Fachwerkhäuser
Historische Fachwerkhäuser prägen immer noch das Bild vieler
Städte und Dörfer unseres Landes. An vielen von ihnen kann man wichtige
Forderungen des konstruktiven Holzschutzes erfüllt sehen:
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Auskragende Obergeschosse und ein großer Dachüberstand halten den
von den Wänden
Regen
ab.
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Durch die Verwendung des dauerhaften Holzes der
Stiel- oder Traubeneiche
wird die Gefährdung durch
Insekten und Pilze verringert.
- Besonders durch Schlagregen beanspruchte Wände wurden auch früher
z.B. mit Schieferverkleidungen oder durch Verputzen gegen Schlagregen
geschützt.
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Ein wichtiges Detail:
die Schwellen!
An der besten Fachwerkkonstruktion auf Dauer nicht zu vermeiden sind die sich
außen bildenden Fugen zwischen Füllungen und Konstruktionshölzern.
Sie sind jedoch außen (an der kalten Seite) weit weniger schädlich, als
man gefühlsmäßig meint. Innen dagegen, an der warmen Seite, wo eine
Dichtigkeit zwingend nötig ist (Tauwassergefahr), wird dies
gefühlsmäßig eher unterschätzt. Die Bauphysik kennt aber keine
Gefühle.
Die oben genannten Vorgaben zur Konstruktion minimieren zunächst einnmal
die Belastung der Wand durch Regenwasser. Auch die
Wahl der richtigen Füllung für die Gefache
spielt
eine wichtige Rolle bei der Fugenbildung: je elastischer (= Lehm) desto besser. Der
Versuch, Fugen z.B. durch Silikon zu schließen, ist auf Dauer erfolglos und
führt in den meisten Fällen nachhaltig zu Fäulnisschäden am
Holz. Empfehlenswert sind (mit einem Holzkeil einzutreibende) leicht
bituminierte
Hanfstricke
(Dicke durch Teilung der Kordel anpassen) (Bezugsquellen:
http://www.hanffaser.de
/
www.naturbauhof.de)
oder z.B an Fenstern eine einfache Abdeckung mit
Holzleisten.
Damit das trotz aller Bemühungen in die Wände eindringende Wasser gut
wieder herauskommen kann, müssen folgende Regeln beachtet werden:
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Weder die Gefache noch das Holz dürfen versiegelt oder mit einem
wasserdichten
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typische Auskragungen zum Schutze des Holzes vor der Witterung Foto:
Dr. Kürsten
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Anstrich versehen werden
. Am Besten ist es, nach Angaben des
renommierten Experten Dr. Peter Böttcher, ehem.Fraunhofer
Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI) in Braunschweig, Fachwerkholz gänzlich
unbeschichtet zu lassen. Ist ein Anstrich aus ästhetischen Gründen
erforderlich, so soll er möglichst diffusionsoffen sein. (Ein
berühmter Schadensfall in diesem Zusammenhang ist das Rathaus von
Duderstadt, dessen Fachwerk in wenigen Jahren durch einen wasserdichten
Anstrich zerstört wurde.)
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Bei freistehenden Fachwerkwänden mit geringer Schlagregenbelastung
muss gewährleistet sein, dass eingedrungenes Wasser auch nach innen
abgeleitet werden kann
. Schädlich sind daher Vorsatzschalen und
Dämmstoffe (oder auch Dampfsperren) auf der Innenseite, die den (kapillaren)
Wassertransport unterbinden. (Bei starker Belastung ist zwingend eine gut
hinterlüftete Bekleidung - Ziegelvorhang oder Brettschalung -
erforderlich.)
Sichtbares Holzfachwerk ist in der Regel nicht dicht gegen eine
Schlagregenbelastung
. Das WTA-Merkblatt 8-1-96, "Bauphysikalische
Anforderungen an Fachwerkfassaden" gibt unter 1.2 "Schlagregenschutz"
Hinweise zu Fachwerksichtfassaden. Dabei werden zwei Wege genannt: ein Schutz
der Fassade durch Bekleidung, oder die fachgerechte Ausbildung der Fugen
zwischen Gefach und Holz. Hinzuweisen ist auch auf die Forderung an gleicher
Stelle, vorhandene konstruktive Maßnahmen gegen Schlagregen, wie z.B.
vorhandene Verkleidungen bei nachfolgenden Bauarbeiten, unbedingt zu
belassen. Andere konstruktive Maßnahmen wie Auskragungen und
Überstände mindern die Belastung im Ganzen.
Ausschlaggebend ist neben der jährlichen Niederschlagsmenge die
tatsächlich auf die Fassade auftreffende Wassermenge. Bis zu einer
Grenze von 140 l/m
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a sind keine Schlagregenschäden zu
erwarten. Dies ist die Grenze zwischen den Beanspruchungsgruppen I und II,
geringe und mittlere Schlagregenbelastung (Schlagregenbeanspruchung in der
Bundesrepublik Deutschland nach DIN 4108-3, Anhang C).
Bei jährlichen, höheren Wassermengen in der Beanspruchungsgruppe
II ist an einem Sichtfachwerk regelmäßig mit Schäden durch
eindringendes Regenwasser zu rechnen. Fachwerkfassaden bei mittlerer
Schlagregenbeanspruchung erfordern einen Regenschutz durch Bekleidungen oder
Putzsysteme. (H. Künzel, Der Feuchtehaushalt von
Holzfachwerkwänden, Bauforschung für die Praxis Band 23, Fraunhoder
IRB-Verlag, Stuttgart 1996, Seite 80, Tabelle 10).
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Echter Hausschwamm hinter Wandverkleidung.
Foto: Dr. Kürsten
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Nach dem Abriss einer innen vorgesetzten Dämmschale mit
Hartfaserplatten kam der Echte Hausschwamm zu Vorschein (links im Bild).
Feuchtigkeit von aussen und sehr wahrscheinlich auch Kondenswasser von innen hatten
seine Entwicklung ermöglicht.
Bei der
Innendämmung von
Fachwerkwänden
ist darauf zu achten, dass Wasser (als Dampf) auch nach
innen abgeführt werden kann. Das wird z.B. durch die Verwendung einer
Strohmatte als Putzträger ermöglicht, wie das Modell des (ehem.)
Deutschen Zentrums für Handwerk und Denkmalpflege in Fulda im Bild unten
rechts seinerzeit zeigte.
Grundsätzlich sind an Außenwänden stehende Luftschichten
nachteilig, und ein kapillar wirksamer Wandaufbau vorteilhaft, um anfallende
Feuchte in der Fachwerkaußenwandkonstruktion in jeder Situation wirksam
abzuleiten.
Bei der sicherlich notwendigen Anpassung von Fachwerkhäusern an die
heutigen Ansprüche bezüglich Wärmedämmung und Schallschutz
werden immer wieder verhängnisvolle Fehler gemacht, wie das Bild oben links
zeigt. Hier kommt es sehr auf eine fachgerechte, der Situation des Gebäudes
entsprechende Auswahl von Baumaterialien, Dämmstoffen und -stärken an.
Weitere baukonstuktive Informationen rund um das Holz-am-Haus, also auch zum
Fachwerk, finden Sie auf unserer anderen
speziellen
Fachwerk-Seite.
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Gefach, Ausbaubeispiel
Foto: Dr. Kürsten
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Fachlichen Rat und Lehrgänge - nicht nur für Bauernhäuslebauer -
in diesem Bereich bieten z.B.die
Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V.
Andere, externe Links hierzu finden Sie z.B. bei
http://www.fachwerkhaus.de/
und
http://www.fachwerk.de.
Wer mit altem Holz bauen oder sanieren will - was grundsätzlich gerade bei
Fachwerkhäusern sinnvoll ist - kommt n.a.z.B. über diese Seiten an
Material dafür:
Noch ein Hinweis auf Fachlliteratur:
http://www.wki.fhg.de/publikat/her-b_buch98.htm
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