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andere Pilze mit Setea: Sternsetenpilz, Asterostroma spp

Feuerschwämme, Phellinus spp.

Großporiger Feuerschwamm (Zimtbrauner Porenschwamm) Phellinus contiguus, Kiefern-Baumschwamm Phellinus pini, Eichenfeuerschwamm Phellinus robustus

→ Fälle aus der Praxis


Die Phellinusarten kommen auch in Deutschland verbreitet vor. Als Schadenspilz im Gebäude tritt häufiger der Großporige Feuerschwamm (auch Zimtbrauner Porenschwamm genannt), Phellinus contiguus auf. Dieser Art ist eine Länge der Setae bis 180μm, in Fruchtkörpern nur bis 80μm (Huckfeldt) zuzuordnen. Nur wegen des oft sehr ähnlichen Aussehens der Fruchtkörper aber auch wegen der möglichen Schwärzung nach einem Tropfen KOH, kann er mit dem ausgebreiteten Hausporling verwechselt werden. Unter dem Mikroskop zeigen sich als sicheres Unterscheidungsmerkmal Setea.

Die Unterscheidung der einzelnen Phellinusarten ist in der Praxis schwer, aber insofern nicht immer nötig, da aus den Ursachen heraus die Befallbedingungen und die nötigen Maßnahmen vorgegeben sind.

kleinere Setae 60μm
kleinere Setae 50μm
größere Setae über 100μm
(Fotos: Rüpke)
Großporiger Feuerschwamm, Phellinus contiguus, Setae 140-150μm. Foto: Rüpke
Großporiger Feuerschwamm, Phellinus contiguus, Setae 130-150μm, in einem Nest. Foto: Rüpke

Die Pilze gehören zu der Familie der Phellinaceae, sind Weißfäuleerreger (ausgenommen der Kiefern-Baumschwamm, Phellinus pini, der erzeugt eine Weißlochfäule) und befallen Nadel- wie auch resistenteres Laubholz (z.B. an Eiche Phellinus robustus). Bei der Kiefer bevorzugt der Kiefern-Feuerschwamm, Phellinus pinus deren Kernholz. Der Großporige Feuerschwamm, Phellinus contiguus ist nicht an eine bestimmte Holzart gebunden.

Die formenreichen Fruchtkörper werden mehrjährig bis zu 1 m lang und 1 bis 2 cm dick. Sie sind meist länglich flach, dem Substrat eng anliegend. Sie können auch auf der Substratunterseite gebildet sein. Sie bestehen aus einem porigen, fahlbraunen (braun bis rötlich-braun), samtartigen, behaarten bis glatten Krustenbelag. Die Ränder sind zahnartig ausgebrochen.

Die Konsistenz ist als korkig-zäh bis steinhart zu bezeichnen. Die junge Fruchtkörperschicht soll sich manchmal wie aufgerolltes Papier lösen. Je nach Untergrund und Umgebung sind auch konsolartige oder kugelig runde Fruchtkörperformen zu finden. Das Farbbild ist lehmgelblich nach hell- bis dunkelbraun.

Es kommen gelblich filzige Randzonen vor. Die Wachstumsfront ist feingliedrig weißlich.

Das geschädigte Holz wirkt oberflächig stark ausgebleicht und wird grob faserig. Vorhandene Holzrisse scheinen sich je nach Abbaustadium zu verstärken. Das Holz bricht wie verwittert auf. Bei nachhaltig ausreichender Feuchtezufuhr führt ein Befall zu Totalschäden an Holzkonstruktionen.

Ursache der Befallsmöglichkeit ist eine mangelnde Bauunterhaltung und eine daraus resultierende stetige Wasserzufuhr. Häufig sind es daneben auch Baufehler, wie z.B. die Verwendung von Silikonfugenmassen, die zu schadhafter Staunässe führt. Auch ein erhöhter Tauwasseranfall im Bauteil kann so wirksam sein.

Phellinus spp. hat einen hohen Feuchtebedarf und ist daher im Gebäude im Zuge von Wasserschäden durch Undichtigkeiten oder am Fachwerk bei Schlagregenbelastung und hohem Tauwasseranfall im Bauteil zusammen mit Staunässebildung vorzufinden. Auch Spritzwasserbelastungen können ursächlich sein.

Phellinus contiguus: Älterer, knollenartiger Fruchtkörper (ausgetrocknet) am Nadelholz. Darunter gelbe Mycellappen und in den Spalten feines wattiges Oberflächenmycel.
Foto: Rüpke
Porenstruktur des Fruchtkörpers, vergrößert in der Draufsicht: die Poren sind fein behaart und formenreich, rundlich, vielkantig und < 0,5 - 1 mm groß im Durchmesser. Foto: Rüpke
Zahnartig am Rand ausgebrochen, mit deutlichen Rissen im Fruchtkörper. Älterere, langgestreckte Fruchtkörperschicht an einem Balken in der Untersicht. Foto: Rüpke
Fruchtkörper, vergrößert in der Draufsicht: Seitlich laufen die Poren offen aus. Alle Formen werden hier länglicher.
Foto: Rüpke

zum TextanfangSchadensfall an einem Fenster aus Tropenholz im Innenraum nach Tauwasseranfall

Schadenstelle an einem Fensterelement aus "Meranti". Am Bildbereich ist das Holz durch Weißfäule zerstört.
Ansicht des Fruchtkörperrandes, Porenstruktur liegt seitlich offen (oben mm Maßstab) Foto: Rüpke
Ansicht des meist sehr wenigen Oberflächenmycels, fein, weich, filziger Flausch (oben mm Maßstab)Foto: Rüpke
Aufsicht des Fruchtkörpers, Porenstruktur (oben mm Maßstab)
Foto: Rüpke
(125x) Am Mycel aus dem Fruchtkörper zeigen Setae. Foto: Rüpke
(250x) eine isolierte Sete (vorgefundene Längen 80-100μm) Foto: Rüpke

zum TextanfangSchadensbilder von einem Befall der Dachbodendielung nach einem Dachschaden

Großporiger Feuerschwamm, braunes Strangmycel und gelbe Mycellappen an einer Nadelholzdiele im Dachboden nach einem Wasserschaden an der Dachdeckung. Foto: Rüpke
Vergrößert: der "gelbe Mycellappen" ist ein junger Fruchtkörper. Die Oberfläche ist zum Rand hin rauher, zur Mitte hin glatter (Weiße Flecken sind Lichtspiegelungen). Foto: Rüpke
Großporiger Feuerschwamm, braunes Strangmycel und gelbe Mycellappen an einer Nadelholzdiele im Dachboden nach einem Wasserschaden an der Dachdeckung. Foto: Rüpke
Unter dem Mikroskop: kleinere Setae im Mycellappen aus dem Bild oben. Foto: Rüpke

zum TextanfangSchadensfälle am Fachwerk aus Fichte und Eiche

Großporiger Feuerschwamm, braunes Strangmycel und gelbe Mycellappen an einer Nadelholzdiele im Dachboden nach einem Wasserschaden an der Dachdeckung. Foto: Rüpke
An einem Fachwerkziergiebel (Eiche) im Dachgeschoss sind zwischen zwei scheinbar intakten Holzbohlen (Eiche) Schäden zu erkennen. Foto: Rüpke
Nach Entfernung der vorgesetzten "Reparaturbohlen" kommt mit braunfaulem und weißfaulem Holz eine völlig zerstörte Fachwerkkonstruktion zum Vorschein. Foto: Rüpke
Phellinus spp., typischer Fruchtkörper bis zu einem Meter lang ausgestreckt in der Fuge gewachsen. Die scheinbar intakten "Eichenbalken" sind vorgesetzte Bohlen. Foto: Rüpke
So sah der Bereich des linken Bildes nach der Öffnung aus. Hinter den vorgesetzten "Reparaturbohlen" nur weißfaules Holz. Foto: Rüpke
Phellinus spp., am Riegelende aus Eiche im Bereich der Verzapfung ist am nassen Eichenholz der typische weiße Zuwachsrand erkennbar. Rechts daneben "braun-gelbliche" Mycellappen und ein junger Fruchtkörper. Foto: Rüpke
Phellinus spp., braungelbe Mycellappen und sehr wenig watteartiges festes Oberflächenmycel (Pfeil) im Zapfenloch eines Eichenfachwerkbalkens. Foto: Rüpke

zum TextanfangSchadensbilder an einem Holzfenster (Nadelholz) nach starker Spritzwasserbelastung

Phellinus spp. am Fenster aus Nadelholz, das durch stetiges Spritzwasser belastet war. Die harten, braunen, oft rissigen Fruchtkörper sind formenreich: konsol-, buckel- und knollenförmig, aber auch flächig. Foto: Rüpke
Unter der Lupe: Die Poren sind auf der Oberfläche sehr klein, längs < 0,5 mm und bis 1mm breit. Zur Seite hin sind sie besser erkennbar, weil sie langgezogen offen sind.
Foto: Rüpke
Nur mit der Lupe zu erkennen ist das geringe Vorkommen des Oberflächenmycels in der Bildmitte, darunter wächst ein kleiner Fruchtkörper. Foto: Rüpke
Unterm Mikroskop: Größere Setea im Mycelgeflecht aus dem linken Bild. Foto: Rüpke

zum Textanfangandere Schadensbilder

Ein knolliger Fruchtkörper angeschnitten und vergrößert. Die Röhren der Poren sind erkennnbar. (Striche: mm)
Foto: Rüpke
Unterm Mikroskop: Kleinere Setea im Fruchtkörper aus dem linken Bild. Foto: Rüpke
Gelbliche Mycellappen von Phellinus spp. mit einer papierdünnen braunen Deckschicht am Mauerwerk (rote Pfeile). Die Vermutung des Aufwachsens am Mauerwerk kommt auf. Es ist jedoch nur die Spalte, die zwischen Balken und Mauerwerk dem Pilz die Möglichkeit zum typischen versteckten Auswachsen gegeben hat. Foto: Rüpke
Im weißfaulen Holz fand sich ein zigrarettenfiltergroßes, wattiges Mycelstück (Maßstab in mm). Das Mycelgeflecht war in einer Richtung ausgerichtet und auffallend reißfest (in Richtung der roten Linie) Foto: Rüpke
Dieser Mycellappen (junger Fruchtkörper) zeigt eine braune papierdünne, an den Rändern aufrollende Deckschicht, die nach Steinfurth als typisches Merkmal auftreten kann. Foto: Rüpke
Großporiger Feuerschwamm (Zimtbrauner Porenschwamm) Phellinus contiguus Fotos: Rüpke
Im aufgespaltenen Holzriß: wattiges und reißfestes Mycel vom Feuerschwamm, Phellinus spp.. Foto: Parisek
Phellinus an frei bewittertem Pfosten einer Pergola aus Tropenholz (Holzart: Angelique). Foto: Bretschneider

In der deutschen Fachliteratur zum Holzschutz werden die Feuerschwämme, abgesehen von Huckfeldt und Langendorf, seltener beschrieben und wohl deshalb auch wenig gefunden. Im Internet sind es vor allem Seiten von Holzschutzfachleuten aus Großbritannien, die sich zu diesem Holzzerstörer äußern.

Die dänische Holzschutzfachfrau Angela Steinfurth hat sich in einem Vortrag vor dem Deutsch Holz- und Bautenschutzverband 2001 in Erfurt darüber gewundert, wieso der Zimtbraune Porenschwamm in Dänemark so häufig vorkommt, während man ein paar km weiter in Deutschland kaum etwas von ihm findet.

Des Rätsels Lösung ist wohl in der Weisheit enthalten: "Was man nicht kennt, findet man nicht".

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