Gastautor: Oscar González Prieto
Oscar G. PrietoOscar G. Prieto
Forstwissenschaftler
oscargprieto@yahoo.es
E-32005 Ourense (Spanien)
(0034) 60 66 79 487

Bienen als Holzbewohner?


Diagnose und Insektenbestimmung
Wirtschaftliche Bedeutung
Lebenszyclus
Maßnahmen
Nur in Ausnahmefällen würde eine Bekämpfung wie folgt erfolgen:

Der Eigentümer eines freistehenden Hauses fand eines Tages außen am Holz des Dachstuhls mehrere Löcher und bat mich um Feststellung der Ursache. Es handelt sich um ein eingeschossiges Wohnhaus, von Wald und Wiesen umgeben. Die Mauern bestehen aus Naturstein (Galicischer Granit), die Dachkonstruktion aus Nadelholz (Holzbalken und -sparren aus Brettschichtholz aus Fichte, Picea abies, Made in Germany).

An mehreren Hozsparrenköpfen und an einem freiliegenden Tragbalken (Sparrenauflager) sind einige augenscheinlich erkannbare Löcher vorhanden. Auch zeigt sich mal kein Loch, sondern eher eine Mulde, beides hat jeweils einen Durchmesser von 10mm. Die Löcher weisen am Rand eine große Abnutzung auf. Diese Tatsache lässt vermuten, dass es wohl viel Bewegung an den Öffnungen gibt.

Bild 1: Löcher mit 10mm. Blau: Oberflächenschäden (Mulden).
Foto: Oscar G. Prieto
Bild 2: Loch mit 10mm Durchmesser und mit hohem Verschleiß am Rand.
Foto: Oscar G. Prieto

Die Holzsparren haben einen Querschnitt von 95 x 240 mm, mit 6 Lammelen (jede mit 40mm Dicke). Die gemessene Holzfeuchtigkeit betrug u = 10,8% (bezogen auf die Trockenmasse). Sie ist unauffällig und liegt im absoluten Normalbereich. Alle Elemente wurden mit walnussfarbiger Lasur (mit einem Insektizid als chemischen Holzschutzmittel) behandelt. Das Holz wurde vor 2 Jahren verbaut.
Das Vorkommen der Löcher und Mulden ist am Gebäude auf wenige Holzbauteile in geschützten Bereichen auf der Sonnenseite der Außenfassade beschränkt.

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Diagnose und Insektenbestimmung

Bild 3: Holzfeuchte u = 10,8 %.
Foto: Oscar G. Prieto

Bei der Inspektion nahm ich eine kleine eigene Erfindung (Kunststoff-Petrischalen) zu Hilfe. Damit schaffte ich es, drei Exemplare schöner und enormer Bienen zu erbeuten. Der Eigentümer hat die Bienen sofort erkannt. Sie hatten ihn des Öfteren erschreckt. Die Diagnose ergab, dass es sich um eine Biene der Gattung Xylocopa spp handelt. Diese Gattung wird als "Große Holzbiene" bezeichnet. Diese Insekten sind nicht xylophag (was "Holz essend" bedeutet), sondern sie nutzen das Holz lediglich als Nistsubstrat, wozu sie das Holz nur aushöhlen, um ihre Nester in Galerien im Inneren des Holzes anzulegen. Normalerweise, in der freien Natur, machen sie das in toten Ästen oder Stämmen von Nadelbäumen, wo sie die Nistgänge mit ihren kräftigen Mandibeln ins Holz nagen.

Bild 4: Entnommenes und analysiertes Exemplar. Foto: Oscar G. Prieto

In dieser Familie sind die Insekten groß, farblich dunkelbraun bis schwarz und etwa 10 bis 26mm lang. Die Weibchen nutzen den Stachel nur selten, wenn sie in Gefahr sind. Die Männchen haben keinen Stachel und verteidigen ihr Territorium gegen Eindringlinge mit einer Art von "KamiKaze"-Flügen. Obwohl sie eigentlich harmlose Insekten sind, sind es diese KamiKaze-Flüge die den Hauseigentümer regelmäßig erschreckt haben. Auch das beim Fliegen erzeugte laute Summen kann einem schon Angst machen.

Die Unterfamilie besteht aus über 500 Arten. In diesem Fall ist es vermutlich eine Xylocopa virginica (sehr verbreitet in den USA, aber hier in Spanien kaum bekannt). Die meisten dieser Holzbienen haben keine Haare auf der Brust (Thorax) und sind glänzend schwarz. Im Gegensatz dazu ist der Thorax von Hummeln vollständig mit gelben Haaren bedeckt.

Bild 5: Merkmale eindeutiger Identifizierung der Arten an den Flügeln. Foto: Oscar G. Prieto

Bild 6: Holzbienen haben keine Haare am Thorax und sind glänzend schwarz.
Foto: Oscar G. Prieto
Bild 7: Hummel; Im Gegensatz dazu ist der Bauch der Hummel vollständig mit Haaren bedeckt, (viele gelbe).
Quelle: http://es.wikipedia.org/wiki/Bombus
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Wirtschaftliche Bedeutung

Diese holzbewohnenden Bienen leben nicht in Kolonien, sind also keine sozialen Insekten, obwohl, wie in diesem Fall, mehrere Tiere in der gleichen Galerie leben können. Sie leben aber, auch als Geschwister, unabhängig voneinander (solitär).

Während die Holzschäden einer einzelnen Biene gering sind, vergrößert sich durch die Nachkommen der Folgejahre der Bauschaden, da sie die Galerien um weitere Tunnel erweitern. Außerdem verursachen die Exkremente, die sie in den Wänden oder anderen Bauteilen nahe der Öffnung hinterlassen, Flecken.

Bild 8: Vergrößerung; vier Kotkugeln und abgenagte Reste von Holzfasern. Foto: Oscar G. Prieto

Das Vorkommen der Holzbienen an Gebäuden ist auf Holzbauteile auf der Sonnenseite, an der geschützen Außenfassade beschränkt. Mit einem nahezu perfekt runden Eingangsloch (ca. 5mm im Durchmesser) beginnen sie ihr Bienennest zu bauen. Dieses Loch verläuft in der Regel gegen die Maserung des Holzes. Sie graben zunächst einen ca. 30mm langen Tunnel, von dem aus dann, meistens parallel zur Faserrichtung (aber auch selten in der Perpendikel), kleinere Tunnel rechtwinklig abzweigen. Daher bevorzugen die Bienen Holz, das mehr als fünf Zentimeter dick ist. Auch wenn die Holzoberfläche mit Lasur oder Insektizid behandlt ist, stellt dies kein großes Hindernis für sie dar (erinnern Sie sich: Holzbienen fressen Holz nicht, sondern bohren nur!! Oberflächeninsektizid geht nicht in die Verdauung.).

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Lebenszyclus

Die jungen erwachsenen Bienen, Männchen wie Weibchen, überwintern in Galerien. Sie paaren sich im Frühling und beginnen die alten Galerien zu reinigen und zu vergrößern. Sie graben auch neue Brutkammern für ihre Jungen. Jede Kammer enthält einen Teil des sogenannten "Bienen-Brots", eine Mischung von wiedergekäuten Pollen und Nektar, die als Nahrung für die Larven dient. Nur ein Ei liegt in jedem Bienenbrotteil und jede Kammer ist versiegelt. Typischerweise baut ein Weibchen etwa 6-8 Kammern. Die geschlüpften Larven beenden ihre Entwicklung und gehen in das Puppenstadium. Die erwachsenen Holzbienen kommen im August zum Vorschein, ernähren sich von Nektar und überwintern in den Tunneln.

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Maßnahmen

Grundsätzlich stellt das Nisten von Solitärinsekten keine nennenswerte Gefahr für das verbaute Holz dar. Die Wildbienen-Gattungen leben als Einsiedlerbienen (solitär) allein oder nur eingeschränkt mit Artgenossen zusammen, sie werden niemals "Völker" gründen.

Die hier beschriebene Art ist wärmeliebend und hat in urbaner Umgebung viele Probleme damit überhaupt geeignete Nistmöglichkeiten zu finden. In Deutschland steht sie bereits in der Roten Liste gefährdeter Arten auf der Vorwarnliste. In manchen Bundesländern und in der Schweiz gilt sie als gefährdet und in manchen Gebieten (z.B. Baden-Würtemberg) ist sie sogar stark gefährdet.

Diese Insekten fallen daher bereits als gefährdete Arten unter den europaweiten besonderen gesetzlichen Naturschutz. Maßnahmen zur Bekämpfung kommen daher nur in seltenen Ausnahmefällen in Frage. Im Gegenteil wird durch die Naturschutzverbände die Ansiedlung dieser Insekten durch verschiedene Angebote von Nistmöglichkeiten, meist durch Altholzangebote, gefördert.

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Nur in Ausnahmefällen würde eine Bekämpfung wie folgt erfolgen:

Suchen Sie die Bienenlöcher, die aktiv sind und streuen Sie Insektenpulver (z.B. Silikat-Pulver) direkt in die Öffnung. Am besten geht dies mit einem Zerstäuber. Die beste Zeit dazu ist nachts, mit einer Taschenlampe. So kann man mögliche Stiche vermeiden und alle Exemplare sind in den Löchern. Die Taschenlampe sollte mit einem Stück roten Zellophan verdeckt werden, da Bienen rotes Licht nicht sehen können.

Sollten Sie die Behandlung tagsüber durchführen, verwenden Sie eine Spritzpistole mit "Pyrethrum", so können Sie jede Biene erwischen, die herumfliegt. Das Beste ist, ein Unternehmen für Schädlingsbekämpfung zu beauftragen. Sie haben die Produkte, die Mittel, die persönliche Schutzausrüstung und können die Behandlung ohne Risiko durchführen (Insektenpulver verteilt sich in der Luft und geht schnell in die Lungen!!!!).

Am besten, sollte man die Löcher nicht sofort abdecken. Die Bienen müssen freien Zugang durch den Nesteingang haben, so können sie in Kontakt mit dem Pulver kommen und in den Tunneln verteilen.

Die beste Zeit für die Bekämpfung ist im Frühling, wenn die ersten Bienen kommen, und danach im Hochsommer. Im Herbst sollten die Löcher mit Holzkitt oder halbflüssiger Spachtelpaste für Holz abgedichtet werden. Diese passt sich der Oberfläche an.


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