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Schimmel Einstiegseite
Eine Spitzbodendecke voller Schimmel
Eingesperrte Baufeuchte im Neubau führt schnell zum Schimmelpilzbefall
Vorbeugung von Schimmelpilzbefall durch richtiges Heizen und Lüften
Kondenswasser - eine Hauptursache für Feuchteschäden im Gebäude
Schimmelbildung an Dachüberständen

Schimmelpilzbefall am Gebäude im Bestand -
Sanierung durch Beseitigung der Ursache


Grundsatz der Schimmelbekämpfung

Dieser Kernsatz muss immer laut wiederholt werden, ist er doch (irgendwer hat immer irgendwelche todsicheren Tipps für Mittel gegen Schimmel) für die Betroffenen so schwer einzusehen:

  • Bekämpfung von Schimmel erfolgt allein durch die Beseitigung der Ursachen ! Ursachen sind überwiegend Baumängel, seltener, dann oft damit einhergehend, ein mangelhaftes Heizen und Lüften.
  • Regelmäßige Gebäudeinstandsetzung und/oder Verbesserung der Hausordnung zum Heiz- und Lüftungsverhalten beseitigt die Ursache des Schimmels.
Schimmelpilzbefall im Schlafzimmer einer Wohnung nach Undichtigkeiten an der Schornsteineinfassung. Foto: Rüpke

Bedingungen für einen Schimmelpilzbefall

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Eine vermutete Schimmelquelle, erst sichtbar nach dem Abrücken des Schrankes. Die Wärmebrücke gab gute Bedingungen: kühl und feucht. Tapete und Kleister sind die Nahrung.
Foto: Rüpke
Dass es überhaupt zu einem Schimmelpilzbefall (und einher damit auch Bakterien) kommen kann, dafür sind bestimmte Bedingungen erforderlich:

Bei einer fachlich geleiteten und fachgerecht erstellten Baumaßnahme sollte ein Auftreten von Schimmel ausgeschlossen sein. An bewährten Baukonstruktionen mit ordentlicher Instandhaltung ist, abgesehen von nutzungebedingtem Fehlverhalten, ein Schimmelpilzbefall die Ausnahme.

Es müssen also immer Baufehler und/oder Fehlverhalten vorliegen, die zu Baumängeln und/oder Nutzungsschäden führen, um erst dann einen Schimmelbefall möglich werden lassen.

kaum nenneswert weil überschaubar, geringer Schimmelbefall nach zeitweise hoher Baufeuchte an neuem Deckenbalken im Neubau. Foto: Rüpke
Lange Zeit unbemerkt geblieben, ein verborgener Schimmelbefall hinter der Rückwand einer Einbauküche am undichten Abflußrohr. Foto: Rüpke
Dieser Schimmelpilzbefall unter einer undichten Duschwanne blieb (hier wegen einer fehlenden Kontrollöffnung) lange unbemerkt. Foto: Rüpke

Ursachen des Schimmelpilzbefalls

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Ursächliche Gründe für einen möglichen Schimmelbefall können sein:

beim Neubau wie auch bei der Sanierung im Altbau
  • mangelnde Planungsleistung
  • ungenügende Bauablaufplanung (Koordination)
  • Baukonstruktionsfehler
  • mangelnde Werkleistung
  • eingeschlossene Baufeuchte
  • Nichtbeachten der zulässigen Einbaufeuchten für Holzbauteile
  • kein ausreichender Tagwasserschutz der erbrachten Werkleistungen

Schimmel nach Tauwasseranfall. Foto: Dr.Kürsten
bei Modernisierung am Altbau
  • Dämmmaßnahmen an Wänden innen oder außen, Wärmebrücken, Undichtigkeiten in der Dampfsperre
  • Einbau von Isolierfenstern, Wärmebrücken
  • Dachausbauten mit mangelhafter Dampfsperre, Undichtigkeiten
  • Umnutzung von Räumen, unterschiedliche Klimabereiche
  • Lüftung für neue Wasserdampfquellen unzureichend (neue Einbauten, z.B. innenliegendes Bad/Dusche, Wäschetrockner, Sauna etc. ohne nötige Abluftführung)
  • unzureichende Fensterkonstruktion, z.B. nur Kippmöglichkeit
  • Querlüftung nach Grundrissänderung ist unmöglich geworden

Schimmel nach Tauwasseranfall im Bad (ohne Lüfter) nach Einbau neuer (dichterer) Fenster.
Foto: Dr.Kürsten
ohne Baumaßnahmen im Altbau
  • unzureichende Hausordnung zum Heizen und Lüften
  • fehlende regelmäßige Raumquerlüftung (wenige Minuten sind dazu schon ausreichend!)
  • langanhaltende, die Bauteile auskühlende Lüftung
  • stetig nur durch Fenster in "Kippstellung" lüften
  • nach Dusch- oder Badnutzung nicht direkt nach außen lüften
  • Schlafzimmer durch offene Tür "mitheizen"
  • bei hoher Wasserdampferzeugung nicht direkt nach außen lüften (Wäschetrockner, Waschmaschinen, Wasserkocher, Dampfreiniger, Dampfbügeleisen, Wäschemangeln etc)
  • mangelde Bauunterhaltung des Eigentümers

Schimmel nach Tauwasseranfall an "Kälte"brücke im unbeheizten Schlafzimmer. Foto: Dr.Kürsten

Mögliche Bekämpfung des Schimmelpilzbefalls

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Die Bekämpfung des Schimmelpilzbefalls erfolgt nun ausschließlich durch die nachhaltige Beseitigung der Ursachen, die aus Wechselwirkungen mit ausreichend auftretender, länger anhaltender schädlicher Feuchte bestehen. Die Rechtsgrundlage zur Notwendigkeit ergibt sich aus der jeweiligen Landesbauordnung, z.B. in Niedersachsen aus der NBauO vom 13. Juli 1995 im § 19:

Schutz gegen schädliche Einflüsse
Bauliche Anlagen müssen so angeordnet, beschaffen und gebrauchstauglich sein, dass durch Wasser, Feuchtigkeit, pflanzliche oder tierische Schädlinge sowie andere chemische, physikalische oder mikrobiologische Einflüsse, Gefahren oder unzumutbare Belästigungen nicht entstehen. Das Baugrundstück muss für die bauliche Anlage entsprechend geeignet sein.
Verdingungsordnung für Bauleistungen, die VOB. Für Bauverträge die wohl beste Vertragsgestaltung, weil ausgewogen.
Die Beseitigung eines Schimmelpilzbefalls wird beim Neubau i.d.R. ganz einfach sein. Hier ist der Schimmelpilzbefall überwiegend eine Folge einer vertragswidrig erbrachten Werksleistung, eines Planungsfehlers oder eines Koordinationsversagens.

Es ist im Regelfall (vertragsgemäß) die mangelhafte Werkleistung durch mangelfreies Werk umgehend und kostenlos zu ersetzen, bzw. der nach einem Planungsfehler oder einem Koordinationsversagen entstandene Schaden zu ersetzen.

Die leidliche Arbeit besteht hier in der Durchsetzung des Bauvertrags. Aus rechtsformalen Erwägnissen ist die Hilfe eines Fachjuristen angeraten. Außerdem muss man ein wenig Durchhalte"vermögen" dabei haben. Das ist die Fußangel...

Dritte Hand des Untersuchenden, der Tendenz-Feuchtemesser. Foto: Rüpke
Anders beim Altbau. Hier ist immer eine noch unbekannte Situation. Weder Plan noch planerische Vorgaben gibt es i.d.R. hier. Es muss grundsätzlich untersucht werden.

Untersuchung und Untersuchungsablauf

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Grundsätzlich hat hier der Eigentümer (Rechtsgrundlage seiner Verpflichtung dazu ist die jeweilige Landesbauordnung, s.o.) dafür Sorge zu tragen, dass durch einen Sachverständigen (z.B. Fachgebiet Holzschutz) der Befallsumfang festgestellt, die Befallsursache ergründet wird und u.U. die Schimmelpilze bestimmt werden.

Nach der Bewertung der Feststellungen wird der Sachverständige dem Auftraggeber in einem Untersuchungsbericht eine Bewertung nach Größe des sichtbaren Befalls und der Art der vorkommenden Schimmelpilze und dazu mögliche Sanierungsempfehlungen geben.

Untersuchungsablauf bei einem Schimmelpilzbefall (je nach Situation, kürzer oder umfangreicher)
  • Feststellung des Auftraggebers, des Auftrages, des Auftragsumfanges, Abklärung der Beteiligung des Auftraggebers, Terminabsprache, etc., Vorbereitung, Gerätebereitstellung
  • Ortsbegehung mit Auftraggeber zur Feststellung der Gebäudekonstruktion, vorgenommener baulicher Veränderungen sowie des Instandhaltungszustandes mit Befragung von Anwesenden, Fragen zum Heizungssystem vormals und heute, zum Heiz- und Lüftungsverhalten
  • Befragung zum zeitlichen Schadensverlauf und evtl. dem Auftreten von gesundheitlichen Beschwerden (hier evtl. Probenahmen für nachfolgende Messungen und Nachweise im Mikrobiologischen Labor durch einen gesondert zu beauftragenden Sachkundigen zur Beurteilung möglicher Gesundheitsgefahren)
  • Feststellung des Befalls und der Befallsquelle, des Umfangs, tendenzielle Materialfeuchtemessungen, bei Schichtenaufbauten evtl. Bauteilöffnungen.
  • Raumklima, Außenklima, Temperaturverlauf und rel. Feuchte an Bauteiloberflächen, Taupunktbestimmungen, Temperaturverlauf im Bauteil.
  • Ursachenfindung, Beobachtung biogener Indikatoren, Knüpfen kausaler Zusammenhänge, Feststellung des zeitlichen Schadensverlaufs, (Schadensintensität - Altschäden)
  • Erstellung des Untersuchungsberichtes mit Empfehlungen zur Schadenssanierung im Einzelfall
Im Verlauf der Untersuchung können dann (kostengünstig und sehr sinnvoll) schadensträchtige Bereiche nachgeprüft oder nachgefragt werden:
  • bekannte Wasserschäden (Dach, Balkon, etc),
  • Selbstbauinstallationen in Nassräumen, tropfende Dichtungen,
  • Baufeuchte nach Baumaßnahmen,
  • Vorhandensein von Dampfsperren nach Ausbauten,
  • neue Badausbauten,
  • neue Fenster,
  • nachträgliche Wärmedämmmaßnahmen,
  • oberhalb der Erdgleiche Außendichtungen, unterhalb Innendichtungen,
  • Kellernutzung,
  • Abluft von Dampferzeugern (Wäschetrockner, Bad, Dusche, Küche etc.)
Hier hat Tauwasser Schimmel verursacht. Das Holz quillt schon auf... Foto: Dr.Kürsten
Die Abseiten werden nun überall zur Kontrolle geöffnet. Die Klebung sieht nicht ordentlich aus... Foto: Dr.Kürsten
Hier hatte der Maurer an der Dampfsperre kurzerhand das weg geschnitten, was ihm im Wege war... Foto: Dr.Kürsten

Sanierungsmaßnahmen neben der Ursachenbeseitigung

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Sanierungsmaßnahmen werden im Einzelfall auch bestimmt durch die Vorgaben des bei der Gefahr gesundheitlicher Auswirkungen zu beteiligenden Fachgutachters, wenn es sich z.B. um einen Kindergarten, ein Krankenhaus oder ein Altenheim handelt. Kinder, Alte und Kranke sind besonders durch die von Pilz- und Bakterienbefall ausgehenden Belastungen gefährdet.

u.U. zusätzlich erforderlich werdende Probenahmen für nachfolgende Messungen und Nachweise im Mikrobiologischen Labor zur Beurteilung möglicher Gesundheitsgefahren:
  • Luftmessung innen und außen der MVOC (von Mikroorganismen produzierte organische Substanzen, die Ausgasungen von lebendem oder abgestorbenem Pilzbefall)
  • Luftmessung: Sporenkonzentration innen und außen
  • Materialprobe Sporenbelastung und Bakterien
Für den Geltungsbereich "berufliche Arbeitssicherheit" sind die Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe, u.a. die TRBA 460, "Einstufung der Pilze nach Risikogruppen" zu beachten.
Vorübergehende Desinfektion
Um eine provisorische, zwischenzeitliche Desinfektion an Befallsbereichen zu erreichen, werden diese mit 70%igem Alkohol (oder Ethylalkohol) flächenmäßig desinfiziert. Dabei ist auf eine gute Lüftung zu achten und der Gebrauch von offenem Feuer zu unterlassen (Stoffe sind giftig, Explosionsgefahr!).
Arbeitsschritte in größeren Befallsbereichen nach Sichern und Abdichten mit Folienwänden, bei gleichzeitig und gesondert erfolgendem Abstellen der Befallsursachen (Feuchtezufuhr):
  • Befallsbereiche absaugen mit K1 Staubsauger und alle anderen befallenen Gegenstände als verpackten Müll entsorgen
  • befallenes Bauteil behandeln, z.B. Abspachteln der Flächen mit Heißluftbehandlung und/oder
  • befallenes Bauteil entfernen, abbauen, z.B. Abschlagen des Putzes und Entsorgung in Müllsäcken in den Hausmüll
  • Abflammen der z.B. abgeschlagenen Oberflächen mit Propangasbrenner
  • laufendes Absaugen der Arbeitsbereiche mit K1 Staubsauger
  • provisorische Desinfektionsbehandlung mit Alkohol/Ethylalkohol (70%), (giftig, feuergefährlich!)
  • Bauteil, z.B. mineralischen Putz wieder herstellen
  • abtrocknen lassen
  • Bei problematischen, unsicheren Ursachenbeseitigungen Oberflächen mit vorbeugenden fungiziden Anstrichen versehen, die über eine entsprechende Mineralsalzzusammensetzung das Pilzwachstum verhindern und toxikologisch unbedenklich sind. ( Obacht: Schimmelmittel sind überwiegend gesundheitsschädlich und obwohl biozidhaltig, nicht amtlich geprüft! )

Flankierende Empfehlungen

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Besonders, wenn es sich um einen Altbau handelt, wenig Geld zur Verfügung steht und daher eine schlechte Gebäudeinstandhaltung vorliegt, ist es nötig, danach flankierende Empfehlungen auszusprechen. Dazu können folgende Hinweise an den Eigentümer wie auch an die Mieter gehören:

  • Prüfung auf weitere mangelhafte Dämmung der Außenteile des Baukörpers, besonders auf kalte Innenwände und erkennbaren Niederschlag von Kondenswasser
  • Prüfung der Außenwände und Decken zu nicht geheizten Stockwerken auf ausreichende Dämmung und/oder Dampfsperren
  • Prüfung auf eine Außendämmung als nachträgliche Maßnahme, um z.B. ins Auge gefasste Innendämmungen zu ersetzen
  • Hinweis an den Eigentümer, bei ungenügendem Wärmeschutz der Außenwände diese frei (von Beschichtungen und Bekleidungen,etc.) zu lassen, um die Luftzirkulation nicht zu behindern
  • Hinweis an die Nutzer, bei Einzelmöbeln einen Außenwandabstand von 5 bis 10 cm zu belassen und keine Einbauschränke an den Außenwänden vorzubauen (bewegte Luftverhältnisse - Luftbewegung ermöglichen)
  • Erarbeitung einer an die Bedingungen angepassten Ergänzung zum Abschnitt "Heizen und Lüften" für die Hausordnung

Empfehlungen und Links zu Literatur dazu

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Rechtliche Grundlagen einer Schimmelpilz-
bekämpfung sind zur Zeit schwammig. Es gibt die Möglichkeit, den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Bewertung und Handeln zu folgen, der sich im Leitfaden zur Ursachensuche und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen des Umweltbundesamtes (UBA) widerspiegelt.
Literaturliste: Biologische Arbeitsstoffe
Werte zur Belastung durch Schimmelpilze am Arbeitsplatz werden in den entsprechenden Arbeitsstätten-
richtlinien formuliert. Schimmelpilze fallen dort unter die Bezeichnung "biologische Arbeitsstoffe". Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bietet hierzu eine Literaturliste zum Thema: "Biologische Arbeitsstoffe" an.
Für den Geltungsbereich des berufsgenossenschaftlichen Vorschriften- und Regelwerks für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit , geben die Bauberufsgenossenschaften unter der Nr. BGI 858 "Hinweise zur Gesundheitsgefährdung durch biologische Arbeitsstoffe bei der Gebäudesanierung". In der Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung nach Biostoffverordnung ( BioStoffV ) werden dazu Vorgaben gemacht. Bei umfangreichem Befall ist z.B. als Sorfortmaßnahme der betroffene Bereich abzudichten und gegen Zutritt zu sperren, um keine gesundheitlichen Belastungen zuzulassen. Eine ausreichende Lüftung nach draußen entspannt die Belastung erheblich. Das kann u.U. Umquartierungen erforderlich machen. Hier wird dann in ähnlicher Weise wie bei einer Sanierung von gebundenem Asbest vorgegangen (TRGS 519).
Links zu Praxisfällen: Link zu Literaturzusammenstellung
Schimmel im Energiesparhaus
Literaturzusammenstellung des Arbeitskreis Schimmelpilze im DHBV (Stand: 2003) zu den Themen:
  • Allgemeines zu Schimmel in Wohnungen
  • Bauphysikalische Aspekte + Meßtechnik
  • Gesundheitliche Aspekte + Arbeitsschutz
  • Tagungsunterlagen
  • Allgemeine Mykologie + Mikrobiologie
  • Bestimmungsliteratur
  • Laboratoriumstechniken
Krankenhaus: Feuchte wird Schimmel
Fragen: Schimmel am Rauhspundholz
Ursachen: "Wasserwerk" unterm Dach
Hauskaufberatung: verschimmelte Bude
Krankheit: Indikator für Schimmel
Mieter: Schimmel im Schlafzimmer
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