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Keimbelastung von Sägespänen aus tierärztlicher Sicht


Holz in Form von Sägespänen und Schneidspanabfällen hat als Einstreumaterial im Kuhstall Verbreitung gefunden. Es ersetzt das sonst verwendete Stroh. Unter dem Gesichtspunkt der Keimbelastung hat es einige Vorteile und wirtschaftlich gesehen, überzeugt die gute Handhabung.

Welche einzelnen Gesichtspunkte bei der Verwendung von Holzspänen als Einstreu aus Sicht des Tierarztes zu beachten sind, hat Frau Dr. Marion Tischer ( ( www.vet-consult.de ) mit unserer Hilfe untersucht und zusammengestellt. Dem Ergebnis ging eine angenehme Zusammenarbeit zwischen Ingenieur und Veterinärin voran.

Keimbelastung von Sägespänen aus tierärztlicher Sicht

von Dr. med. vet. Marion Tischer

1. Giftwirkung bei Aufnahme

Holzart Inhaltsstoffe Giftigkeit Symptome Wirkmechanismen / Anmerkung
Kiefer Ätherische Öle wie Terpentinöl u.a. Schwach giftig (+) Reizung des Magen-Darmtraktes, zentralnervöse Lähmung Einige amerikanische Arten (zum Beispiel Pinus ponderosa) enthalten unbekannte Wirkstoffe, die beim Rind zu Abort mit Nachgeburtsverhalten führen können.
Fichte Ätherische Öle wie Terpentinöl u.a Schwach giftig (+) Reizung des Magen-Darmtraktes, zentralnervöse Lähmung .
Buche Saponine, Oxalsäure, Thiaminase,

evt. Mycotoxine )*

Stark giftig + + (Pferd)

Schwach giftig + (Rind)

Pferde sind besonders empfindlich: Heftige Kolik, Tobsucht, Schreckhaftigkeit, tetanische Krämpfe, Taumeln, Zittern, Atemstörungen, Hinterhandlähmung, Pupillenerweiterung (mit fehlendem Drohreflex), Tod durch Atemlähmung innerhalb von 12 Stunden oder Erholung. Vergiftungsfälle auch bei Kälbern. Schweine sind unempfindlich Wirkmechanismen: Lokale Reizung, nach Resorption Krämpfe. Wirkung beim Pferd evtl. aufgrund der Thiamin-zerstörenden Substanzen

*) Buche hat eine geringe Resistenz gegenüber holzabbauenden Pilzen und ist durch Pilzbefall eher mit Mykotoxinen belastet als andere Hölzer

Eiche Gerbsäure (Tannine). In der Rinde bis 20%, in den Blättern und unreifen Früchten bis 15% Stark giftig + + Rinder sind am häufigsten betroffen: Symptome nach 2-14 Tagen, Apathie, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Blähungen, Erhöhte Harnausscheidung, später blutiger stinkender Durchfall, kleiner Puls, Körperschwäche, Taumeln, Wassereinlagerungen, evt. Nierenversagen mit tödlichem Ausgang. Wirkungsmechanismen:
Nach der Aufnahme binden sich Tannine an Nahrungsproteine, Verdauungsenzyme sowie an Proteine der Darmschleimhaut und beeinträchtigen damit die Resorption bzw. Verdauung der Nährstoffe. Außerdem verhindern sie die Aufnahme von Eisen aus dem Darm, was zu Eisenmangel führen kann.
Holzinhaltsstoffe (Gerbsäure; Terpene) können bei oraler Aufnahme giftig sein. Besonders empfindlich sind Pferde. Aber auch für Rinder können Späne aus Eiche Probleme verursachen. Fichte und Kiefer sind für Rinder i.d.R. unbedenklich.

2. Antibakterielle Wirkung verschiedener Holzarten

Die hygienische Qualität von Holz wird seit Jahrzehnten sehr unterschiedlich bewertet. ....Dabei wurden unterschiedliche Holzarten und im Vergleich dazu auch Kunststoffplatten mit Bakterienkulturen beimpft und die zeitabhängigen Überlebensraten der Mikroorganismen auf dem Holz gemessen. Bei den Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass sich die zeitliche Abnahme der Keimzahlen auf Kiefernkernholz am schnellsten von allen untersuchten Holzarten vollzieht .. (Auszüge einer Wissenschaftlichen Studie (Steinkamp, Dt. Institut für Lebensmitteltechnik, Fa. Wilms)

In den letzten Jahren wurden diese überraschenden Ergebnisse an der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Braunschweig überprüft. Dabei konnte bestätigt werden, dass auch bestimmte einheimische Hölzer über ausgeprägte antibakterielle Eigenschaften verfügen: insbesondere Kiefernholz, aber auch Eiche und Lärche reduzieren krankmachende Keime , Buche und Pappelholz verhalten sich eher wie Kunststoff. Auch bis zu zehnmal wiederholte Beimpfung mit Keimen konnte die antibakterielle Wirkung nicht beeinträchtigen. Die Ergebnisse waren stets eindeutig: Kiefer ist hygienischer als Plastik.

Kiefernholz hat antibakterielle Eigenschaften.

3. Weichholz oder Hartholz?

Kiefern und Fichten gehören zu den "Weichhölzern". Buchen und Eichen zu den "Harthölzern". Die Verletzungsgefahr für Klauen und Euter sind bei Hartholzspänen größer und erleichtert es den krankmachenden Keimen, in die Haut einzudringen. (Ergebnis einer Diplomarbeit aus Weihenstephan)

Keine Hartholzspäne in die Liegeboxen. Weichholzspäne reduzieren die Verletzungsgefahr von Euter und Klauen.

4. Sommer- oder Winterholz?

Holz wächst in der Vegetationszeit von April bis Juni besonders gut. Dieses sogenannte Sommerholz enthält mehr Wasser als Winterholz. Das trockenere Winterholz lässt sich besser verarbeiten und die anfallenden Späne sind in der Regel trockener. Colikeime können sich nicht so gut vermehren.

Normalerweise beginnt deshalb der Holzeinschlag im September und dauert bis März. Da die Sägereien jedoch das ganze Jahr über beliefert werden und die Späne in Bunkern gelagert werden, ist eine Unterscheidung zwischen Sommer- und Winterholz in der Praxis unmöglich.

Späne von Winterholz sind trockener. Sommer- und Winterholz ist in der Praxis jedoch nur schwer zu unterscheiden.
Lanzenhygrometer Foto: Rüpke
5. Schwachstellen bei der Lagerung der Späne

Sägespäne, die bei der Holzverarbeitung anfallen, sind zunächst wenig mit Keimen und Pilzsporen belastet. Die Späne enthalten zunächst 30-60% Holzfeuchte.

Je kleiner die Späne, desto schneller die Trocknung.

Ideal ist ein Feuchtigkeitsgehalt von unter 20%. Die Feuchtigkeit kann man mit der "Backofenmethode" oder mit einem Lanzenhygrometer messen (siehe Anlage).

Die Späne werden in Bunkern oder frei auf dem Hof gelagert (ungeschützt vor Regen). Sowohl beim Sägewerk als auch beim Landwirt sollten die Späne trocken gelagert und Erwärmung vermieden werden (nicht mit Folie abdecken).

Colibakterien, Pilze und andere Keime vermehren sich rasant bei feuchter Wärme!

6. Qualität der Späne

Sägespäne sind ein inhomogenes Material. Man kann keine einheitliche Qualität fordern, da immer andere Bäume gesägt werden und die Lagerung unterschiedlich lang sein kann. Problematisch sind Späne aus bereits weiter verarbeitetem Holz (Spanplattenkleber sind giftig), da die Rückstände hautreizend und gesundheitsschädlich sein können.

Keine Sägespäne von bereits verarbeitetem Holz!

7. Schleifstäube

Beim Schleifen von Buche und Eiche entstehen Schleifstäube, die leicht eingeatmet werden können und aufgrund ihrer Inhaltstoffe unter die GefahrstoffVO und entsprechende ArbeitsschutzVO (Atemschutzmasken) fallen. Sie gehören zu den sensibilisierenden Stoffen und stellen eine gesundheitliche Gefahr für den Menschen und auch für Tiere dar. Schleifstäube kommen zusammen mit den Spänen in die Bunker und letztendlich auch in den Stall. Welches gesundheitsgefährdende Potential sie dort noch haben, ist unklar.

Anteil von Schleifstäuben in den Sägespänen gering halten!

8. Schwachstellen im landwirtschaftlichen Betrieb

Sägespäne als Einstreumaterial dienen dem Kuhkomfort (mind. 10cm dick) und der Bindung von Gülle und anderen Körperflüssigkeiten. Das regelmäßige Entfernen und die Erneuerung der verschmutzten Bereiche sind wichtig, damit sich die Keime nicht weitervermehren.

Einstreu muss immer sauber sein. Tägliches Entfernen verschmutzter Späne ist der beste Schutz vor hoher Keimbelastung!

Alle Infos stammen aus Gesprächen mit Fachleuten (Förster, Agraringenieure, Tierärzte), dem Internet und aus wenigen Fachartikeln in www.holzfragen.de.


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