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Der Holzwurm, Gemeiner- / Gewöhnlicher Nagekäfer, Anobium punctatum, seine Lebensbedingungen, seine Bekämpfung und die Vorbeugung
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Gastautor Robert Ott: Untersuchungen über die Entstehung von Bohrmehlhäufchen an Schlupflöchern des Gemeinen Nagekäfers

Der allgemeine " Holzwurm " heißt oft Gemeiner Nagekäfer


Seine Spuren hat wohl jeder schon mal gesehen: Viele kleine Löcher von 1 bis 2 mm Durchmesser, aus denen Bohrmehl quillt (siehe Bild unten rechts), wenn die Larven noch darin tätig sind. Man findet den Holzwurm in Kellern, Dachböden, Kirchen, Brennholzlagern, leerstehenden Gebäuden usw., aber eigentlich nicht in zentralbeheizten Wohnräumen.

Dort ist ihm nämlich das Holz zu trocken (8 bis 10 Prozent Holzfeuchte), es sei denn, es wird z.B. beim Wischen des Fußbodens regelmäßig angefeuchtet. Die Käfer, die nach einer zwei- bis achtjährigen Entwicklungszeit der Larven schlüpfen, sind recht ortstreu und legen ihre Eier vorzugsweise in das Holzstück, in dem sie selbst aufgewachsen sind, bis es schließlich vollständig zerstört ist. Das kann viele Jahre dauern. Splintholz wird als Nahrung bevorzugt. In das farbige Kernholz von Kiefer, Lärche, Douglasie und Eiche dringen sie normalerweise zunächst nicht ein, erst bei nachhaltigem Befall wird auch das Kernholz angegangen.

Die typische Form holzerstörerischer Mitglieder der Nagekäferfamilie ist das "Rötkäppchenaussehen", die eigenartige Kopfform mit "Kapuze". Foto: Rüpke Solche Auswürfe von Holznagsel (vergrößert), hier an einer sonnengewärmten Stelle schon zum Ende März vorgefunden, kennzeichnen nicht unbedingt den erfolgten Ausschlupf des Nagekäfers. Sie können - wir hier - auch von dessen nachstellenden Feinden sein. In jedem Fall ist es ein Indiz und Befallsmerkmal. Foto: Rüpke
Die typische Form holzerstörerischer Mitglieder der Nagekäferfamilie ist das "Rötkäppchenaussehen", die eigenartige Kopfform mit "Kapuze". Foto: Rüpke
Solche Auswürfe von Holznagsel (vergrößert), hier an einer sonnengewärmten Stelle schon zum Ende März vorgefunden, kennzeichnen nicht unbedingt den erfolgten Ausschlupf des Nagekäfers. Sie können - wir hier - auch von dessen nachstellenden Feinden sein. In jedem Fall ist es ein Indiz und Befallsmerkmal. Foto: Rüpke

Ein Merkmal eines Schadens nach Befall durch den Gemeinen Nagekäfer sind die vielen 1 bis 2 mm großen kreisrunden Löcher an der Holzoberfläche, die Ausschlupflöcher der nach der Verpuppung ausschlüpfenden Vollinsekten. Je nach Anzahl kann man auf die innere Zerstörung schließen. Eine gewisse Ortstreue folgt aus der Eigenart des Gemeinen Nagekäfers, seine Eier in die Ausschlupflöcher einzubringen.

Neben den Aktivitäten der holzzerstörenden Insekten, sich z.B. durch Ausschlupflöcher zu verraten, sind im Laufe der Entwicklung des Befalls ab und zu auch die räuberischen Parasiten dieser Holzzerstörer vorzufinden. Z.B. der Blaue Fellkäfer, der Hausbuntkäfer u.a. tragen durch Auswühlen von Nagsel dazu bei, die Aktivität eines Befalls zu belegen. Im Gegensatz zu den lichtscheuen Larvengestalten der Holzzerstörer kommen deren Larven bei nötig werdendem Gangwechsel ans Tagslicht.

Ein Blauer Fellkäfer ist Verursacher dieses Auswurfkraters. Hier ein Indiz für einen Befall durch den Gemeinen Nagekäfer. Rechts unten: eines seiner Ausschlupflöcher. Foto: Ott Ein paar Stunden später schlüpft die Larve des Blauen Fellkäfers aus demselben Loch. Foto: Ott
Ein Blauer Fellkäfer ist Verursacher dieses Auswurfkraters. Hier ein Indiz für einen Befall durch den Gemeinen Nagekäfer. Rechts unten: eines seiner Ausschlupflöcher. Foto: Ott
Ein paar Stunden später schlüpft die Larve des Blauen Fellkäfers aus demselben Loch. Foto: Ott
Nagsel = Kotausstoß des Gemeinen Nagekäfers, eiförmig, eine Spitze ist ausgezogen. Foto: Rüpke

Unser Kollege Robert Ott hat uns auf diese Besonderheiten von Bohrmehlausstoß und -auswurf durch Nagekäfer und Räuber anhand eigener Beobachtungen hingewiesen. Diese fanden wir bestätigt bei Jean Vité (1952) und Waldemar Madel (1952). Ihr Merksatz zum Bohrmehrlauswurf: "Größere, sich ständig erneuernde Bohrmehlhäufchen, die Anibiiden- oder Hausbock-Kot enthalten, sind fast stets von den räuberischen Larven verursacht." Als bohrmehlausstoßende Räuber werden dort genant: Opilo domesticus, Corynetes coeruleus und Tillus elongatus. In jedem Fall ist es ein Indiz für einen Befall.

Die Anwesenheit von räuberischen Insekten meldet stets einen stärkeren Befall. Die Absicht, mit den räuberischen Insekten die Holzzstörer zu bekämpfen, hat sich praktisch als unmöglich erwiesen. Gegenteiligen Meldungen fehlte bislang jeweils die nachprüfbare Bestätigung. In Forst und Landwirtschaft, wo keine 100%igen Erfolge nötig sind, wurde Bekämpfung mit Feindinsekten längst erfolgreich eingeführt.

Die 1-2 mm großen Ausschlupflöcher des Gemeinen Nagekäfers, hier an einem berindeten Brennholz. Foto: Rüpke Die 1-2 mm großen Ausschlupflöcher des Gemeinen Nagekäfers an einem gehobelten Regalbrett. Foto: Rüpke
Die 1-2 mm großen Ausschlupflöcher des Gemeinen Nagekäfers, hier an einem berindeten Brennholz. Foto: Rüpke
Die 1-2 mm großen Ausschlupflöcher des Gemeinen Nagekäfers an einem gehobelten Regalbrett. Foto: Rüpke
Warum nur im mittleren Holz? Mögliche Antworten: a) der Nagekäfer bevorzugt Splintholz, aber auch b) das mittlere Holz war das feuchteste. Foto: Rüpke Hier ein ganz "gemeiner" Nagekäfer, der den Bauarbeiter am Schaufeln hindern wollte... Foto: Rüpke
Warum nur im mittleren Holz? Mögliche Antworten: a) der Nagekäfer bevorzugt Splintholz, aber auch b) das mittlere Holz war das feuchteste. Foto: Rüpke
Hier ein ganz "gemeiner" Nagekäfer, der den Bauarbeiter am Schaufeln hindern wollte... Foto: Rüpke

Da der "Holzwurm", also die Larve des Gemeinen Nagekäfers, so häufig vorkommt, wird auch immer wieder die Frage nach seiner Bekämpfung gestellt. Zur Bekämpfung eines Insektenbefalls an losem Gut, wie z.B. Möbeln etc., gäbe es Alternativen zum Angebot im Baumarkt ("Holzwurmtod"):

1. Stellte man ein befallenes Möbelstück in einen zentralbeheizten Wohnraum, könnte man normalerweise (Ausnahme siehe oben) davon ausgehen, dass die Larven wegen zunehmender Trockenheit des Holzes von alleine absterben, zumindest, wenn der lokale Herd noch eine Zeit bestehen bliebe, wäre eine weitere Ausbreitung nicht zu erwarten.

2. Wenn das nicht erwartet werden kann und das befallene Stück vor der weiteren Zerstörung bewahrt werden soll, gibt es neben anderem auch die Möglichkeit, die Larven durch Erwärmen des Holzgegenstandes auf 55 Grad C über 60 Minuten (im Holzinneren gemessen) abzutöten. Fachgerecht erfolgt dies in luftfeuchtegeregelten Klimakammern. Aber auch der Praktiker wird bei weniger wertvollem Gut Erfolg haben können, wenn er es der Größe nach im Backofen, in der Sauna oder unter Abschirmung im Wärmestau aufheizen kann. Das letztere sollte jedoch kein thermischer Unfall werden. Zu empfehlen sind danach Behandlungen in Klimakammern durch luftfeuchtegeregelte Erwärmung. Es gibt auch Anbieter, die bei der Beschaffung solcher Klimakammern zur Seite stehen. Für größere Mengen von Sammelgut werden mobile Klimakammern für Behandlungen vor Ort angeboten.

3. Zur chemischen Bekämpfung geben wir auf der Seite "Holzschutzmittel" Hinweise.

Ältere Möbel haben oft Schäden nach Befall durch den gemeinen Nagekäfer aufzuweisen. Das hängt schon mit der Historie von Kriegen und schlechten Zeiten zusammen. Zeiten, in denen auch die wertvollsten Möbelstücke unter schlechtesten Bedingungen gelagert oder aufgestellt wurden. Gerade diese zeitweise schlechten Bedingungen, Feuchte und Kühle, sind die Hauptursachen für einen Befall.

Zum Verschließen von Holzwurmlöchern bietet die Firma Weiblen für Restauratoren ein neu entwickeltes Spezialgerät an, dass mit heißem flüssigem Wachs arbeitet. Nach Angaben der Hersteller haben sich die Geräte in der Praxis bewährt und sind sehr sinnvoll, weil sie zusätzlich zur dauerhaften Verschließung auch noch eine Festigung des Holzes bewirken. Weiter ist auch eine Farbabstimmung durch das Angebot verschiedene Wachsfarbtöne möglich.


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