Biologischer Holzschutz
Ansätze mit räuberischen Insekten holzzerstörende Insekten bekämpfen

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Holzschädlinge und ihre natürlichen Feinde
Insektenbefall: Monitoring
Biologischer Holzschutz
Grundlegende Beobachtungen
Kampf im Holz: Pfeil schwarz: wendiger Räuber, Larve des Blauen Fellkäfers, Pfeil rot: Ausschlupfloch seines natürlichen Opfers, des Gemeinen Nagekäfers, Pfeil grün: weiterer Räuber, Ausschlupfloch einer Schlupfwespe. Foto: Ott

Wer frisst denn überhaupt wen? Räuber und Beute
Räuber sind Indiz, also Befallsnachweis
Praktische Versuche verlangen nach wissenschaftlicher Nachprüfung
100%-tige Bekämpfung im Holzschutz und nur eine Eindämmung in Land- und Forstwirtschaft
Vorbeugung bestimmt der Planer

Als biologischer Holzschutz wird im Allgeminen die bekämpfung von Holzschädlingen durch natürliche Feinde (sogenannten Nützlingen) oder durch natürliche Wirkstoffe verstanden. Natürliche Wirkstoffe sind z.B. Stoffe, die aus resistenen Holzarten, Planzen oder Mikroorganismen gewonnen werden oder anderweitig vorkommen. Dazu gehören unter anderem Bienenwachs, Leinöl, natürliche Harze und ätherische Öle (Holzinhaltsstoffe).

Im praktischen Holzschutz, der auf die vorbeugende Verhinderung oder Bekämpfung eines Befalls durch holzzerstörende Insekten zielt, fehlt der Forschung auf dieser interessanten biologischen Schiene bis dato der Nachweis einer (ausreichend) erfolgreichen Wirkung. In der Land- und Forstwirtschaft (s.u.) ist das ganz anders, dort sind Nützlinge heute gegen Schädlinge (ausreichend erfolgreich) im Einsatz.

Bei der Verwendung von Holzschutzmitteln sollte nicht vergessen werden, dass auch natürliche und umweltschonende Mittel eine gesundheitsschädigende Wirkung haben können. Eine Unterscheidung zwischen aus natürlichen und chemisch hergestellten Stoffen ist schwierig und kein Garant für Unbedenklichkeit, da z.B. bei neu formulierten Stoffen jeweils noch keine längeren Anwendungskenntnisse oder Langzeitstudien vorhanden sind.

Die Bekämpfung tierischer Holzschädlinge durch Nützlinge oder durch z.B. geschlechtliche Lockstoffe (Sexual-Pheromone) ist bis dato im Holzschutz (teils mit großem Aufwand) im Labor möglich, in der Praxis aber nicht ausreichend verfügbar und auch nicht immer erfolgreich.

Misserfolge werden verständlicherweise weniger bekannt und führen nicht selten zum Abbruch der betreffenden Forschungen. Darüber hört man in den Medien verständlicherweise nichts, denn hier möchte man lieber den Erfolg verkünden.

Wer frisst denn überhaupt wen? Räuber und Beute

Nicht jedes räuberische Insekt frisst ein jedes holzzerstörende Insekt gleich gern. Es gibt spezifsche Verhältnisse. Es gibt bei den Schmarotzern (Parasitioden) eine eindeutige Zuordnung zum Wirtstier. In der folgenden Tabelle ist der Zusammenhang Räuber/Beute zugeordnet. Sie trägt wohl einige bekannte Beziehungen zusammen, es sind aber Zweifel anzumerken. Dort ist z.B. Anobium punctatum als Wirtstier für die Lagererzwespe angegeben. Dies ist nach Steidle sicher nicht der Fall)1.
(In der darunter nachfolgenden Tabelle sind die sicher bekannten Feinde von Anobium punctatum zusammengestellt). Hinsichtlich der Überlegung, Räuber als Bekämpfer holzzerstörender Insekten einzusetzen, kann diese tabellarische Zuordnung allein keinen Weg aufzeigen. Zunächst müssen im Einzelfall komplexe Beziehungen untersucht und belegt werden.

Quelle: Strohmeyer, Nicht alltägliche Insektenvertilger, Fachkonferenz Holzschutz, DHBV-Verbandstag in Weimar, 2001

In der Literatur beschriebene Feinde des Gemeinen Nagekäfers, Anobium punctatum
Wirtsart Familie Anmerkung  
Pediculoides ventricosus (Newp.) Acarina Milbe Bild
Opilo domesticus (Sturm) Cleridae Hausbuntkäfer Bild
Spathius exarator (L.) Braconidae Schlupfwespe Bild
Theocolax formiciformis (Westwood) Chalcididae Erzwespe  
Scleroderma domesticus (L.) Bethylidae   Bild
nach: Becker (1952) Z.f.Parasitenkunde,15:339-356. Becker (1954) Verh.Dtsch.Ges.angew.Entomol.
Wichtige Gegenspieler der häufigen Holzzerstörer* in Gebäuden
*Gescheckter Nagekäfer, Xestobium rufovillosum (De Geer)
Gewöhnlicher Nagekäfer, Anobium punctatum (De Geer)
Hausbockkäfer, Hylotrupes bajulus, (L.)
Blauer Fellkäfer Korynetes caeruleus (De Geer) Bild
Fettspinne Steatoda Bild
Schlupfwespe Spathius spec.  
Raubwanze Reduvius spec. Bild
Qu.: Uwe Noldt, Monitoring von holzzerstörenden Insekten, Schriften des LWL -Freilichtmuseum Detmold, Bd. 27, 2007

Das Verhältnis zwischen den infragekommenden holzzerstörenden Insekten und den verschiedenen räuberischen Insekten, die ihnen gezielt oder auch nur gelegentlich nachstellen, ist eine komplexe Wechselbeziehung. Wechselwirkung heißt, es können sich vielfältige und verschiedene Faktoren gegeneinander beeinflussen. Der wichtigste Einfluss in dem Verhältnis ist die Menge an Beute und die Anzahl der danach heischenden Jäger.

In diesem Verhältnis kann es im Holzschutz kein sogenanntes biologisches Gleichgewicht geben. Die Holzzerstörer sind i.d.R. in überlegener Menge vorhanden, ihre räuberischen Feinde treten in der Befallsfolge eher gelegentlich und in kleinerer Anzahl auf. Verwirrend kann sein, daß sie sich auch nicht nur auf bestimmte Holzinsekten konzentrieren. Augenscheinlich sind sie mehr Anhängsel und beherrschen nicht die Lage.

Das hat n.a. einen Grund in der Zeitfolge: Zuerst kommt der Befall des Holzes durch die Holzzerstörer, erst dann wird ein Angriff der Räuber möglich. Die müssen zudem erst einmal erfahren wo die Beute ist. Der Befall durch die Holzzerstörer entwickelt sich in einer ansteigenden Kurve. Der räuberische Feind tritt erst auf die Bühne, wenn der Befall durch die Holzzerstörer sich schon in größerem Maßstab entwickelt hat. Die Population im Verhältnis Räuber und Beute ist abhängig von der Beutemöglichkeit. Erst viel Beute und das Wissen um deren Befallsort gibt n.a. Einflußfaktoren die Voraussetzung für eine Entwicklung der Räuber. So kann ein schwacher Befall für die Räuber u.U. gar keine ausreichende Lebensgrundlage bilden.

Prinzipskizze der Zeitverschiebung: zuerst die Befallsentwicklung der Holzerstörer, dann folgen (erst nach dem der Schaden schon fortgeschritten ist) deren Räuber. Die Höhe der Kurve ist relativ zu verstehen, weil das Verhältnis ziemlich konstant bleibt.

Rein physikalisch bedeutet dies für das "betroffene" Holz, erst wenn der Befall ausreichend groß wäre (und damit der Schaden so gut wie sicher ist), kämen die Räuber dem Holz "zu Hilfe".

Für den physikalischen Bestand des verbauten Holzes wäre die Hilfe der Räuber gegen die Holzzerstörer nur von Interesse, wenn die Holzzerstörung über einen längeren Zeitraum auf einem sehr geringen Niveau gehalten würde. Insoweit dürften "nur" die statischen Sicherheiten aufgefressen werden.

Ein echter nachhaltig wirkender "vorbeugender Holzschutz" ist also von den Räubern der Holzzerstörer unmöglich zu erwarten, ein "bekämpfender Holzschutz" käme mit den Räubern viel zu spät oder er wäre - wenn denn so möglich - nur zeitlich beschränkt. Das kann vorübergehend - bis besseres gefunden wird - für Kulturgüter eine Lösung sein.

Für weitere Forschungen standen und stehen einige Parasitoiden im Rampenlicht: Becker und Weber beschreiben 1952 Theocolax formiciformis Westwood (Hym. chalcid.) als einen Anobienparasit, der auch dünne Holzwände durchnagen kann. Nach Steidle)1 könnten daneben interessant sein: Scleroderma domesticus, Opilo domesticus, Spathius exarator und Pediculoides ventricosus, eie Milbenart (s.a. Tabelle).

Räuber sind Indiz, also Befallsnachweis

Ein positiver Effekt kann jedoch genutzt werden: Die Räuber der Holzzerstörer sind der sicherste Indikator für deren tatsächliches Vorhandensein. Die Räuber sind Indiz für einen vorliegenden Befall.

In der Praxis des Sachverständigen für Holzschutz fällt der Blaue Fellkäfer am ehesten ins Auge. Er ist (wie in den folgenden Bildern) wegen der seltenerer anzutreffenden Larven des Gekämmten Nagekäfers im Laubholz weniger auffällig, als bei der Jagd nach den viel öfters auftretenden Larven den Gemeinen Nagekäfers im überwiegend erbauten Nadelholz.

Größere Larve des Blauen Fellkäfers auf dem Weg in die fest verstoften Gänge des Gekämmten Nagekäfers (Esche).
Foto: Rüpke
Larve des Blauen Fellkäfers wechselt in einen anderen Fraßgang eines Gekämmten Nagekäfers und zerwühlt dabei den zuvor ausgeworfenen Nagselhaufen (Esche).
Foto: Rüpke

Auch hier sind rechts eine größere und links eine kleinere Larve des Blauen Fellkäfers an der Arbeit gewesen und sind in der Mitte erneut in die fest verstoften Gänge des Gekämmten Nagekäfers abgetaucht (Esche).
Foto: Rüpke
Mittelgroße Larve des Blauen Fellkäfers bewegt sich an der Holzoberfläche der Esche um nach anderen Fraßgängen des Gekämmten Nagekäfers Ausschau zu halten.
Foto: Rüpke

Ein massenweiser Nachweis von Blauem Fellkäfer oder Hausbuntkäfer weist den Sachverständigen auf einen bereits erheblichen Schaden hin und betreibt die Abwägung, ob eine bekämpfende Maßnahme überhaupt noch einen Sinn hat oder eine Erneuerung hier nicht sinvoller sein könnte.

Blauer Fellkäfer, Corynetes coeruleus, Bildquelle
Larve des Blauen Fellkäfers, auf dem Weg durch ein Ausschlupfloch in den Fraßgang, um einer Nagekäferlarve nachzustellen. Foto: Robert Ott)*
Bohrmehlhäufchen verursacht durch den Blauen Fellkäfer. Das vorhandene Schlupfloch war vorher bereits randvoll mit Bohrmehl gefüllt. Foto: Robert Ott)*
Bohrmehl, durch den Ausschlupf einer Schlupfwespe verursacht. Unten Ausschlupfloch des Gem. Nagekäfers. Foto: Robert Ott)*
)* Über längere Zeit hat der Restaurator Robert Ott die Räuber des Gemeinen Nagekäfers an einem isolierten Befallsstück beobachtet. Dabei traten der Blaue Fellkäfer und eine Schlupfwespenart als räuberische Akteure auf. Die obigen Bilder machen deren Aktivität anschaulich. Link

Praktische Versuche verlangen nach wissenschaftlicher Nachprüfung

Quotenfreudig von den Medien landauf und -ab aufgenommen wurde eine Maßnahme zur Bekämpfung des Gemeinen Nagekäfers durch 3000 Lagererzwespen, Lariophagus distinguendus im Erfurter Dom und erlangte dadurch leider noch vor jeder wissenschaftlichen Überprüfung eine, die Ergebnisse sehr begrüßende Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Der Film des Hessischen Rundfunks versteift sich mit dem Titel "Cranach und die Killerwespen" in eine gewisse reisserische Sensationsreportage.

Die auch darüber in Kenntnis gesetzten Wissenschaftler rügten von Anfang an das Fehlen des bestimmungsgemäß geforderten, vor jeder bekämpfenden Maßnahme beizubringenden, eindeutigen Befallsnachweises; Lücken bei der Überwachung; eine zweifelhafte Erfolgskontrolle und hielten sich mit Wertungen zunächst einmal bedeckt.

Mit der darauf folgenden wissenschaftlichen Untersuchung am Altar (mit 2000 und 1000 Erzwespen) und in der Sakristei der Allerheiligenkirche in Erfurt (mit 2000 Erzwespen) durch Noldt)2 konnte ein Erfolg der Methode der Bekämpfung mit Hilfe der Erzwespen nicht bestätigt werden. Es wurde zusammenfassend gefolgert:

Einer so euphorischen Bewertung, wie sie bereits vorab (ungeprüft) in der Öffentlichkeit Verbreitung fand, mußten die Wissenschaftler zumindest im Fall der Lagererzwespe gegenteilig widersprechen.

Es lohn sich aber, an dem Vorhaben Nützlinge unterstützend einzusetzen, weiterzuarbeiten. Ein mehr fachübergreifender Ansatz, z.B. unter Einbezug baukonstruktiver Grundlagenkenntnisse, wäre dabei sehr zu begrüßen.

Im Zuge der auftretenden Zweifel wurde an der Universität Hohenheim durch Steidle)1 untersucht, ob Nagekäferlarven überhaupt ein Ziel - also ein Wirtstier - der Erzlagerwespe sein können. Es wurden Fragestellungen mit Versuchen geklärt die zu den grundlegenden Ergebnissen führten:

Die pasenden Wirte der Lagererzwespe sind alle in einer Hülle zu finden (z.B. Getreidekörner). Die Ortung der Wirte erfolgt anhand von Geruchsstoffen, die Wirtserkennung anhand nichtflüchtiger Geschmacksstoffe (Fraßmehl) an den jeweiligen Hüllen.

Kommentar

Nach neuesten Meldungen haben sich die Gemeinen Nagekäfer im Erfurter Dom wieder und weiter entwickelt. Anscheinend wurde an eine Verschlechterung der für den Insektenbefall erforderlichen Lebensbedingungen nicht gedacht, denn eine Vorbeugung gegen Insektenbefall ist nur bei ausreichendem Entzug derer Lebensbedingungen zu erreichen.

Es ist anzunehmen, daß der zuvor populistisch als spektakulär präsentierte Aussatz von tausenden Lagererzwespen und die nun deshalb ernüchternde Feststellung, Lagererzwespe und Anobienlarve sind sich nicht Feind, den Blick für das Wesentliche verklärt, der Ergründung der ursächlichen den Befall bedingenden Zusammenhänge am Erfurter Domgebäude. Die finden sich i.d.R. ganz unspektakulär in den bauklimatischen oder baukonstruktiven oder nutzungsbedingten Gegebenheiten und ihren Wechselwirkungen, resultierend in einer zu hohen Gebäude bzw. Holzfeuchte.

Aber der Esel trottet allein zum Stall, bis er stirbt. So plant man denn auch schon eine Inertbegasung mit Stickstoff)3, die auch nur für den Moment wirken kann. Wieder fehlt wohl der Blick auf die Kernaufgabe, vorbeugende Sicherung z.B. durch baukonstruktive Maßnahmen, durch Nutzungsbeschränkungen oder durch flankierende klimabeeinflussende Maßnahmen. Wird sich nun alles im "Eseltrott" wiederholen?

100%-tige Bekämpfung im Holzschutz und nur eine Eindämmung in Land- und Forstwirtschaft

Überlebt nur ein Teil der Larven eine Bekämpfung, liegt nach wie vor ein Befall vor, der sich natürlich unter unveränderten Bedingungen weiterentwickelt. Hier unterscheidet sich der Anspruch im Holzschutz, wo eine Erfolgsrate von 100% das Ziel darstellt, von dem in der Land- und Forstwirtschaft, wo nur ein Eindämmen oder Rückdrängen der Schädlinge auf ihre natürliche Verbreitung und Anzahl verlangt wird (durchschnittlich mögliches biologisches Gleichgewicht). Deshalb hat sich in der Land- und Forstwirtschaft und im Gartenbau ein biologischer Pflanzenschutz schnell und erfolgreich durchsetzen können, im Holzschutz wird noch nach Ansätzen gesucht. So ist in der biologischen Schädlingsbekämpfung im Vorratsschutz die o.a. parasitische Lagererzwespe, Lariophagus distinguendus, ein möglicher und sicher wirksamer Kandidat für die biologische Bekämpfung von Kornkäfern, Getreidekapuzinern, Bohnenkäfern und anderen Käferarten in Vorratslagern.

Die Verwandschaft dieser Insekten zu Anobium punctatum war seinerzeit der Ansatzpunkt zu den Versuchen in Erfurt. So etwas ist daher jedoch regelmäßig zu begrüßen, haben wir doch oben gelesen, wie mutig es ist, am Rand des Misserfolges zu forschen. Neue Wege brauchen eben Zeit und Geduld (beides verlorengegangene Tugenden, beides nötig für den Erfolg in der Wissenschaft), vielfältige Herangehensweisen und den Mut, ohne jegliche Erfolgsgarantie nach vorn zu blicken.

Eine wissenschaftliche Begleitung ist dabei von Nöten, um solch risikofreudige Entdecker auf unerforschtem Boden tatkräftig zu ununterstützen.

Vorbeugung bestimmt der Planer

Stellt sich die Frage, was hindert eigentlich den Holzwurm, der Lukas Cranach gar nicht mal kennt, an der Zerstörung seiner uns wertvollen Kunstwerke, außer einer bekämpfenden Maßnahme? Na, das Fehlen einer nötigen Befallsbedingung! Die Bedingungen, die einen Befall der jeweiligen Holzzerstörer ermöglichen, müssen passend sein: Temperatur, Luftfeuchte und Nahrungsangebot. Stimmt ein Faktor nicht, geht die Sache auch so zu Ende - oder beginnt erst gar nicht!

Das Wissen um diese Bedingungen ermöglicht somit eine relativ einfache Vorbeugung durch entsprechende Bau- oder Nutzungsplanung. Bei ungenutzen Gebäuden (Museumsdenkmal) ist zusätzliches Wissen nötig.

Im Zusammenhang mit Holzschutzmitteln muss erwähnt werden, dass sie die letzte Möglichkeit der Schadensvorbeugung sind, auf die oft verzichtet werden kann. So ist der konstruktive Holzschutz bei der Bau- oder Nutzungsplanung von der Gewichtung her wesentlich höher einzustufen. Bei Problemen, die sich scheinbar nicht konstruktiv lösen lassen, bietet sich als nächstes die Möglichkeit an, eine resistentere Holzart zu wählen.

Erst wenn der Schutz weder durch die Konstruktion noch durch die Materialwahl gegeben ist, sind chemische Holzschutzmittel als letztes Mittel anzuwenden.

Aber auch die Nutzungsplanung mit Beeinflussung der alltäglichen Klimatik eines Gebäudes ist vorbeugend gegen einen Befall wirksam. Z.B. bei einer Holzfeuchte von i.M.<14% macht der Gemeine Nagekäfer ("Holzwurm") oder der Gescheckte Nagekäfer ("Pochkäfer") einen Bogen um Kulturgüter aus Holz, egal ob berühmte Kirche oder berühmter Künstler.

Das ist besonders an ungenutzen Gebäuden (z.B. in Freilichtmuseen) ein anzustrebenes Ziel. Hierbei gilt es die tatsächlichen Verhältnisse erst einmal exakt und über einen längeren Zeitraum zu ergründen und erst danach verschiedene, sich gegenseitig flankierende, technische Möglicheiten zu nutzen, um die Holzfeuchte zu senken. Das im Westfälischem Freilicht Museum in Detmold durchgeführte Modellprojekt zur Integrierten Schädlingsbekämpfung, was das Erkennen und langzeitige Überwachen (Monitoring) holzzerstörender Insekten an der Holzbausubstanz zum Ziel hat, geht n.a. deutlich in die Richtung, in einer dauerhaften Senkung der Holzfeuchte die wirksamste Prävention zu sehen.

Dabei spielen n.a. auch besonders klimatische Einflüsse im Wechselspiel mit den Gegebenheiten einer ungenutzten Baukonstruktion eine Hauptrolle. Während z.B. im Kölner Dom alle Zugangsöffnungen durch Drehtüren das Innenklima gegen das Außenklima absichern, fördern die Touristenströme anderenorts an lauen Sommertagen genügend Feuchte in kulturhistorisch wertvolle Gemäuer, was an der oft kühlen Bausubstanz dann zu reichlichem Tauwasseranfall führt. Für eine Befallsentwicklung vom Gemeinen und geschecketen Nagekäfer wird so stets und gut nachgesorgt sein.

homeweiterer Holzfragen Link zum Thema Biologischer Holzschutz - Grundlegende Beobachtungen
R. Ott, Spurensuche - Untersuchungen über die Entstehung von Bohrmehlhäufchen an Schlupflöchern des Gemeinen Nagekäfers (Anobium punctatum) De Geer.
Anm.:
)1 Prof. Dr. Johannes Steidle, Vortrag "Bekämpfung von holzzerstörenden Käfern durch Massenfreilassungen der Lagererzwespe: Fiktion und Fakten" bei der Tagung "Holzschädlinge im Fokus", 2006, WFM Detmold - Die Veröffenlichung hierzu (Beteiligte: Steidle, Gantert, Noldt, Prozell, Schöller) erfolgte im Band 27 der Schriften des LWL-Freilichtmuseums Detmold: Noldt/Michels Hg., Holzschädlinge im Fokus - Alternative Maßnahmen zur Erhaltung historischer Gebäude , 265 S., Detmold, 2007. Der Band widmet sich n.a. auch der Zielsetzung, Grundlagen für (giftfreie) konstruktive Bekämfungsmetoden zu entwickeln.
)2 Dr. Uwe Noldt, BFH Hamburg
)3 Der an der Bekämpfung beteiligte Lieferant der Erzwespen, die Fa. Biologische Beratung Ltd. regte an, zur Absicherung der Feststellungen weitere Versuche anzusetzen.

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