home Projekt im Semesterpraktikum
bei Holzfragen.de
Mitarbeit: Stud. Ing. Carsten Fiedler, HAWK - Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst FH Hildesheim/Holzminden/Göttingen

Gallerttränen (Dacrymyces spp.)


Zerfließende Gallertträne (Dacrymyces stillatus)
Bewurzelnde (od. Gestielte) Gallertträne (Dacrymyces capitatus)

Praxisfälle

Kleine (1 bis 5 mm große) orange-gelbe (selten fast weiß) frische Fruchtkörper der Zerfließenden Gallertträne, (Dacrymyces stillatus) auf durchnässtem Holz. Oft auch zusammenfließend, hirnartig zu kleinen Gruppen verwachsen. (landwirtschaftliches Gebäude) Foto: Rüpke
Fruchtkörper der Bewurzelnden Gallertträne (Dacrymyces capitatus) auf einer Lärchenschalung. Ihr Fruchtkörper besteht im Gegensatz zur Zerfließenden Gallertträne aus einem kurzem Stielchen welcher allmählich in den Kopf übergeht. (Terrassenbelag) Foto: Rüpke

Die zerfließende Gallertträne, welche auch im Englischen als Common Jellyspot bezeichnet wird und die Bewurzelte Gallertträne, sind sogenannte Totholzpilze. Sie gehören zu den weniger beachteten Holzzerstörern an der Baukonstruktion im Außenbereich. Dies, obwohl die Gallerttränen zu massiven Schäden führen können, da sie eine relativ hohe Holzabbaurate besitzen.

Ihr Vorkommen ist ganzjährig in Europa und Nordamerika auf im Freien verbauten und stark der Witterung ausgesetzten Holzbauteilen aus Nadel-, Laub- und Tropenhölzern. Befallen wird nur feuchtes Holz, wobei die augenscheinliche Auffälligkeit des Pilzes stark von der Durchfeuchtung abhängt.

Gallerttränen verursachen eine Braunfäule, die den Eindruck einer Weißfäule hinterlassen kann. Dies erklärt sich dadurch, daß diese Pilze neben der Zellulose auch einen Teil des Lignins abbauen. Hinzu kommt, dass die befallenen Stellen oft auch schon stark vergraut und verwittert (ausgewaschen) sind.

Wegen der winzigen Größe werden die einzelnen 1 bis 5 mm großen Fruchtkörper oft übersehen. Erst bei einem vermehrten Auftreten fallen sie im frischen Zustand durch ihre orange-gelbliche intensiv leuchtende Farbe ins Auge. Das Aussehen kann im zeitweise trochenen Zustand allerdings auch unauffällig, ähnlich dem von austretenden Harz sein.

Im Jungen Entwicklungsstadium sind sie gallertartig weich und grell leuchtend, beim Austrocknen werden sie bräunlich und unscheinbar.

Befallen von diesen holzzerstörenden Pilzen werden Bauteile wie Türen, Fenster, Zäune, Spielgeräte, Carports und dergleichen. Holzbauteile wie Masten, Brücken und Stege und Spielgeräte sollten deshalb stets auf Anzeichen eines Befalls überprüft werden.

Am Terrassenbelag: unscheinbare alte Fruchtkörper der Gallertträne (Dacrymyces spp.) auf getrocknetem Bohlenbelag. (rot)
Im Detail: Eingetrocknete Fruchtkörper von Gallerttränen (Dacrymyces spp.) in der Vergrößerung. Die Verwitterung des Holzes ist hier auch deutlich zu erkennen. Foto: Rüpke
Deutlich sichtbare gelb leuchtende frische Fruchtkörper der Gallertträne (Dacrymyces spp.) auf feuchten Bohlenbelag.
Die Zerfließende Gallertträne (Dacrymyces stillatus) und ihr Schadbild (Braunfäule). Es handelt sich um einen Riegelbalken an einer Stallkoppel, der abrupt durchgebrochen ist. (Das Pferd wurde wieder eingefangen.) Foto: Rüpke

Praxisfälle

Die Fußgängerbrücke über die Bundestraße 6 am Kipphut in Sarstedt ist eine Trogbrücke aus Brettschichtholz (Fichte). Sie ist vermutlich schon an die 30 Jahre alt. An wenigen Stellen ist ein Befall durch eingetrocknete Gallerträne erkennbar. Im weiteren, genauer hingeschaut, sind in offenen Brettlamellenfugen auch kleinste Fruchtkörper von Blättlingen (Innenfäuleerreger) zu finden. Dazu gehören z.B. die größeren Braunfäuleschäden, die als Innenfäule an allen Stirnseiten der Brettschichtträger zu erkennen sind. Beide Pilze geben anhand ihrer Lebensbedingungen den Hinweis, die Einbausituation des Holzes ist einer langfrstig zu hohen Belastung durch die Witterung ausgesetzt, der konstruktiv nichts Minderndes entgegeben gesetzt wurde. Die Ursache des sich hier langsam entwickelnden Pilzbefalls ist also primär in der Konstruktion der Brücke zu suchen. Der langfristig nötige vorbeugende Holzschutz ist nicht ausreichend, um der Belastung aus der direkten Bewitterung standzuhalten, auch weil die Verleimung der Brettschichtträger in der extremen Bewitterungssituation langfristig zu tiefen Rissen geführt hat, was hier in statischer Sicht das gravierende Problem darstellt. Dazu kommt eine unzureichende Brückensäuberung als eine schadträchtige Folge kurzsichtiger Kosteneinsparungen in der Bauunterhaltung.

Fußgängerbrücke über die Bundestraße 6 am Kipphut in Sarstedt. Foto: Rüpke
Oberhalb des m Hauptträgerwiderlager s zeigen sich Braunfäuleschäden als ausgeprägte Innenfäule. Foto: Rüpke

An an der Brücke über die Verbindungsstraße von Langenhagen nach Godshorn in Hannover fielen als erstes Gallerttränen (holzerstörende Pilze) an den tragenden Holzbauteilen ins Auge. Auf den zweiten Blick fanden sich, zumeist an Rissen zwischen den Brettlamellen, kleine Fruchtkörper von Blättlingen (Innenfäuleerreger) . Die Anzeichen des Pilzbefalls dieser Arten belegen eine stark witterungsbelastete Einbausituation des Holzes. Auffällig ist hier der Schadenszeitpunkt, gerade einmal 11 Jahre nach der Errichtung, der ein offensichtliches Fehlen eines auch nur minimalen vorbeugenden konstruktiven Holzschutzes belegt.

Die 1998 vom Ingenieurbüro Schaper Urlaub Schmidt Giese geplante und von der Fa. Holtmann errichtete Fußgängerbrücke ist eine Hängebrücke aus Brettschichtholz (Fichte). Schon 2009 wurde sie abgerissen. Quasi "über Ostern" wurde sie durch eine Stahlkonstruktion ersetzt. Eine Holzverkleidung läßt sie der abgerissenen Brücke soweit ähneln, daß der Wechsel von Holz zu Stahl fast unbemerkt blieb. Das kurze Leben der alten Holzbrücke hat nur eine Erklärung: hier lag dem Schaden eine mangelhafte Bauplanung zugrunde, die in kürzester Zeit zum Totalschäden am Tragwerk folgte. Neben anderen Unzulässigkeiten fehlte - ganz einfach - der nötige vorbeugende konstruktive Holzschutz.

Fußgängerbrücke von Godshorn nach Langenhagen über die Verbindungsstraße von Langenhagen nach Godshorn 2009. Foto: Rüpke
Eine Untersuchungsbohrung an einem Brettschichträger der Brücke vom Frühjahr 2007. 2009 sind darin Fruchtkörper der Gallaerträne erkennbar. Foto: Rüpke
An dem Stützträger aus Brettschichtholz sind kleine gelbe Pünktchen erkennbar. Es sind Fruchtkörper der Gallerträne. Foto: Rüpke
Nahe der Stelle im linken Bild eine nach Befall durch die Gallertträne durch Braunfäule zertörte Brettlamelle des Stützträgers. Foto: Rüpke
An der Innenseite der beiden Hauptträger sind an den Brettlamellen Fruchtkörper der Gallertträne deutlich zu sehen. Foto: Rüpke
Nahe der Stelle links im Bild, an einem durch Braunfäule entstandenem Loch, wachsen kleine Fruchtkörper eines Blättlings aus. Foto: Rüpke
An anderer Stelle an dem Hautträger wachsen aus gerissenen Leimfugen der Brettlamellen Fruchtkörper eines Zinnoberschwamms aus. Foto: Rüpke
Der links im Bild noch winzig kleine Fruchtkörper von nur wenigen mm Länge vergrößert dargestellt. Foto: Rüpke

zum Textanfang


[zurück zur vorigen Seite ] [zurück zur Übersicht ] home home