sichern.

Maßnahmen

Als wichtigste Maßnahme sollte darauf geachtet werden, dass die Einbaufeuchte nicht zu stark von der zu erwartenden Gleichgewichtsfeuchte der späteren Nutzung (DIN 68 800-2) abweicht. Sichtbar verbaute Hölzer sollten möglichst kernfrei, also kerngetrennt geschnitten werden.

vierstieliger Einschnitt mit Markröhre
zweistieliger Einschnitt ohne Markröhre

Kleine Risse, die rein optisch störend wirken, kann man innen mit etwas Farbe oder außen durch Ausspanen mit der gleichen Holzart abdecken oder schließen.

Bei Hölzern im Außenbereich sollte darauf geachtet werden, dass auftretende Risse jeweils dann mit fungiziden/insektiziden Mitteln vorbeugend nachbehandelt werden, wenn diese nicht ausreichend natürlich dauerhaft sind und (deshalb) einen chemischen Holzschutz erfordern.

Risse sollen und können durch konstruktive Maßnahmen vor zusätzlichen Wasser- und Schmutzeintrag gesichert werden (z.B. durch Einspanen, Verleisten und Abdecken etc.). Dabei muss nicht unbedingt jeder Riss geschlossen werden.

Dichtmassen wie Silikon oder alle Arten von Holzkitt dürfen im Außenbereich auf keinen Fall Verwendung finden, da diese das Problem stets verschlechtern als es zu verbessern. Nicht zu verhindernde Haarfugen zwischen dem Dichtungsmaterial und Holz fördern nachhaltig den Wassereintrag in das Holzinnere.

Die Dichtungsmassen verhindern den Abfluss und bilden so als "Feuchtenest" eine schadträchtige Staunässe im außen verbauten Holz. Die Verwendung von Dichtmassen und Spachtel sind zur Zeit ein häufiger Grund für (größere) Schäden an Fachwerkfassaden.

Bei der Instandsetzung größerer Risse, die zur Tragfähigkeitsverminderung führen, z.B. durch Einkleben von stabförmiger Bewehrung u.ä. Maßnahmen, sollte stets ein hierzu eingerichteter Fachbetrieb hinzugezogen werden.


Vorschriften über Risse im Bauschnittholz

DIN 4074-1 Sortierung von Nadelholz nach der Tragfähigkeit
DIN 4074-2 Sortierung von Laubholz nach der Tragfähigkeit
DIN 1052-1 Holzbauwerke
DIN 68365 Bauholz für Zimmererarbeiten
EN 942 Holz für Tischlerarbeiten
EN 335 Dauerhaftigkeit von Volholz- Definition der Gefährdungsklassen
EN 350/
DIN 68800
Dauerhaftigkeit von Holz - natürliche Dauerhaftigkeit
EN 336 Bauholz für tragende Zwecke - Maße und Abweichungen
EN 338 Bauholz für tragende Zwecke - Festigkeitsklassen
EN 518 Bauholz für tragende Zwecke - Sortierung
VOB Teil C
DIN 18334
Zimmerer- und Holzbauarbeiten

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