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Zuordnung wichtiger holzzerstörender Pilze nach Fundorten und Schadbildern
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Eichenwirrling andere Pilze im Gebäude
Gebäudeversicherung und Gebäudepilze
Junger Ausgebreiteter Hausporling, Donkioporia expansa, Ausbildung der Fruchtschicht im Oberrflächenmycel.
Foto: Rüpke

Ausgebreiteter Hausporling,
Donkioporia expansa


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Erkannt wird nur, was auch bekannt ist ...

Der Ausgebreitete Hausporling, Donkioporia expansa war vielen Holzschutzsachverständigen noch vor 10 Jahren so gut wie unbekannt. Als selten eingestuft, war er auch kaum beschrieben. In manchem Fachbuch fehlt er ganz.

Eine Beleg für seinen Status als unbekannter Gebäudepilz liefern die Gebäudeversicherer. Ihr üblicher Ausschluß des Versicherungsschutzes bei "Schwamm" umfaßt diesen Pilz namentlich nicht, im Umkehrschluß ist dieser Pilz auch bei der speziellen Schwammversicherung nicht aufgeführt und nicht versichert!

Anders in unseren Nachbarländern. Dort war dieser Holzzerstörer eher bekannt und wurde deshalb auch erkannt.

Heute ist der Ausgebreitete Hausporling in Deutschland bei nahezu 10 % der Schadensfälle nach Wassereintrag im Gebäude beteiligt. Er gehört in Deutschland nach dem Echten Hausschwamm und dem Braunen Kellerschwamm an dritter Stelle zu den vier häufigsten Gebäudepilzen.

Wegen seines Vorkommen nur im Gebäude kann er - wie der Echte Hausschwamm - als ein Kulturfolger bezeichnet werden.

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Der Name muß passen - Omen est nomen

Oft ist der Pilz am Eichenholz zu finden. Sein Zerstörungswerk durch Weißfäule (zu Beginn eher Simultanfäule) wiegt leicht in der Hand: die einst schwere Eiche wird balsaholzartig und federleicht. Die Zerstörung am Eichenholz ist schnell und vollständig. Das spiegelt sich in der auf die Eiche fixierten Bezeichnung "Eichenporling" wider. Dennoch sollte man diesen Namen tunlichst nicht benutzen, weil der Pilz am Nadelholz oder an Holzwerkstoffplatten (z.B. jede Art von Spanplatten) genauso zerstörerisch tätig wird. Wer ist ausgebreitet im Gebäude zu finden und an den Poren zu erkennen? Der Ausgebreitete Hausporling. Omen est nomen, dieser Name trifft besser.

Mehrschichtig wachsen hier frische Fruchtschichten des Ausgebreiteten Hausporlings am Eichenholz auf. Noch vital, sind sie weißlich ockerfarben. Foto: Rüpke
Hier der Ausbereitete Hausporling am Nadelholz (Fichte), unter der Fußbodendielung. Das samtartige Oberfklächenmycel ist weiß bis ockerbraun. Foto: Rüpke

Ausgebreiteter Hausporling im Bild

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Ausgebreiteter Hauspoling, Donkioporia expansa: Arthrosporen im Substratmycel.
Ausgebreiteter Hauspoling, Donkioporia expansa: ein gutes Bestimmungsmerkmal sind die Arthrosporen (um die 10μm) im Substratmycel oder nahe am Holz. Erkennbar, die sehr dicke Zellwand, die eine Überdauerung längerer Trockenphasen sichert. Foto: Rüpke

Im Bild oben sieht man die Ausbreitung des Pilzes, der überwiegend mehrschichtig aufwachsende Fruchtkörper bildet. Die Ausbreitung (Erkennungsmerkmal) kann bei entsprechender Feuchteverteilung über mehre Meter erfolgen. Befallsbereiche über mehrere m 2 kommen öfters vor. Der Pilz ist in seiner Entwicklung und Ausbreitung an eine stetige, mindestens zeitweise wiederkehrende Wasserzufuhr gebunden. Eine nötige (hohe) Holzfeuchte beträgt meist über 30-60%. Kurze Trockenphasen sind sicher möglich, wenn der Ausgebreitete Hausporling (wie viele Pilze) seine dichten Mycelformen nutzen kann, um das Wasser im Holz am Verdunsten zu hindern. Auch sind die Arthrosporen (im Holz zu finden, im Substratmacel) mit dicken Zellwänden auf die Überdauerung längerer Trockenphasen angepaßt. Der Pilz wächst nur am Holz und nicht im oder am Putz oder Mauerwerk.

Im vitalen Zustand ist der Pilz weiß bis hellockerfarben. Das Farbbild kann durch die sich bildenden bernsteinfarbenen Guttationstropfen (ein Erkennungsmerkmal neben anderen) auch sehr farbenreich sein. Im Alter werden die Fruchtkörper je nach Lichteinwirkung gräulicher.

Dieses Farbspiel des reifen Ausgebreiteten Hausporlings ist durch die austretenden bernstreinfarbenen Guttationstropfen verursacht. Dies geschieht im vitalen Zustand. Foto: Rüpke
Die Guttationstropfen am frischen Fruchtkörper des Ausgebreiteten Hausporlings vergrößert. Typisch die bernsteinähnliche Farbe. Foto: Rüpke

Guttationstropfen bleiben an alten Fruchtkörpen als schwarze Punkte sichtbar erhalten. Farblich ist der zu erwartende Übergang nach Grau abhängig vom Lichteinfall. Im lichtunzugänglichen Raum bleiben die ockerfarbenen Töne erhalten. Unter direktem Lichteinfluß (UV-Stahlung) vergrauet die Oberfläche schnell. Die Struktur der Fruchtschichten wird nach dem Austrocknen sehr viel härter.

Auch am älteren, bereits ausgetrockneten Fruchtkörper des Ausgebreiteten Hausporlings sind die Guttationstropfen noch als schwarze Punkte zu erkennen. Foto: Rüpke
Dieser alte Fruchtkörper des Ausgebreiteten Hausporlings wuchs im lichtlosen Raum und ist daher weniger vergraut . Auch hier sind getrocknete Guttationstropfen. Foto: Rüpke

Die ausgeprägte Weißfäule am Schadbereich ist mit den Fingern zu greifen und liegt federleicht in der Hand. Im Fingergefühl sind die im Holzinneren schneeweißen Fruchtschichten am befallenen Holz mit dem Kontakt am Styropor (Polystyrolschaum) am besten zu beschreiben. Außerhalb am Holz fühlt es sich mehr korkartig an. Der Ausgebreitete Hausporling ist blind "fühlbar".

Schadbild nach Befall durch den Ausgebreiteten Hausporling am Eichenfachwerk. Das Holz wird leicht wie Balsaholz und weiß gebleicht. Es liegt eine Weißfäule vor. Weiß und styroporartig ist das Fruchtfleisch im Loch. Foto: Rüpke
Der Ausgebreitete Hausporling kommt auch zusammen mit anderen holzzerstörenden Gebäudepilzen vor. Im Bild belegt dies die oben und unten paralell zur mittig verlaufenden Weissfäule liegende Braunfäule. Foto: Rüpke

Das zähe, horkartige, bislang auch holzige Fruchtfleisch anzuschneiden ist nicht einfach. Im Anschnitt werden dann die Schichten erkennbar. Abwechselnd mit filzigartigem Fruchtfleisch werden die Porenschichten als länglich parallel ausgerichtete Röhrchen sichtbar. Es ist ein Porling (Erkennungsmerkmal).

Zwei angeschnittene ausgewachsene Fruchtkörper des Ausgebreiteten Hausporlings. Links mit nur einer Schicht. In der Ausicht erkennbar " a " das Fruchtfleich und " b " die typischen Poren (Vergrößerung der Porenaufsicht im unteren im Bild) , die sich im Anschnitt als Röhrchen darstellen (siehe Bild unten) . Rechts ein zweischichtiger Fruchtkörper, rot die Fruchtfleichschichten und dunkelblau die Porenschichten. Fotos: Rüpke

Durch die Wuchsbedingungen können die Porenschichten verzogen sein. Sie können nebeneinander als Poren und lang gezogen als Schlitze vorkommen. Auch werden die Fruchtschichten gern von Insekten vernascht, was manche Abnormität in der Erscheinung erklären kann.

Je nach Wuchslage sind die Poren auch als Röhrchen zu sehen. Die ist beim Fruchtkörper des Ausgebreiteten Hausporling häufig der Fall (Vergrößerung aus dem oben stehenden Bild). Foto: Rüpke
Das Geheimnis, warum die Fruchtkörper mal ruppig und zerfedert aussehen können, wird hier gelüftet: Der Ausgebreitete Hausporling, Donkioporia expansa schmeckt vielen Insektenlarven recht gut. Foto: Rüpke

Ausgebildet sind die 4 bis 5 Poren pro mm sind typisch grau. Sie bleiben als Erkennungsmerkmal am alten abgetrockneten Fruchtkörper erhalten.

Ein Erkennungsmerkmal des Ausgebreiteten Hausporlings ist sein Porenbild mit 4-5 Poren pro mm (Vergrößerung der Aufsicht aus dem oben stehenden Bild). Foto: Rüpke
Die Farbe eines alten Fruchtkörpers des Ausgebreiteten Hausporlings ist typisch grau. Ursache ist die direkte Lichteinwirkung . Foto: Rüpke

Es kommt vor, daß eine makroskopische Bestimmung wegen fehlender Merkmale schwer ist. So ist das Oberflächenmycel wegen seiner samtenen Struktur nicht gleich eindeutig zuzuordnen. Vergrößert und über die gesamten Fläche dann genauer betrachtet, finden sich aber u.U. erste porige Strukturen sich bildender Fruchtkörperschichten. Dazu kommt eine typische, korkig weiße Unterschicht.

Zunächst ohne eindeutige makroskopische Merkmale: das samtige, ockerfarbene, trockene Oberflächenmycel des Ausgebreiteten Hausporlings. Foto: Rüpke
Genauer, mikroskopisch (Lupe) hingesehen, sind u.U. schon die ersten Anfänge der Fruchtkörperbildung anhand von erkennbaren Porenstrukturen zu erkennen. Foto: Rüpke
Querschnitt durch Oberflächenmycel des Ausgebreiteten Hausporlings. Foto: Rüpke
Ein Querschnitt durch eine auf Holz aufgewachsene Schicht des Oberflächenmycels ist zuvor oben links abgebildet. Rechts im Bild zu sehen ist ein Schnitt durch das Nadelholz. Darauf ist die wenige mm dicke Mycelschicht aufgewachsen. Eine ockerfarbene samtige Deckschicht bildet den Abschluß. Aus dieser Deckschicht heraus bilden sich hier junge Fruchtkörperschichten (siehe oben, Bild rechts).

Im Regelfall sind die Fruchtschichten des Ausgebreiteten Hausporlings eben übereinander wachsend. Im Dunkeln können sich jedoch auch andere, sogenannte Dunkelfruchtformen bilden. Die sind dann recht vielfältig und für uns recht phantasievoll. Es bleiben aber typische Erkennungsmerkmale, wie Guttationstropfen undPorenbildungen und die typischen Farbspiele erhalten.

Fruchtkörper des Ausgebreiteten Hausporlings an Eiche, die nach Entfernung einer vorgebauten Putzfassade zum Vorschein kamen. Die Formen sind teils Foto: Rüpke
Vergrößert, eine Dunkelfruchtfruchtform des Ausgebreiteten Hausporlings. Unten an Bildrand erkennbar und typisch, eingetrocknete Guttationstropfen. Foto: Rüpke

Schadensfälle aus der Praxis
- Beispiele für Befallssituationen mit dem Ausgebreitetem Hausporling

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Alle folgenden Beispiele stammen aus Wohngebäuden.

Beispiel 1 in der Wohnung an der Fachwerkaußenwand :
Ausgebreiteter Hausporling innen an der Eichenschwelle eines Fachwerkhauses. Zuvor wurde in der Innenputzes entfernt. Das Fachwerk sollte auch von innen sichtbar sein. Die nun fehlende notwendige innere Dichtigkeit hatte einen starken Tauwasseranfall in den Fugen zur Folge. Dies führte zu dem Pilzbefall mit einem schweren Schaden. Foto: Rüpke
Beispiel 2 in der Wohnung an der Decke :
"Aufdeckung" eines schon älteren Schadens nach Befall durch den Ausgebreiteten Hausporling an den Tragbalken (Fichte) einer Holzbalkeneinschubdecke im Zuge von einer Grundsanierung. Ohne Hilfe der lastverteilenden Dielung hatten die Deckenbalken Mühe, sich selbst zu tragen. Die genaue Ursache wurde in einer undichten Heizungsleitung vermutet. Foto: Rüpke
Beispiel 3 in der Wohnung neben der Dusche :
Nach Umbauten verliert man leicht die Übersicht... Schaden am Fachwerkholz (Eiche) in der Wand nach Befall durch den Ausgebreiteten Hausporling im Bereich einer Dusche infolge konstruktiver "Undichtigkeiten".
Beispiel 4 in der Wohnung an Decke unter einem Naßraum :
Die Leitungen legen die Vermutung nahe: es gibt Wasser obenbalb der Decke. Hier war dann die bauliche Ausführung "irgendwie undicht" und führte zu einer dauernden Durchfeuchtung in der Deckenkonstruktion (Fichte) und zu einem nachfolgenden Befall durch den Ausgebreiteten Hausporling. Die Tragbalken trugen kaum mehr sich selbst und nur der daüberliegende, die Last verteilende Estrich verhinderte zunächst einen Deckeneinsturz.
Beispiel 5 In der Wohnung, in einer Holzbalkeneinschubdecke am Naßraum:

Der Name des Pilzes zeigt hier: der stimmt. Dieser riesige Fruchtkörper gibt ein anschauliches Beispiel. Hier war nach einem schon zeitlich zurückliegenden Wasserschaden ein großer Schaden entstanden. Der wurde aber erst viel später erkannt. (Bilder Fa. Hanebutt)
Beispiel 6 im historischen Fachwerkhaus an der Außenwand nach "neuzeitlicher" Kerndämmung
Ausgebreiteter Hausporling in Fachwerkaußenwand. Außen Vorhandfassade mit Isofloc-Dämmung, innen Fliesen. Neben Tauwasser waren auch Undichtigkeiten (Dusche) vorhanden. Foto: Rüpke
Der Schadensverlauf des linken Befalls durch Ausgebreiteten Hausporling an der angrenzenden Innenwand, je eine Seite auf Dämmung verfliest und verputzt. Die verflieste Raumseite war warm, die Raumseite mit Putz kalt. Foto: Rüpke
Durch den Ausgebreiteten Hausporling zerstörtes Eichenfachwerk. Wegen innseitiger Verfliesung konnte Tauwasser nicht ausreichend austrocknen. Die äußere Dämmung war kapillar - ein Hindernis. Foto: Rüpke
Beispiel 7 im historischen Fachwerkhaus an der Innenwand nahe einem leicht undichtem Waschbecken
Vor dieser Wand war zuvor ein Waschbecken mit Fliesenspiegel. In das Fachwerk dahinter war stetig etwas Feuchte eingedrungen. Foto: Rüpke
Das Eichenfachwerk ist vom Ausgebreiteten Hausporling, vollkommen zerstört. Das Holz ist faserig = Weißfäule, das Lignin fehlt. Foto: Rüpke
In der links angrenzenden Wand war eine Ausbreitung infolge möglicher Abtrocknung nicht möglich. Am Übergang erfolgte die Zerstörung nur oberflächig. Foto: Rüpke

Literaturhinweis:

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Kleist, G. & Seehann, G. - Der Eichenporling, Donkioporia expansa ein wenig bekannter Holzzerstörer in Gebäuden. Zeitschift für Mykologie, Band 65/1,1999, Seite 23-32


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