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Häuser aus Holz
Holz im Haus - Holzfachwerk
Baulicher Holzschutz
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Sanierungsschäden an Fachwerk
Spritzwasser und Folgeschäden
Vorsichtsmaßregeln Fachwerkbau

Am Modell läßt sich die mögliche Belastung aus Schlagregen anschaulich aufzeigen und recht gut vorhersagen. (Modellbau und Foto: Rüpke)

Schlagregenbelastung
- und der Wunsch, vormals verkleidetes Fachwerk freizulegen


Einfach zu begreifen, praktisch schwierig umzusetzen

Das Wort beschreibt, was jedem ein Begriff ist: ein vom Sturm waagerecht durch die Luft gepeitschter, ins Gesicht klatschender Regenguß mit anschließender Volldurchnässung...

Dennoch werden scheinbar so einfache Zusammenhänge bei den komplexen Verhältnissen an der Baukonstruktion oft nicht im Ganzen bedacht.

Immer wieder kommt es nach Baumaßnahmen an historischen Gebäuden, die zuvor Jahrhunderte Krieg und Frieden überstanden haben, zu scheinbar ganz überraschenden Bauschäden. Genauer besehen, sind es meist einfachste Baufehler, denen nach einiger Zeit Feuchteschäden in der Außenwandkonstruktion folgen.

Verdecktes Fachwerk sichtbar machen - ein Eingriff mit Folgen

Häufig besteht der Wusch, Fachwerk allseits sichtbar zu machen. Die Ausbildung von sichtbarem Fachwerk an der Wetterseite verursacht aber einen schwerwiegenden Baufehler infolge einer Unterschätzung der dort wirksamen Schlagregenbelastung. Ein Sichtfachwerk ist darauf konstruktiv nicht ausgerichtet, langfristig kommt es zwangsweise zu Schäden.

Meist läßt sich noch im Nachhinein anhand alter Bildern belegen, das diese Fachwerkseiten in der Vergangenheit konstruktiv gegen Schlagregen geschützt waren, daß z.B. eine hinterlüftete einfache Vorhangfassade aus Ziegel, Schiefer oder Schindeln o.a. als Wetterschutz bestand.

DIN + überliefertes Wissen = regional verschiedene Schlagregenbelastung

Um die Schlagregenbelastung an der Baukonstruktion zu bewerten, gibt das heutige Normenwerk (DIN 4108-3) den Rahmen. Aber das ist nicht Neues, denn die zu nicht normierten Zeiten enstandenen historischen Bauweisen folgten ganz ähnlichem Wissen, was sich zudem über einen sehr langen Zeitraum nachprüfbar bewährt hat.

In der nachfolgenden Karte für Deutschland wird die Schlagregenbelastung nach den 3 festgelegten Beansspruchungsgruppen nach Gebieten aufgezeigt.

Gebietsverteilung der unterschiedlichen Beanspruchung (Belastung) von Fassaden aus Schlagregen

geringe Beanspruchung:
Beanspruchungsgruppe I:
- Gebiete mit Jahresnieder-
schlag unter 600 mm (weiß)
einbezogene Abstufungen:
- Gebiete in windgeschützten Lagen mit größeren Nieder-

schlagsmengen.
mittlere Beanspruchung:
Beanspruchungsgruppe II:
- Gebiete mit Jahresnieder-
schlag von 600 bis 800 mm
(waagerechte Striche)
einbezogene Abstufungen:
- Gebiete in windgeschützten Lagen mit größeren Nieder-

schlagsmengen.
starke Beanspruchung:
Beanspruchungsgruppe III:

- Gebiete mit Jahresnieder-
schlag über 800 mm
(senkrechte Striche)
einbezogene Aufstufungen:
- windreiche Gebiete mit geringeren Niederschlags

mengen.
Schlagregenbeanspruchung in der Bundesrepublik Deutschland nach DIN 4108-3, Anhang C

Unser Anliegen ist der konstruktive Holzschutz. Das Thema hier ist die Bedachtheit bei Baumaßnahmen an historischen Bauten, dabei an erster Stelle die Fachwerkbauweise. Die vorausschauende Erörterung der tatsächlich zu erwartenden Schlagregenbelastung hat bei der Planung eine entscheidende Rolle und oberste Wichtigkeit.

Sichtbares Fachwerk und die nötigen Bedingungen
Der Wunsch nach sichtbarem Fachwerk - es muß den Anforderungen dafür entsprechen
Sichtbares Holzfachwerk ist in der Regel nicht dicht gegen eine Schlagregenbelastung . Das WTA-Merkblatt 8-1-96, "Bauphysikalische Anforderungen an Fachwerkfassaden" gibt unter 1.2 "Schlagregenschutz" Hinweise zu Fachwerksichtfassaden. Dabei werden zwei Wege genannt: ein Schutz der Fassade durch Bekleidung, oder die fachgerechte Ausbildung der Fugen zwischen Gefach und Holz. Hinzuweisen ist auch auf die Forderung an gleicher Stelle, vorhandene konstruktive Maßnahmen gegen Schlagregen, wie z.B. vorhandene Verkleidungen bei nachfolgenden Bauarbeiten, unbedingt zu belassen. Andere konstruktive Maßnahmen wie Auskragungen und Überstände mindern die Belastung im Ganzen.

Ausschlaggebend ist neben der jährlichen Niederschlagsmenge die tatsächlich auf die Fassade auftreffende Wassermenge. Bis zu einer Grenze von 140 l/m 2 a sind keine Schlagregenschäden zu erwarten. Dies ist die Grenze zwischen den Beanspruchungsgruppen I und II, geringe und mittlere Schlagregenbelastung (Schlagregenbeanspruchung in der Bundesrepublik Deutschland nach DIN 4108-3, Anhang C).

Bei jährlichen, höheren Wassermengen in der Beanspruchungsgruppe II ist an einem Sichtfachwerk regelmäßig mit Schäden durch eindringendes Regenwasser zu rechnen. Fachwerkfassaden bei mittlerer Schlagregenbeanspruchung erfordern einen Regenschutz durch Bekleidungen oder Putzsysteme. (H. Künzel, Der Feuchtehaushalt von Holzfachwerkwänden, Bauforschung für die Praxis Band 23, Fraunhoder IRB-Verlag, Stuttgart 1996, Seite 80, Tabelle 10).

Aus unserer Praxis können wir Künzel´s Aussage voll bestätigen und mit Fällen aus unserer Schadenspraxis untermauern. Dabei sind die zusätzlich anfallenden (erhöhten) Tauwassermengen, die auf Innendämmungen zurückzuführen sind, nicht einmal einbezogen. Auch nicht berücksichtigt ist die Verstärkung der Schäden aus (zu) dampfdichten Farbbeschichtungen auf Gefach und Holz, geschweige denn die noch katastophaleren Folgen aus der (verbreiteten) dampfsperrenden Fugenversiegelung mit "modernen" Dichtstoffen!

Unschwer zu vermuten, ist der verunsichernde Einfluß der praktischen Wirklichkeit einer stets zeitgeistig und komerziell durchdrungenen "Baumarktkultur" auf alle Baubeteiligten bis zum Bauherrn. Dem kann sich auch der professionelle Planer nicht entziehen. Darauf muß man sich also einstellen.

Auswahl von Maßnahmen zur Minderung der Schlagregenbelastung am Sichtfachwerk
allgemeine Bedingungen für Niederschlagswasser am außen sichtbaren Fachwerk Maßnahmen
(Neben günstigen Baumarkt-angeboten auch bewährtes Fachwissen nutzen! )
Bewertung:
Staunässe Vorsicht Dampfsperre Wasser rein stop / raus frei
an der Fachwerkfassade
Eine direkte und ausreichend starke Schlagregenbelastung führt zwangsläufig zum Eindringen von Regenwassers in den Wandaufbau (siehe oben: ab Beanspruchungs-
gruppe II).

Die Kapillarwirkung von Außenwandbaustoffen ermöglicht die Wasseraufnahme, ist gleichzeitig aber auch die Voraussetzung und Sicherheit für eine schnelle Trocknung.

Waagerechte nach innen geneigte Spalten und Risse können Regenwasser einleiten, wogegen senkrechte und andere Risse, z.B. zwischen Holz und Gefach (weil an der kalten Seite) meist völlig unerheblich sind und deshalb offen bleiben können.

Begrenzung der kapillaren Wasseraufnahme durch wasserabweisende oder wasserhemmende Putze wenn
Nur wirksam im Gefachfeld. Die sich durch Risse ausbildenden Fugen zum Konstruktionsholz müssen offen bleiben
Farbbeschichtungen und Anstriche zum Schlagregenschutz

- auf dem Gefachmauerwerk oder Putz

wenn
Wasserdichte bzw. wasserabweisende Anstriche sind relativ dampfdicht und bilden eine Dampfsperre auf der "kalten Seite". Dieser Baufehler wird zu Tauwasserbildung führen. Außenwandanstriche sind nur einsetzbar, wenn die Dampfdurchlässigkeit ausreichend hoch ist (geringer S d -Wert)
- und auf dem Holz wenn
Anstriche sind am Nadelholz ein kurzzeitiger physikalischer Schutz, können jedoch bei geringer Dampfdurchlässigkeit schädlich werden. Bei Eche sind Anstriche nicht nötig.
Anmerkung: Alle Versiegelungs- und Dichtstoffe besondsers auch an den Fugen und Rissen sind wegen der Dampfdichtigkeit an der Außenfassade stets schadträchtig und deshalb unzulässig. Ein Ausweg sind z.B. vorgesetzte Leisten und gestopfte Dichtungen z.B. mit leicht bituminierten Hanfstricken oder Kalfaterband aus Hanf. Bezugsquellen: http://www.hanffaser.de / www.naturbauhof.de
Vorsatzschale mit Hinterlüftung aus wasserundurchässigen oder stark abweisendem Material
Bei funktionierender Hinterlüftung ist es die konstruktiv einfachste aber zugleich sicherste Lösung
Bewährte Maßnahmen historischer Bauweisen heutige Bewertung zu Nachbesserungen
Auskragungen der Geschosse, Schleppdächer, Absatzdächer an der Fassade (Klebedächer) Dächer, Dachüberstände
Wirksame Lösungen, je nach Art und Weise, die sich seit Jahrhunderten bewährt haben. Sie waren nicht nur dem Planer an die Hand gegeben. Auch noch nachträglich kann heute hiermit erfolgreich nachgebessert werden
am Sockel
Spritzwasser durch schnell ablaufendes Wasser von den oberen Fassadebereichen und Überlauf vom Dach. Hinderung der Trocknung durch zu nah wachsende Vegetation Herstellen der Spritzwasser-
freiheit mit Lage "Unterkante Grundschwelle" mind. 30 cm über "Oberkante Gelände" begleitet durch ein 40-50 cm breites tropfenbrechendes Schotter/Grobkiesbett neben mit Rasenbord, Wurzelschutz

Sehr wirksame Minderung nicht nur der Schlagregenfolgen
am Dach
die Wasserführung ausreichend dimensionierte Dachentwässerung und Entwässerung (winterbedingte Heizdrahtheizung an Staupunkten)
Sehr wirksame und ganzjährig jede Wetterbelastung abmindernde Maßnahme

Wer bis hierher gelesen hat, dem sei noch gesagt, wir kennen mehr als einen Fachwerkhausbesitzer, der uns sein Leid über Feuchteschäden am Sichtfachwerk der Wetterseite geplagt hat: "Hätte ich doch nur nicht auf andere gehört und meine Wetterseite wieder wie ja zuvor gewesen verkleidet, so wie ich`s eigentlich, meinem gesunden Menschenverstand folgend, auch vor hatte. Tatsächlich wird sich oft die Denklmalpflege gegen Vorhandfassaden aussprechen, um z.B. ein Gesamtbild zu erhalten. Dagegen steht die Notwendigkeit, möglichst fehlerfrei - also schadensfrei - bauen zu müssen, wenn es nicht wirtschaftlich ein Faß ohne Boden werden soll. Das auf dem "Weg nach Rom" auch Umwege möglich seid, sollten sich Bauherr und Denkmalpflege gegenseitig zubilligen.

Beispiele aus der Baupraxis - einmal genauer geschaut
Ein Beispiel, an dem man die tatsächliche Schlagwetterbelastung aber auch die Historie dazu am Bild gut ablesen kann:

Die seitlichen Ziegelvorhangfassaden und das vor auskragende schützende Dach mindern hier sichtbar die Schlagregenbelastung (Windschatten). Das allein reichte aber anscheinend nicht aus.

Denn rechts, dem Wetter zugewandt, bestanden wohl schon so starke Schäden, daß ein großer Teil des Fachwerks zerstört war und ersetzt werden mußte (helle Balken, neuer Putz).

Links sind die Schäden (langfristig abblätternde Kalkfarbschichten) nur oberflächig und kunstruktiv weniger ins Gewicht fallend (ist der schlechten Bauunterhaltung zuzuschreiben).

Aber, den Spritzwassereintrag der nun heute stark befahrenen Bundesstraße, die hatte der Baumeister nicht bedacht.

Am Ende aber, alles zusammengerechnet, hat die Spritzwasserbelastung (verstärkt durch durch eine gänzlich fehlende Wasserführung genau darüber am Dach!) am Erdgeschoßfachwerk zum größten Schaden geführt. Es wurde zwischen durch ein verputztes Mauerwerk ersetzt.

Foto: Rüpke (2006)

Sichtfachwerk (um1900) aus Nadelholz. Diese Bauweise war mehr dekorativ und nicht auf eine lange Lebensdauer ausgerichtet. Erkennbar sind die (seit Jahrzehnten) offenen Fugen zwischen Holz und Gefachmauerwerk, die sich hier allsamt als nicht schadträchtig bewiesen haben (Wasser kommt rein, aber auch schnell wieder raus). Abdeckbleche schützen die Balkenköpfe. Das zurückgesetzte Mauerwerk bildet waagerecht keine kritischen Fugen. Foto: Rüpke Dieser Umbau bietet die einmalige Möglichkeit einmal unter eine Oberharzer Schieferfassade zu schauen: darunter sieht man eine üppiges Nadelholzfachwerk (Fichte) mit Füllungen aus Balken und in den Gefachen ein Weidengefecht mit Lehmschlag. Kliene Fugen sind an der kalten Seite luftig offen, die gößeren locker mit Hanfstricken ausgestopft. Die nötige Winddichtheit erbringt der mehrschichtige Lehmputz auf der warmen Innenseite. So muß es sein. Foto: Rüpke

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