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Technisch getrocknetes Holz - ist es vor holzzerstörenden Insekten sicher?


Ein Befall durch holzzerstörende Insekten wird festgestellt. Die Reklamation beim Lieferanten ergibt, dies könne doch gar nicht möglich sein, da das Holz zuvor technisch getrocknet war. Insekten würden bei der technischen Trocknung absterben, das Holz würde sich verändern, sodass technisch getrocknetes Holz gar nicht mehr befallen werden kann.

Technische Trocknung = Heißluftverfahren?

Nein. Erfolgreich sind thermische Bekämpfungmaßnahmen bei Hausbockbefall, weil sie sofort wirken. Und danach? Im Anschluss an eine bekämpfende Heißluftmaßnahme (DIN 68 800-4 Abschn. 5.3.1) ist alles tragende Holz mit chemischem Holzschutz, vorbeugend gegen Insektenbefall wirkend, zu behandeln, sofern es nicht der Gefährdungsklasse 0 zuzuordnen ist. (Da hier der Hausbockbefall die Gefährdungsklasse 1 gerade als belegte Tatsache bestätigt hat, wäre eine Zuordnung in die Gefährdungsklasse 0 unverständlich.)

Tatsächliche Gefährdung einerseits - tatsächliche Dauerhaftigkeit oder Resistenz andererseits

Maßgebend für die Gefährdung von verbautem Holz durch holzzerstörende Insekten sind allein die umgebenden klimatischen Bedingungen, u.a. Temperatur und Feuchte. Holz reagiert als hygroskopischer Baustoff auf Wechsel in diesen Umgebungsbedingungen.

Holz im Laufe der Verarbeitung:
die klimatischen Umgebungsbedingungen, sich darauf einstellende Holzfeuchten und die mögliche Gefährdung durch holzzerstörende Insekten
im Sägewerk technische Trocknung vor der weiteren Verarbeitung Verarbeitung z.B. zu Konstruk-
tionsvollholz
Handel und Lagerung Einbau auf der Baustelle Gefahr von Neubau-
feuchte
späterer Nutzungs-
zustand, z.B. im Gebäude
Holz kommt vom Polter in Kammer Vorgabe z.B. 8-12% in Halle Vorgabe z.B. 8-12% im Lager, über-
decktes offenes Bauwerk
im Freien Wasser aus dem Neubau Mauerwerk, Estrich, Putz, etc.
(Schimmel-
pilzgefahr)
allseitig geschlossene Bauwerke
a) mit Heizung
b) ohne Heizung
aus den Umgebungsbedingungen zu erwartende Holzausgleichsfeuchte
faserge-
sättigt, rd. 30%, Gleich-
gewichts-
feuchte bei 100% rel Luftfeuchte, u (gl)
Resultat 8-12 % je nach Raumklima, Abweichung möglich 15 ± 3 % 15 ± 3 %, bei längerer Bewitterung bis 18 ± 6 % je nach rel. Luftfeuchte und Dauer bis zur Faser-
sättigung möglich (rd. 30%)
a) 9 ± 3 %
b) 12 ± 3 %
Gefährdung durch holzzerstörende Insekten (Trockenholzinsekten)
Befall möglich nein nein Befall zeit-
abhängig möglich
Befall zeit-
abhängig möglich
(Schimmel-
pilzgefahr)
Befall bedingt möglich (Gefährdungs-
klasse 1)
Anlage für technische Holztrocknung Foto: Dr.Kürsten
Die Holzfeuchte von zu verbauendem Holz soll beim Einbau dem Wert der sich bei der späteren Nutzung einstellenden Holzfeuchte entsprechen. Dieser Wert darf im Regelfall eine maximale Holzfeuchte von 20 % bzw. 18 % nicht überschreiten. Zuvor technisch getrocknetes Holz erfüllt i.d.R. diese Anforderungen an die Holzfeuchte beim Einbau auf der Baustelle.

Vorausgesetzt es kommt bei Transporten und Lagerung oder beim Einbau auf der Baustelle (Belastung durch schadträchtige Baufeuchte) nicht zu nachhaltigen Auffeuchtungen, kann das Holz vom Zeitpunkt der Trocknung bis zum Einbau unter Dach den geforderten Bereich der Holzfeuchte einhalten. Diese entspräche der sich bei der späteren Nutzung einstellenden Holzfeuchte von rd. 15 %.

Eine im Vorfeld der Produktion angeordnete Reduzierung der Holzfeuchte, eine gegen Witterung geschützte Lagerung und Transport sowie nach dem Einbau möglichst geringe Baufeuchte mindern die Gefahr eines Befalls durch holzzerstörende Insekten erheblich.

Die Annahme, eine technische Trocknung an sich schütze vorbeugend gegen Insekten, ist daher wegen der hygroskopischen Eigenschaft des Holzes, sich an die jeweilige Umgebungsfeuchte anzupassen, leicht zu wiederlegen. Einmal trocken ist nicht immer trocken.

Die Annahme, eine technische Trocknung an sich führte zu einer Veränderung der Holzinhaltsstoffe und schütze somit vorbeugend gegen Insekten, ist zunächst einmal mangels ausreichender Belege umstritten und bedarf somit näherer Untersuchung.

Hinsichtlich der Befallswahrscheinlichkeit von technisch getrocknetem Bauschnittholz durch den Hausbock nimmt der Verband der Deutschen Säge- und Holzindustrie e.V. zusammen mit dem Holzabsatzfonds derzeit eine Untersuchung dazu in Angriff. Unter Leitung von Borimir Radovic soll dabei eine statistisch repräsentative Zahl von Holzhäusern aus den Baujahren ab 1989 untersucht werden, deren Konstruktion aus technisch getrocknetem Vollholz ohne chemisch vorbeugendem Holzschutz besteht.
Quelle: Pressemitteilung 11.07.2005 Verband der Deutschen Säge- und Holzindustrie e.V.

Technisch getrocknetes Holz und Hausbock-Eilarven

Die MPA Brandenburg machte hierzu Laborversuche, um an bei unterschiedlicher Temperatur getrockneten Kiefern- und Fichtenhölzchen die Entwicklung von abgelegten Hausbockeilarven zu untersuchen.

Es wurden je sechs Proben gestaffelt auf 30, 60, 90, ... bis 210 °C getrocknet. Hiernach wurden die Proben konditioniert (27°C und 80% rel. Luftfeuchte) und anschließend mit je sechs Hausbockeilarven versehen. Die Eilarven nagten sich fast alle ein. Nach 12 Wochen wurde die Eilarven gezählt und die Gewichtszunahmen gemessen.

Trocknungstemperaturen 30° 60° 90° 150° 180°
Überlebende Larven 50% )* fast alle fast alle fast alle keine
Vervielfachung des Gewichtes nach 12 Wochen 5-6-fach 5-6 fach 3-4-fach 2-fach kein Überleben
)* Einflussgrößen wie Terpene und andere Holzinhaltsstoffe wurden von der MPA hierbei nicht untersucht. Bekanntlich haben solche Stoffe bei Erhitzung, z.B. durch Verflüchtigung oder chemische Reaktion, Einfluss auf die Überlebensrate. Einmal bei geringerer Temperatur verflüchtigt oder als Nahrungsstoff unbrauchbar, sind sie danach nicht mehr wirksam.

Die Ergebnisse belegen anschaulich, dass bei gängigen Temperaturen in der Trockenkammer getrocknetes Bauholz (rd. 70°C) keinen vorbeugenden Schutz vor holzzerstörenden Insekten bietet.

Dass im bei 30°C getrockneten Holz nur die Hälfte der Larven überlebt hat, ist auf die natürliche Resistenz der Holzarten zurückzuführen, die bei diesen praxisnahen Temperaturen bestimmte Holzinhaltsstoffe wie Terpene und Öle ausgasen. Bei höheren Temperaturen verflüchtigen sich diese Stoffe um so schneller und verlieren ihre Wirkung. Bei Trocknungsverfahren ab 180° sind den Larven die nötigen Lebensgrundlagen im Holz entzogen.

Nicht die Trocknung an sich, sondern die normgerechte Bauweise beugt einem Insektenbefall vor

Warum in der Praxis an technisch getrockeneten Hölzern (aber auch an natürlich durchgetrocknetem) kaum Insektenbefall auftritt, ist nicht der Trockung an sich zuzuschreiben, sondern der hierbei eingehaltenen normgerechten Bauweise. Die Holzfeuchte beim Einbau soll in etwa der zu erwartenden Holzfeuchte bei späterer Nutzung entsprechen.

Wird die Holzfeuchte auf dem Weg des Holzes von der Verarbeitung über Transport, Lagerung und Verbauung bis hin zur Nutzung im geforderten engen Rahmen eingehalten, sinkt dessen Anziehungskraft auf holzzerstörende Insekten.

Trockenes Holz zu besorgen, ist in der Regel teurer. Vom Verarbeiter wird es besser behandelt, um diesen Zustand zu erhalten. Nicht technisch getrockenetes Holz hingegen geniesst weniger Fürsorge. Oft lässt man es im Regen stehen - es ist ja eh nicht ganz trocken.

Trockenes Bauholz
- bestimmende Faktoren

allgemeine Forderungen

Bau-
schnittholz DIN 4074 Bauholz-
sortiment 2 (luftgetrocknet)
Bau-
schnittholz DIN 4074 Bauholz-
sortiment 1 (technisch getrocknet)

Konstruktions-vollholz

Brett-
schichtholz

Balken-
schichtholz

Holzart

Holzartenwahl nach nötiger natürlicher Dauer-
haftigkeit gegen holz-
zerstörende Pilze und Insekten

Es stehen alle Holzarten zur Auswahl.

Es stehen alle Holzarten zur Auswahl.

Starndard: Fichte RK (Resistenzklasse) 4

andere Holzarten bedingt lieferbar, Tanne RK 4, Kiefer RK 3-4, Lärche RK 3-4 , Douglasie RK 3-4, Southern Pine RK 4 , Western Hemlock RK 4, Yellow Cedar RK 2-3

Abdeckung tatsächlicher Gefährdung mit natürlicher Eigenresistenz
Verwendung entsprechend dauerhafter heimischer Holzarten - ein chemischer Holzschutz ist dann nicht nötig
Gefährdungs-
klassen 1- 3 können abgedeckt werden
Gefährdungs-
klassen 1- 3 können abgedeckt werden
Lieferstandard: Resistenzklasse 4
In der Regel ist für die Gefährdungsklassen 1 und 2, in jedem Fall für GK 3 und GK 4 ein chemischer Holzschutz nötig.

Zuschnitt

rissarm und hinsichtlich der Dauer-
haftigkeit kernholz-
betont

ein-, besser mehrstielig

möglichst mehrstielig

mehrstielig, mindestens herzgetrennt

lamelliert aus gehobelten Kanthölzern oder Bohlen

lamelliert aus gehobelten Brettern

Lager und Transport-
bedingungen

sachgerechte Lagerung bzw. Transport unter Dach und trocken

notwendig

notwendig

zwingend notwendig

zwingend notwendig

zwingend notwendig

Holzfeuchte bei Lieferung zum Einbau

Die Holzfeuchte beim Einbau soll der zu erwartenden Holzfeuchte der späteren Nutzung
entsprechen

Lufttrocknung (bei Lieferung >20%)

technische Trocknung, Holzfeuchte (bei Lieferung max.20%)

technische Trocknung, Holzfeuchte (bei Leimung max.12%, bei Lieferung max.18%)

technische Trocknung, Holzfeuchte (bei Leimung max.12%, bei Lieferung 15 ± 3%)

technische Trocknung, Holzfeuchte (bei Leimung max.12%, bei Lieferung max.18%)

Nutzungs-
bedingungen

Innen trocken
Innen feucht
Außenbereich

(x)
X
X
X
X
X
X
X
(x) 1)
X
X
(x) 1)
X
X

Risse

unbeschränkt

unbeschränkt

unbeschränkt

zulässig

zulässig

zulässig

1) bei Keilzinkenverbindung ist ein Verbau im Außenbereich (Nutzungsklasse 3) unzulässig. Maßnahmen zur Minderung der tatsächlichen Gefährdung sind nötig.

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