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praktikum bei Holzfragen.de

Mitarbeit: Stud. Ing. Jana Förste, Fachhochschule Eberswalde

Bunter oder Gescheckter Nagekäfer,

Xestobium rufovillosum



Gescheckter Nagekäfer Bild: Dr. Noldt

Ein Insekt, das trotz seiner Zerstörung noch hilfreich sein kann, ist der Bunte Nagekäfer. Wo er entdeckt wird, ist der Schaden oft immens und das Holz "zu Staub zerfallen", doch ist er nicht der alleinige Zerstörer. Ihm voran geht stets ein durch Feuchte verursachter Pilzschaden, den sich dieses Insekt nur zunutze macht...
Der Bunte Nagekäfer (Xestobium rufovillosum), auch als Klopfkäfer bekannt, ist mit 5 - 6 mm Körperlänge der größte unter den einheimischen Nagekäfern (Anobiidae). Wichtigstes Merkmal der ausgewachsenen Käfer ist ihr dunkelbrauner, mit schmutzig gelben Fellflecken unregelmäßig gescheckter Körper.

Der Bunte Nagekäfer als Indiz für Pilzschäden

Ist der Bunte Nagekäfer im Holz entdeckt, ist dort meist noch mehr versteckt!

Bilder der Zerstörung: des Bunten Nagekäfers, einem Pilzfolger. Für ihn charakteristisch: er läßt die Spätholzzonen der Jahrringe stehen, frißt dafür aber das Frühholz gänzlich weg. Foto: Rüpke
Dieser Eichenbalken wurde im Splintbereich durch einen Pilz geschädigt. Die Larven haben daher auch nur in diesem Bereich gefressen. Foto: Rüpke

Der Bunte Nagekäfer gilt als Pilzfolger und ist somit ein relativ verlässlicher Anzeiger für einen vorangegangenen, meist noch schwerwiegenderen Pilzschaden. Er wird auch als Faulholzinsekt bezeichnet, da er sich auf dieses feuchte Holz (u> 16%) spezialisiert hat. Ursache ist in allen Fällen ein unerkannter Feuchteschaden, der z.B. durch Wassereintrag in der Bausubstanz zum Gedeihen des Pilzes führt. Vom Geruch dieses pflanzlichen Holzzerstörers kann nun der Bunte Nagekäfer angelockt werden, für den das angegriffene Holz besser verdaulich ist. Ob das Insekt auf einen ganz bestimmten Pilz angewiesen ist, oder ob die verursachte Fäuleart (Weiß- oder Braunfäule) eine wichtige Voraussetzung darstellt, kann nicht sicher gesagt werden.

Vorrangig wird feucht gewordenes, verpilztes Laubholz befallen; besonders in geschädigtem Eichenholz in Fachwerkbauten ist der Bunte Nagekäfer oft anzutreffen. Aber auch Nadelhölzer verschmäht er nicht. Er selbst unterscheidet nicht zwischen Splint- und Kernholz, sondern frisst alles vom Pilz Befallene. Wenn der Pilz nur den Splint, nicht aber das Kernholz zersetzt, frisst auch der Käfer nur dort und lässt das Innere unversehrt. Die Larven des Xestobium rufovillosum fressen allerdings auch gesundes Holz, wenn es an pilzbefallenes Holz angrenzt. Ohne die "Starthilfe" des Pilzes würden sie gesundes, trockenes Holz nicht befallen, denn als junge Larven sind sie dafür noch zu schwach. Sind sie älter und stärker, greifen sie auch auf die gesunden Randbereiche um den Pilzschaden über, wenn das pilzgeschädigte Holz knapp wird.

Gesundes Holz muss, wenn es von den Larven des Bunten Nagekäfers befallen wird, eine Holzfeuchte von über 16% aufweisen. Trockeneres Material ist befallssicher. Diese Holzfeuchte ist Befallsbedingung und oftmals gegeben, denn auch der Pilz kann ohne eine ausreichende Holzfeuchte von für ihn über 20 % nicht wachsen.

Seine besondere Fraßrichtung bestimmt das arttypische Schadbild des Bunten Nagekäfers. Er frisst ausschließlich im nährstoffreicheren Frühholz der Jahrringe und lässt die Spätholzzonen fast unberührt stehen. So ergibt sich eine Art porig-schwammiges Gefüge, das schön anzusehen ist (wenn´s nicht das eigene Hab & Gut betrifft).

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Was ist bei Befall zu tun?

Findet man den Bunten Nagekäfer im Holzbalken, sollte man sich nicht vorrangig um dessen Bekämpfung sorgen, sondern zunächst unbedingt auf Ursachenforschung gehen und nach weiteren Schäden suchen. Wo dieser Käfer frisst, ist ein Pilzschaden in der Regel nicht weit. Und dieser ist oft gefährlicher, wenn auch schwerer erkennbar, als der des Insekts.

Auch holzzerstörende Pilze wachsen nie ohne geeignete Wachstumsbedingungen. Sie benötigen eine ausreichende Holzfeuchte von mindestens 20%, die meistens durch Defekte im Bau oder ungewollte Wassereinträge zustande kommt. Ist sowohl die Ursache, als auch die Ausbreitung des Schadens festgestellt, muss die Feuchte beseitigt und der Pilz bekämpft werden.

Da bei der Pilzbekämpfung ein Gesundschnitt unabdingbar ist und dabei der gesamte Bereich des Pilzbefalls entfernt wird, ist üblicherweise der Insektenschaden auch passe´.

Nur ein Insektenfraß über den Pilzbefall hinaus, was nicht oft vorkommt, kann dem Holz dann noch schaden. Die runden, bis 4mm großen Larvengänge wären dann im gesunden Holz gut sichtbar. Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten des Handelns:

Ist ein Rest pilzbefallenen Holzes in der Umgebung der Schadstelle völlig auszuschließen, und kann das vom Insekt angefressene Holz langfristig auf eine Holzfeuchte unter 16% gebracht werden, muss eine bekämpfende Maßnahme gegen die Insekten nicht zwangsweise vorgenommen werden. Die im Holz fressenden Larven sterben bei zu geringer Holzfeuchte (unter 16%) ab. Selbst wenn sie noch die Verpuppung und den Ausflug vollziehen, werden sie keine neuen Eier ablegen, wenn ihnen pilzbefallenes Holz nicht zur Verfügung steht.

Kann man weder pilzbefallenes Holz, noch Holz mit einer Feuchte über 16% ganz ausschließen, sollten bekämpfende Maßnahmen eingeleitet werden. Hierbei sollten chemische und thermische Verfahren sinnvoll gegeneinander abgewogen werden, um dem Befall so sicher und risikoarm wie möglich entgegenzutreten.

Mit vereinten Kräften: Erst wurde dieser Eichenbalken eines Fachwerks vom Echten Hausschwamm befallen, danach durch den Bunten Nagekäfer völlig zerlegt. Foto: Rüpke

Biologische Merkmale des Bunten Nagekäfers

Der Bunte Nagekäfer oben als Käfer unten als Larve.
Foto Rüpke
Der Kot des Bunten Nagekäfers sieht aus wie "Bouletten". Foto: Rüpke

Xestobium rufovillosum ist als der größte der einheimischen Nagekäfer gut an seiner unregelmäßig gefleckten Zeichnung zu erkennen, die sich auf der dunkelbraunen Chitindecke schmutzig gelb abhebt. Diese Stellen sind mit feinen Borsten bedeckt. Als Pilzfolger ist er in bereits geschädigtem Holz zu finden. Er befällt in Notlagen auch angrenzende, gesunde Holzpartien mit Feuchten über 16%, bei Holzfeuchten darunter ist jedoch kein Holzabbau möglich.

Die Larven des Bunten Nagekäfers werden bis 10 mm groß, sind hell beige gefärbt und bauchseitig gekrümmt, ähnlich wie Engerlinge. Sie verbleiben im Holz manchmal bis zu 3 Jahre, fressen sich dort durch das Frühholz und lassen das Spätholz unberührt stehen. Im Querschnitt erscheinen die Larvengänge kreisrund. Deutliches Merkmal der Larven sind die vielen bräunlichen Kotteilchen, die an gebratene Bouletten erinnern. Bohrmehl ist selten, dann aber weich und locker.

Sind die Larven vollständig entwickelt, verpuppen sie sich parallel zur Holzfaserrichtung. Dies erfolgt stets im Spätsommer. Eine Generationszeit vom Ei zum Vollinsekt dauert unter besten Entwicklungsbedingungen etwa ein Jahr, üblicherweise aber 2-3 Jahre. Ist nach der Verpuppung der Käfer ausgebildet, bohrt er sich zunächst zum Überwintern ins Holz, um dann im Frühjahr den eigentlichen Ausschlupf zu wagen. Hierzu frisst er sich sein rundes, ca. 2...4 mm großes, glatt gerändertes Ausflugsloch nach draußen und begibt sich sofort auf Partnersuche. Er fliegt aus und verständigt sich mit Artgenossen über die arttypischen Klopfzeichen.

"bavarian death watch beetle knocking on wood"
Bunter (Gescheckter) Nagekäfer (Xestiobium rufovillosum) beim Klopfen auf historischen Parkettboden
aufgenommen durch Ingenieurbüro für Holzschutz, Stephan Biebl, Benediktbeuern, Germany, http://www.holzwurmfluesterer.de (29.04.2014)

Das Klopfen entsteht dadurch, dass die Käfer mit ihren Köpfen auf das Holz schlagen (bis zu 8 mal pro Sekunde!). Wegen dieser Geräusche wird er Bunte Nagekäfer auch Totenuhr genannt, da man sie früher besonders deutlich in den stillen Kranken- und Totenzimmern hörte und es als schlechtes Omen nahm.

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... ähnlich, aber doch nicht gleich: andere Anobien als Pilzfolger

Neben dem Bunten Nagekäfer machen sich auch andere Vertreter aus der Familie der Nagekäfer (Anobiidae) den Schaden eines Pilzes zunutze. Sie werden in der Gruppe der sogenannten Faulholzinsekten zusammengefasst und greifen nur in Ausnahmen gesundes, nicht zuvor von einem Pilz geschädigtes Holz an. All diesen Pilzfolgern ist gemein, dass eine Holzfeuchte von mindestens 16% ihren Befall bedingt. Ohne diese Mindestfeuchte können die Käferlarven nicht überleben, geschweige denn sich ins Holz einfressen.

In Körperform und Größe ist dem Bunten Nagekäfer der Trotzkopf (Coelostethus pertinax) sehr ähnlich. Allerdings befällt dieser bevorzugt verpilzte Nadelhölzer. Sehr selten in der Praxis bestimmt ist der Schwammholz-Nagekäfer (Priborium carpini), der wesentlich kleiner als Xestobium ist und sich auch in Aussehen und Vorkommen von ihm unterscheidet. Von dieser Art ist relativ wenig bekannt.

Eine Unterscheidung der pilzfolgenden Nagekäfer ist für den Laien wahrscheinlich irrelevant. Am wichtigsten bei der Entdeckung eines derartigen Insektenbefalls ist das Finden und Stoppen der Feuchteursache und die Bekämpfung des Pilzes. Dennoch mag es interessant sein, die verschiedenen Arten zu differenzieren: Die adulten (ausgewachsenen) Insekten lassen sich relativ einfach durch ihre Färbung bestimmen. Daher können die ähnlichen Arten untereinander schnell differenziert werden. Doch die eigentlichen Holzzerstörer - die im Holz fressenden Larven - sehen sich sehr ähnlich und können nicht ohne weiteres unterschieden werden. Ihre Körpergrößen variieren zwar unter den einzelnen Arten, aber auch unter den ernährungsbedingten Entwicklungsstufen: je besser das Holz, desto größer und kräftiger die Larve. Eine große Hilfe bei der Unterscheidung sind hier die von den Larven hinterlassenen Kotteilchen. Sie sind von Art zu Art unterschiedlich und können ebenso zur Bestimmung hinzu gezogen werden, wie das Fraßmehl.

Name Bunter Nagekäfer Trotzkopf Schwammholz-Nagekäfer
Xestobium rufovillosum Coelostethus pertinax Priobrium carpini
Käfer 5 - 6 mm 4,4 - 5 mm 3 - 5 mm
braun, Flügeldecken und Schild unregelmäßig graugelb behaart graubraun, Flügeldecken mit Punktstreifen dunkelbraun, dicht behaart
drei Fühlerglieder sehr lang, Ecken des Halsschildes nach außen gezogen drei Fühlerglieder sehr lang, Halsschild mit einem Höcker zylindrische Körperform, Fühler sind schwach gesägt
Larven hell beige, bauchseitig gekrümmt, bis 10 mm hell beige, bis 10 mm -
Befall Laubholz, besonders pilzbefallenes Eichenholz besonders pilzbefallenes Nadelholz pilzbefallenes Nadelholz, besonders auf Dachböden
weitere Merkmale Kotpillen der Larven wie gebratene Bouletten Kotpillen der Larven trogförmig und dunkel -
Fraßmehl weich und locker - -
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