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die Idylle trügt hoffentlich nicht...

Lüftungstabelle für unbeheizte Kirchen und Innenräume

Richtiges Lüften von Kirchen

von Johannes Voss


Warum müssen Kirchen mit Bedacht gelüftet werden?

Sicher kennt das jeder: wenn man im Sommer in eine Kirche eintritt, ist es immer angenehm kühl, sodass man sich gern eine Weile darin aufhält.

Kaum jemand ahnt jedoch, dass gerade das stete Eintreten vieler Personen in eine Kirche diesem kühlen Innenklima äußerst abträglich ist. Die Besucher bringen durch die geöffneten Türen einen stetigen, warmen Luftstrom von außen mit.

Beispielwerte
Temperatur in°C
Luftfeuchte in %
Wassergehalt der Luft in g/m³
warme Außenluft
20°C
65%
11,2
kühle Innenluft
8°C
65%
5,4
Luft enthält stets Wasser in Form feinster Wassertropfen (Wasserdampf). Bei gleicher Luftfeuchte kann jedoch warme Luft sehr viel mehr Wasser "tragen" als kalte Luft. Warme Luft, die in kaltes Klima eingetragen wird, gibt Feuchtigkeit ab.
Kalte Luft, die in warmes Klima kommt, nimmt Feuchtigkeit auf.

Je wärmer Luft wird, desto mehr Wasser kann sie dampfförmig in sich aufnehmen. Kühlt sich diese wasserdampfgefüllte Luft ab, kann sie nicht mehr so viel Wasser "tragen" und muss es zwangsweise abgeben. Jetzt passiert, was jeder von einer kalten Flasche im Biergarten kennt: die Feuchte der warmen Luft setzt sich als Kondenswasser an der kalten Oberfläche der Flasche ab. Dieser Vorgang, den man (Sommer-)Kondensation nennt, läuft dann direkt an den Innenwänden und den Kunstgegenständen in der Kirche ab, da diese die niedrigere Temperatur speichern. Dass Feuchtigkeit in Wänden und auf Holz nichts allzu Gutes bedeutet, kann man schon ausführlich auf anderen holzfragen.de -Seiten nachlesen (siehe Links oben rechts).

kleinen Kirchen fehlen oft die Mittel für eine ausreichende Kontrolle des Innenklimas
Nun, was tun? zum Textanfang

Große Kirchen und Gotteshäuser sind finanziell gut ausgestattet und bauen daher Drehtüren oder kleine Klimaräume in die Eingänge, die den direkten Feuchteeintrag minimieren. Außerdem können dort Temperatur und Luftfeuchte mit speziellen Geräten (Thermohydrograph) kontrolliert werden. Kleine Dorfkirchen dagegen haben diese Mittel oft nicht. Sie können aber auf folgende, ganz einfache Tricks zurückgreifen.

Wenn Feuchtigkeit in einen Raum eingebracht werden kann, muss man diese auch wieder heraus schaffen können. Hierzu muss nur das Gefälle umgekehrt werden, das heißt, die Außenluft muss zu dem Zeitpunkt eingelassen werden, an dem sie Feuchtigkeit aufnimmt, statt sie abzugeben.

Aus der folgenden Tabelle sind die günstigsten Außentemperaturen zum Lüften von Innenräumen abzulesen, um die im Raum enthaltene Feuchtigkeit möglichst reichlich nach außen zu transportieren.

- Zu messen sind:
  • Luftfeuchtigkeit rel. im Raum (in %)
  • Temperatur in Raum (in °C)
  • Außentemperatur (in °C)

Nötige Instrumente sind zwei Thermometer und ein Hygrometer.

Die Werte des Innenraums (Temperatur und Luftfeuchte) werden in der unten gegebenen Tabelle verbunden und aus den Mittelfeldern die zum Lüften günstigste Außentemperatur mit der gemessenen verglichen. Liegt sie im vorgegebenen Bereich, so wird beim Lüftungsvorgang möglichst viel Feuchtigkeit von innen nach außen transportiert. Je weiter die gemessene Temperatur unter der hier angegebenen liegt, desto günstiger sind die Lüftungsbedingungen.

Lüftungstabelle - Wann sind "offene Türen" zur Lüftung unschädlich ?

Temperatur der Raumluft in °C

bei relativer Luftfeuchte des Innenraums in %

30 % 35 % 40 % 45 % 50 %

55 %

60 % 65 %

70 %

75 % 80 % 85 % 90 %

0°C

. . . . . . . . -8°C -8°C -6°C -4°C -4°C
2°C . . . . . -8°C -8°C -8°C -6°C -4°C -4°C -4°C -2°C

4°C

. . . . -8°C -6°C -6°C -4°C -2°C -2°C -2°C 0°C 0°C
6°C . . . -8°C -8°C -6°C -6°C -4°C -2°C -2°C 0°C* 2°C* 2°C*
8°C . . . -8°C -6°C -4°C -2°C -2°C 0°C 2°C* 2°C* 4°C* 4°C*

10°C

. . -6°C -6°C -4°C 0°C 0°C 2°C 2°C 4°C* 4°C* 6°C* 6°C*
12°C . . -6°C -4°C -2°C 0°C 2°C 4°C 6°C 6°C* 6°C* 8°C* 8°C*

14°C

-6°C -4°C -4°C -2°C 0°C 4°C 4°C 6°C 8°C* 8°C* 8°C* 10°C* 10°C*
16°C -6°C -4°C -2°C 0°C 2°C 4°C 6°C 8°C 8°C* 10°C* 12°C* 12°C* 14°C*
18°C -4°C -2°C 0°C 2°C 4°C 6°C 8°C 10°C* 10°C* 12°C* 12°C* 14°C* 14°C*

20°C

-2°C 0°C 2°C 4°C 6°C 8°C 10°C* 12°C* 14°C* 14°C* 16°C* 16°C* 18°C*

22°C

0°C 2°C 4°C 6°C 8°C* 10°C* 12°C* 14°C* 14°C* 16°C* 16°C* 18°C* 20°C*

24°C

2°C 4°C 6°C 8°C 10°C* 12°C* 14°C* 16°C* 18°C* 18°C* 20°C* 20°C* 20°C*
Kästchen in dieser Farbe kennzeichnen ein ungünstiges Verhältnis zum Lüften.
Die Raumluft ist bereits relativ trocken. Soll trotzdem ein Feuchtetransport stattfinden, muss die Außenluft sehr kalt sein und somit weniger Wasser enthalten, als aufgenommen werden soll.
Kästchen mit dieser Farbe markieren ein schon günstiges Lüftungsverhältnis. Der Temperaturunterschied zwischen Raum- und Außenluft sollte zum größeren bemessen sein.
Kästchen mit dieser Farbe weisen auf sehr günstige Lüftungsbedingungen zum Feuchtetransport hin.
Temperaturen mit * zeigen, dass beim vorherrschenden Innenklima auch bei etwas höherer Temperatur (ca. 2-4°C über angegebenem Wert) gelüftet werden kann, wenn die Außenluft wesentlich trockener ist als die Innenluft, d.h. wenn die rel. Außenluftfeuchte unter 60% liegt.

Vor langer Zeit zierte ein Artikel aus den Mitteilungen des Vereins "Dorfkirchen in Not", verbunden mit einer anderen Tabelle zum Lüften in Kirchen, unsere Seiten. Diese fiel jedoch damals einem "Datenverlust" zum Opfer, und die zahlreichen Nachfragen mussten unbeantwortet bleiben. Lange suchten wir nach dieser Tabelle, schließlich entwickelten wir selbst die Obige nach eigener Logik. Und wie es oft so ist: sobald Ersatz für etwas Wichtiges erbracht ist, findet sich auch das Original wieder an...

Richtiges Lüften von Kirchen zum Textanfang


Diesen Artikel fanden wir bei dem Verein Dorfkirchen in Not in Mecklenburg und Vorpommern e.V. Er erscheint uns als eine gute Anleitung zum Handeln an der Basis, wir möchten diesen Artikel

Dorfkirchen in Not e.V.
daher auch für Sie zugänglich machen:

"Die linden Lüfte sind erwacht"

- über falsches und richtiges Lüften von Kirchen

Unser Logo macht es deutlich: Wasser und Feuchtigkeit gefährden unsere Kirchen - abgesehen von gedankenlosem Handeln von Menschen. Aber der Schirm ist nur Symbol. Tatsächliche Hilfe kann oft in einfachen Mittel liegen, z.B. dem richtigen Lüften von Kirchen. Doch was heißt hier richtig? Wir befragten dazu den Restaurator und Hauptkonservator i.R. Johannes Voss in Schwerin.

Hier seine Antwort:

" Wasser als Regen oder Schnee verursacht immense Schäden, wenn Dächer und Fenster undicht sind oder der Abfluss von den Grundmauern ins Gelände nicht funktioniert. Das ist augenfällig und plausibel. Jedoch vollziehen sich auch in aller Stille Schadprozesse, an denen Wasser und Feuchtigkeit mitwirken.

Die uns umgebende Luft ist mehr oder weniger mit Wasserdampf angefüllt. Je wärmer die Luft, desto mehr Feuchte kann sie aufnehmen. Das Maximum wird mit der Sättigungsmenge der jeweils vorherrschenden Temperatur erreicht. Beispielsweise liegt die Sättigungsfeuchte von 15°C warmer Luft bei gut 10 g Wasserdampf pro Kubikmeter (g/m³) Luft. Sind im Raum nur 5 g/m³ vorhanden, so ergibt sich eine Relative Feuchte von 50%. Beim Absinken auf 4°C würde sie dagegen auf 100% steigen bzw. die Sättigungsfeuchte erreichen. Würde es noch kälter, käme es zum Ausscheiden des Dampfes an den Flächen oder in der Luft als Nebel (zitiert nach A. Menrad)

Die Relative Feuchte gibt uns Auskunft über die Gefährdung von Bildern, farbig gefassten Figuren, Paramenten (Textilien), Büchern, Orgeln oder von Wandmalereien durch die Luftfeuchtigkeit. Die Materialien, aus denen diese Ausstattungsgegenstände angefertigt sind, beinhalten in ihrer porösen Struktur selbst Feuchtigkeit (Materialfeuchte), von der Quellen und Schwinden, Verspröden und Zerfall abhängig sind. Diese Materialfeuchte steht in ständiger Wechselwirkung mit der Raumluft, wie wir selbst sie ein- und ausatmen.

Der Frühling weckt den Wunsch, die Winterkälte möglichst schnell aus den Kirchenräumen zu vertreiben: die Türen werden an den ersten warmen Tagen möglichst weit geöffnet, ohne dass man sich bewusst macht, dass Warmluft und Kaltluft mit sehr unterschiedlichem Feuchtefassungsvermögen aufeinander prallen. Die Warmluft kühlt im Raum ab und verliert an Fassungsvermögen. Aller Wasserdampf über 100% relativer Feuchte kondensiert auf den kalten Oberflächen der Leuchter und Orgelpfeifen, von Hölzern, Gemälden, Vergoldungen, Wänden etc. In der guten Absicht, den Kirchenraum zu erwärmen, wurde ein Feuchteüberschuss verursacht, der in die poröse Struktur der Materialien eindringt und schädigend wirkt: Leime werden abgebaut, Hölzer sowie Textilien und Papier quellen, Salze in den Wänden werden aktiviert, das Wachstum von Mikroorganismen, Pilzen und Algen gefördert (Vergrünen der Wände). In großen Kirchen kann man zuweilen beobachten, dass sich auf den Steinplatten Pfützen bilden oder Wandmalereien glitzern von Eiskristallen, wenn deren Eigentemperatur noch im Frostbereich steckt. Lüften zur rechten Zeit kann den Feuchtehaushalt eines Gebäudes positiv beeinflussen.

Die folgende Tabelle bietet dafür eine Hilfe. Links stehen Werte der Innentemperatur und oben die der Außentemperatur. Im Mittelfeld stehen die optimalen Werte der Relativen Feuchte der Außenluft zum Lüften. Steht dieser Wert im Kreuzungsfeld der Innen- und Außentemperatur, darf gelüftet werden. Ist er niedriger, hat Lüften ein Austrocknen zur Folge. Liegt er jedoch darüber, entsteht ein Überschuss an Feuchtigkeit im Kirchenraum. Um diese Tabelle auswerten zu können, werden ein Thermometer und ein Hygrometer zum Bestimmen der Temperatur bzw. der Relativen Feuchte benötigt, die von Optikern vertrieben werden. Wer in einem Zeitabschnitt von einer Woche beispielsweise messen will, besorge sich ein schreibendes Gerät (Thermohydrograf ab DM 500,-.)

Innen-
temperatur
Außentemperatur
-10°C
-5°C
0°C
5°C
10°C
15°C
20°C
25°C
30°C
35°C
-5°C
100
65
45
30
20
15
10
-
-
-
0°C
-
95
65
45
30
20
15
10
-
-
5°C
-
-
90
65
45
30
25
20
15
10
10°C
-
-
-
95
65
50
35
25
20
15
15°C
-
-
-
-
90
65
45
35
25
20
20°C
-
-
-
-
-
90
65
45
35
25
optimale Werte der rel. Außenfeuchte (%) zum Lüften

Fazit: Das folgende Frühlingsgedicht kann ein Rezept sein, wenn es mit Bedacht angewandt wird:

"Die Türen auf, die Fenster auf! Geschwinde, geschwinde!
Der Frühling kommt in schnellem Lauf ..."
Johannes Voss

(mittlerweile ist die Quelle wieder abrufbar unter: http://www.dorfkirchen-in-not.de/uploads/media/Nr.06.pdf)


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