Der Hausbock (Hylotrupes bajulus) ist "der" Zerstörer von Bauholz (Splintholz aller gängigen Nadelholzarten), gegen den an dem bei uns sehr verbreitet verbauten und am meisten gefährdeten Fichtenholz ein vorbeugender chemischer Holzschutz für tragende und aussteifende Bauteile durchgeführt wird.
(U.a. im Kapitel Holzarten für den Hausbau wird auf die Möglichkeiten der Verwendung gegen Insektenbefall natürlich geschützter Holzarten eingegangen.)
Zerstörungswerk der Hausbocklarven: völlig zerstörte, tragende Holzbauteile bilden eine Gefahr für Leib ud Leben. Foto: Dr. Kürsten |
Oft werden aber auch unsinnige Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt, z.B. wenn der Befall so stark ist, dass der Dachstuhl ohnehin ersetzt werden muss, wenn der Befall schon erloschen oder sehr schwach, ohne rechte Entwicklungsperspektiven ist; manchmal sogar, wenn gar kein Hausbock da ist, sondern nur alte Scheibenbockspuren oder Holzwespenlöcher , die keine echte Gefahr darstellen.
Es ist nach den geltenden Vorschriften nötig, Holzalter und Befallsintensität vor einer Bekämpfung abwägend zu beurteilen. Ein Neubefall von bis dahin nicht befallenem Holz ab ca. 60 Jahren ist zumindest statistisch selten und daher als weniger wahrscheinlich anzunehmen. Das machte einen späteren vorbeugenden Holzschutz bestimmungsgemäß grundlos. Bis dahin unbefallenes Holz ab 100 Jahren ist danach kaum mehr gefährdet, ab 140 Jahren ist ein Befall die Ausnahme, erlangte aber (als Beleg des Gegenteils) stets besondere Beachtung. Das hieße, statistisch wäre es weniger wahrscheinlich, aber praktisch ist (jedoch nur ganz selten) ein Befall auch an altem Holz nicht auszuschließen.
Der Hausbock, Hylotrupes bajulus im Käferstadium, Foto: Rüpke |
Das wäre eine Bedingung, die einen Befall nicht ausschließt. Erforscht (Körting,1961) ist der Zusammenhang von zunehmendem Alter, dem damit einhergehenden Verlust an Qualität und Quantität der Holzinhaltsstoffe in der Splintholzschicht und dem Verhalten der Hausbocklarve, diesen Nahrungsmangel durch eine größere Nahrungsaufnahme, sprich größere Zerstörung, auszugleichen. Ein dümpelnder Befall an altem Holz könnte mit der Zeit also doch großen Schaden anrichten.
Eine unverbaute alte Holzkonstruktion mit geschlossen bedeckter "Jahrhundertstaubablagerung" gibt dem Hausbock keine einladene Möglichkeit, Eier abzusetzen. Die Überreste und Anwesenheitszeichen seiner ärgsten Feinde (praktisch alle insektenfressende Tiere) sind für das einweisende Hausbockmännchen keine Einladung. Die abgelegten Eier hätten eine schlechte Überlebenschance.
Reparaturarbeiten an älteren Holzkonstruktionen mit größeren Querschnitten können jedoch zu frischen Anschnittstellen und bei feuchtem Holz zu frischen, zur Eiablage einladenden Rissen führen, die - auch wenn die nötigen Holzinhaltstoffe nur noch spärlich vorhanden sind - sehr wohl ein neues Einfallstor für einen Befall bilden können. Frisches Reparaturholz flankiert diese Befallsmöglichkeit.
Der Hausbock ist meistens unscheinbar, ein ovales Ausflugloch von 5-10 mm zeigt, hier ist er anzutreffen. Foto: Rüpke |
Und so sieht es darunter aus, ein zerstörter Deckenbalken, rechts ein ovales Ausflugloch. Foto: Rüpke |
Eine aufwändige Bekämpfung des zweiten, weit verbreiteten Holzzerstörers, der sich in Dachstühlen gar nicht so wohl fühlt, nämlich des gewöhnlichen Nagekäfers (= "Holzwurm", Anobium punctatum), ist selten gerechtfertigt. Wenn es dann unter bestimmten Umständen nötig ist, muss bei der Technik der bekämpfenden Maßnahme bedacht werden, das diese Insekten bis ins Kernholz eindringen.
Im Folgenden wollen wir die wichtigsten Fragen für die Praxis beantworten:
1. Woran erkennt man einen Hausbockbefall?
2. Wie kann man einen Befall durch den Hausbock verhindern?
3. Was tun, wenn man die Spuren des Hausbocks findet?
Über 100 Jahre altes Kiefernrundholz in der russischen Siedlung Alexandrowka in Potsdam. Foto: Dr.Kürsten |
Oft ist er gar nicht recht zu bemerken: Das Bild links zeigt ein über 100 Jahre altes Kiefernrundholz in der russischen Siedlung Alexandrowka in Potsdam. Oben rechts erkennt man zwei kleine Löcher. Darunter ist (nur!) das hellgrau verwitterte Splintholz zerstört!
Die Larven des Käfers, der seine Eier in Holzrisse legt, brauchen 3 bis 6, manchmal auch bis zu 12 Jahre für die Entwicklung zum fertigen Vollinsekt (Imago).
Nach der langen Fraßzeit als Larve im Holz und der am Ende folgenden Verpuppung (Metamorphose, Verwandlung der Larve zum Käfer), verlassen die fertigen Hausbockkäfer nun durch die charakteristischen ovalen Löcher mit einem Längsdurchmesser von 5 bis 10 mm das Holz, um sich fortzupflanzen.
Auch ein Indiz auf einen vorausgegangenen Hausbockbefall: Die Schnabelhiebe des Spechtes zeigen den Befallsbereich am Querschnitt des Dachsparrenkopf an, nur der Kern ist nicht schmackhaft genug. Foto: Rüpke |
Nach Anreissen der Holzoberfläche kommt der bereits vermulmte Befallsbereich ans Tageslicht. Durch weitere Bearbeitung kann dann der noch nicht befallene tragende Restquerschnitt ermittelt werden. Foto: Rüpke |
Bis zu diesem Zeitpunkt kann man (vor allem im Sommerhalbjahr) nur die charakteristischen Nagegeräusche (wie wenn man mit den Fingernägelkanten von Daumen und Mitttelfinger aneinander kratzt) hören und manchmal auch oberflächliche Aufwölbungen (wie Krampfadern unter der Holzhaut) sehen.
Wie Krampfadern, papierdünn verbleibt an der Oberfläche eine schützende Holzschicht. Unteres Bild: Die Holzoberfläche ist angerissen, es zeigt sich der bereits vollzogene Schaden im Holz. Foto: Rüpke |
Der Hausbock hat diesen Dachausbau leider stillgelegt. Die nun nachträgliche Untersuchung wäre doch wohl vor dem Kauf besser gewesen. Foto: Rüpke |
Die Fraßwerkzeuge der Hausbocklarve erzeugen am Holz typische Riffelmarken und einen Platzfraß, weil sich die Larve beim Fressen auch zu den Seiten hin bewegt. Foto: Rüpke |
Wenn man die befallenen Balken anreisst oder sie mit der Axt an der Kante anschlägt, durchbricht man leicht die unversehrte Oberfläche und stößt auf ein Gewirr von mit staubendem Bohrmehl gefüllten Gängen (siehe Bild ganz oben) mit den typischen Riffelmarken an den Fraßgangwänden .(siehe Bild oben rechts)
Eine Hausbocklarve Foto: Wenk |
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Die Fraßwerkzeuge der Larve bestehen aus dem härtesten was die Natur zu
bieten hat: Chitin (schwarze Färbung). Die Ausbildung der Fraßwerkzeuge spiegelt
sich an den Riffelmarken im Fraßbild (s.o.) wieder.
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Am After, im Bildviertel links oben erkennbar, das Markenzeichen einer großen
Automarke, was aber auch bei anderen Bockkäfern so aussehen kann. Hieran formt
sich der walzenförmig ausgeschiedene Kot.
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Da eine einzelne Larve im Laufe ihres mehrjährigen Lebens eine große Menge Holz verwertet, ist es auch bei starken Zerstörungen zunächst nicht einfach, ein Exemplar des Übeltäters im Holz zu finden. Wenn man "Glück" hat, begegnen einem in der Flugzeit (Juni bis August) eher die aus der Puppenwiege geschlüpften Vollinsekten, nun als Käfer, die dann nichts anderes zu tun haben, als sich zu begatten und bis 300 neue Eier abzulegen, aus denen nach 2-3 Wochen die Eilarven schlüpfen, um sich sogleich ins Holz zu fressen.
Zuletzt hatte die abgewicklte IWF Wissen und Medien gGmbH Cymorek`s Filmaufnahmen vom Hausbockkäfer: "Hylotrupes bajulus (Cerambycidae) - Entwicklungszyklus". Der jetzige Stand: "Erhaltenswerte Lehrmaterialien werden in die Technische Informationsbibliothek Hannover verlagert." |
Ein modernes Wohnhaus in Holzrahmenbauweise kann allein durch Holzartenwahl und konstruktive Ausbildung vorbeugendend geschützt sein. Foto: Dr. Kürsten |
Die Gefährdung durch Insekten darf man ausschließen, wenn die Holzkonstruktion für diese unzugänglich "umhüllt" wird oder das Holz für eine regelmäßige Kontrolle (auch tatsächlich erreichbar) zugänglich ist. Ergänzend (zur "vorbeugenden" Sicherheit) bzw. stets alternativ zum chemischen Holzschutz kann man Holzarten mit farbigem Kern (mit maximal 10 % Splintanteil) verwenden, die weder vom Hausbock noch vom Nagekäfer befallen werden. Rechtzeitig bedacht und bestellt fallen kaum Mehrkosten an.
Ungefährdetes Holz hat also keinerlei Holzschutz nötig. Nicht bestimmungsgemäßer (unnötiger) Holzschutz kann vertragswirdig sein und Schadensersatz auslösen.
Nur bei tatsächlich möglicher Gefährdung tragender und aussteifender Holzbauteile schreibt das Baurecht daran gebundene vorbeugende Maßnahmen zum Holzschutz vor. Davon bleiben alle nichttragenden Holzbauteile (z.B. Verkleidungen etc.) unberühert, hier ist jeder Holzschutz gesondert zu vereinbaren.
Nach den Bestimmungen sind (vor einem chemischen Holzschutz) zunächst alle konstruktiv möglichen Schutzmaßnahmen auszuschöpfen und eine entsprechende Holzartenwahl einzubeziehen. Erst wenn dies nicht möglich ist, darf oder muß man auf "chemische Verhütungswaffen" im vorbeugenden chemischen Holzschutz zurückgreifen, wenn es sich denn um tragende und aussteifende Holzbauteile handelt. In der Praxis werden oft preisgünstigere und einfache konstruktive Lösungen mangels Wiisen darum übergangen und gleich zur Chemiekeule gegriffen. Aber auch diese Giftbehandlung wird oft nur sehr unzureichend durchgeführt. I
n das zumeist verwendete Fichtenholz dringt das Holzschutzmittel u.a. wegen kurzer Tränkzeiten ohnehin nur wenige Millimeter ein und die erst später auf der Baustelle anfallenden Schnittstellen und die noch entstehenden Trocknungsrisse bleiben ungeschützt.
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und kleinste Risse, darauf kommt es dem Hausbock an. Fotos: Rüpke |
"Der wichtigste Unterschied in der chemischen Zusammensetzung der Nadel- und Laubhölzer, der auf dem Geruchswege von Einfluß sein kann, besteht darin, daß die Nadelhölzer in reichlichen Mengen ätherische Öle und Harzstoffe enthalten, den Laubhölzern dagegen diese fehlen und an ihrer Stelle Wachse bzw. Wachsfettgemische eigentümlich sind. Die unterschiedliche Kohlehydratzusammensetzung dürfte für die Tiere höchstens geschmacklich wahrnehmbar sein, und der größere Gehalt an gewissen organischen Säuren bei den Laubhölzern erscheint für eine Beeinflussung der Tiere auf dem Geruchswege von sehr untergeordneter Bedeutung." a) Aber auch die Frage der Eiplazierung, vor Feinden geschützt, ist wichtig. "Die an und für sich sehr legefreudigen Hylotrupes-Weibchen legen ihre Eier nur in Spalten, z. B. Holz-Trockenrissen, von bestimmter Breite ab. Bei künstlichen Spalten mit parallelen Wänden werden fast ausschließlich Breiten von 0,3-0,6 mm gewählt. Rauhe Flächen werden glatten eindeutig vorgezogen, doch hängt der Eintritt der Eiablage nicht von einer bestimmten Oberflächenbeschaffenheit des Holzes ab." b)
a) und b) Qu.: (freigegebene PDF-Datei) Becker, Sinnesphysiologische Untersuchungen über die Eiablage des Hausbockkäfers, 1943, Staatliches Materialprüfungsamt Berlin-Dahlem
Die Nachbehandlung von nachträglichen Rissen und von Schnittstellen wird in der Praxis selten durchgeführt, was - aber auch nur bei Rissen - erst bei einer ausreichend tiefen Schutzmittelverteilung hinnehmbar wäre.
Gerade dort, und nur in den frischen, ungeschützten Schnittstellen und Rissen im breiten Splintholz (die Entstehung ist auch an älterm Holz möglich!) legt ein Hausbockweibchen, nachdem es vom Männchen durch Lockstoffe dort hingeleitet wird, ihre Eier ab.(Bild 2)
Das Kernholz dagegen wird vom Hausbock nicht befallen, daher spielen Risse im erkennbaren Kernholz keine Rolle und bräuchten daher auch nicht nachgeschützt werden.(Bild 3)
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Bild 1 : Konstruktionsholz aus Reifholz (Fichte, Tanne) im Querschnitt (Hirnschnitt) mit Holzschutz, rot = chemischer Holzschutz |
Bild 2: gleiches Holz nach Verbau mit ungeschützten Trocknungsrissen, die der Nachbehandlung bedürfen |
Bild 3: Konstruktionsholz aus resistentem Farbkernholz mit max. 10% Splint (Kiefer, Lärche, Douglasie) kein chemischer Holzschutz nötig) |
Eine Schutzmitteleinbringung durch eine ca. 6 stündige Tauchtränkung garantiert erfahrungsgemäß einen wirksamen Eintrag in ausreichender Wirkstoffverteilung.(Bild1) Damit reduziert sich eine erfolgreiche Befallsentwicklung über eine mögliche erfolgreiche Eilarvenentwicklung über nicht nachgeschützte neue Trocknungsrissflanken am Splintholz auf ein Mininmum. Um an den mehr rissgefährdeten, größeren Quersschitten hier Risiken zu minimieren, kann auch rissarmes und (außerdem) technisch getrocknetes Bauholz verwendet werden, zum Beispiel Konstruktionsvollholz oder Brettschichtholz . Diese zuvor technisch getrockneten Hölzer gelten als nicht durch den Hausbock gefährdet. Höchst wahrscheinlich sind sie für den Hausbock nicht mehr geruchlich zu erkennen. Für nachträgliche frische Schnittstellen und Risse verbleibt ein kleines Risiko.
Berichte über Hausbockschadensfälle an technisch getrocknetem Bauholz (z.B. MH, BSH und KVH) gibt es nur ganz wenige. Berichte darüber waren zudem nebulös, unvollständig oder widersprüchlich, was unter Fachleuten regelmäßig zu Streit führt. Die wird unterstützt einerseits durch Rraxiserkundungen (Aicher, Radivic, Volland, 2000) und anderseits völlig widersprüchliche Laborversuche (Hertel 2010).
Eine über längere Zeit erfolgte Untersuchung an in Gebäuden verbautem unbehandeltem Brettschichtholz in den Nutzungsklassen 1 und 2 )1 stellte keinen nennenswerten Hausbockbefall fest )2. Andererseits entwickelten sich versuchsweise in Leimholz eingesetzte Hausbocklarven nicht nur prächtig, sie durchfraßen überraschenderweise problemlos die (bis dato undurchdringbar angenommen) Leimfugen und wanderten großräumig von Brett- zu Brettschicht )3. Schuhmacher von der Materialprüfanstalt (MPA) Berlin/Brandenburg berichtete über Versuche, die Entwicklung von (künstlich eingesetzten?) Hausbocklarven speziell in technisch getrocknetem Holz zu ergründen. Sie gediehen prächtig, ja teil sogar besser, als bei nicht technisch getrocknetem Holz. Bei der 26. Holzschutz-Tagung(vormals DGfH-Holzschutz-Tagung) berichtete Hertel über neue Erkenntnisse zur Anfälligkeit von Holz nach unterschiedlicher Vorbehandlung gegenüber dem Hausbockkäfer, dabei ging es auch um die Duftorientierung und Labortests zur Anfälligkeit von kammergetrocknetem Holz. Wissenschaftliche Untersuchungen zur eindeutigen und ganzheitlichen Aufklärung dieser Widersprüche, sind uns bis heute nicht bekannt, ähnliche Untersuchungen zu technisch getrocknetem Holz und Befallsmöfgichkeit durch Gemeinen Nagekäfer übrigens auch nicht. War sie vielleicht nur zu leicht, die Auflösung des Rätels? In letzter Zeit wurde das Rad noch einmal erffunden den zuvor eher unbeachtet gebliebenen Forschungen aus den 1940er Jahren vermehrt Aufmerksamkeit zuteil. Es ging schon damals um die Frage der Holzinhaltstoffe (Geruchsstoffe), die sich bei der Holzerhitzung an dessen Oberfläche gegen 0 verflüchtigen. Diese Geruchsstoffe sind für den Hausbock von entscheidender Bedeutung für seine Entscheidung, wo die Eiablage erfolgt. Fehlen diese Geruchsstoffe, wird dieses Holz vom Hausbockkäfer nicht zur Eiablage ausgewählt. Es ist wie maskiert- oder man könnte es mit irreführenden Duftstoffen maskieren, also unerkennbar machen. Dieser Effekt ist die vielleicht für viele Beteiligte eine zu einfache Lösung des Rätsels, warum zuvor technisch getrockenetes Holz vom Hausbock nicht befallen wird, aber künstlich in das Holz eingesetzte Eilarven sich dennoch gut entwickeln können. Einfach kann eben sehr schwierig sein. Es gibt die gesetzliche Vorgabe, den Einsatz von Bioziden soweit als möglich zu mindern. Auf dem Weg dahin sollte nichts vereinfacht werden. Widersprüche in Aussagen sind an Wechselbeziehungen gebunden. Alle bestimmenden Faktoren sind zu erforschen, denn Planer wie Auftragnehmer wollen mögliche Mängel auschließen. |
Holzfragen Literatur zum Thema: Fazit zu den Feldversuchen "Unempfindlichkeit von technisch getrocknetem Holz gegen Insekten" Informationsdienst Holz, Spezial, November 2008 |
Der Hausbock - Vorbeugung gegen Hausbockbefall: "Einkapseln oder Maskieren von Holz" |
Zimmerleute sollten es als Werbung für sich nutzen, wenn sie Ihren alten Auftraggeber nach einem Jahr zu einer Risskontrolle besuchen, um dabei neue Risse nachzuschützen.
links: Die Spuren im ausgestossenen Nagsel verraten die Anwensenheit der Raubinsekten. rechts: Wenn der Bodenraum zuvor gefegt wurde, ist der starke Nagselauswurf unter den Sparren ein Hinweis auf Befall. Es sind aber nicht die Hausbocklarven, sondern räubereiche Insekten, die ihnen in den Fraßgängen nachstellen. Das ist ein Indiz für ihr (reichliches) Vorhandensein als lohnende Beute. In diesen Fällen ist meistens ein Abriss angesagt... Foto: Rüpke |
Zunächst: Keine Panik! In vielen Fällen handelt es sich um die Spuren (verbliebene Schäden) eines früheren Befalls, besonders, wenn lichtzugewandte Ausbohrlöcher schon grau und eingestaubt sind und Erschütterungen an der Holzkonstruktion eingewirkt haben, die zum Nagselausrieseln geführt haben.
Wenn an freigelegten Fassadenholzbauteilen aus Ausflugslöchern in den Monaten Mai bis Juli frisches Bohrmehl ausgestossen wird, kann dies u.U. auch auf Grabwespen oder Mauerbienen zurückzuführen sein. Diese Insekten sind keine Holzzerstörer. Ihnen dienen alte, vom Bohrmehl gereinigte Fraßgänge zur Eiablage und zur Aufzucht der Brut. (siehe auch: Lignatec 14/2001 , S. 13).
Ausfluglöcher sind aber nicht allein an der Farbe als frisch zu erkennen, denn wo lagebedingt kein Licht hinfällt, verfälscht der Eindruck.
Hausbock und Holzalter
Bei bislang unbefallenem Holz kann am Holzalter eine zunehmend geringer werdende Wahrscheinlichkeit eines möglichen Befalls abgeleitet werden. Ein Grund dafür ist die durch Verflüchtigung zunehmend nachlassende Intensität der Duftstoffe (ätherische Ölle und Harzstoffe) des Holzes. Irgendwann erscheint dem Hausbock das Holz für eine Eiablage unattraktiv. Liegt ein Lebendbefall vor, dann spielt das Alter des Holzes keine Rolle mehr, denn es muss ja für eine Eiablage noch ausreichend attraktiv gewesen sein. Ein Auslöser für überraschenden Befall an älterem Holz sind neue Einschnitte und/oder der Einbau von neuem, frisch duftendem Reparaturholz. Beides kann das die alte Holzkonstruktion für eine Eiablage wieder attrraktiv machen, was dann Befallssituationen auch an altem Gebälk erklärt. |
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Das Ist ganz frisch, helles Nagsel an gut belichteter Stelle im Dachraum. Verursacher sind Raubinsekten, die der Hausbocklarve im Fraßgang nachstellen. Foto: Rüpke |
Alle Zweifelsfälle müssen durch den Sachverständigen für Holzschutz belegt werden, damit der Bauherr vor unnötigen Ausgaben bewahrt wird. Der Sachverständige sollte frei von gewerblichem Interesse sein.
Auf jeden Fall ist ein Hausbockbefall immer großflächig anzunehmen und daher ist der Untersuchungsbereich auf die gesamte Holzkonstruktion auszudehnen, auch die Deckenbalken.
Dieser Sparren musste ersetzt werden ! Tatsächlich wurde er bei einer "Hausbockbekämpfung" wegen "zu hohem Aufwand" im ausgebauten Dachgeschoss tragend belassen. 12 cm Durchbiegung und eine Verformung der Dachkonstruktion sowie eine erneute noch "aufwändigere" Baumaßnahme waren dann die Folgen. Foto: Rüpke |
Hierbei ist gleich am Beginn zu überlegen, ob die Restquerschnitte überhaupt reichen - sonst ist ein neues Dach sowieso nötig. Alles Weitere wäre unnötige Geldausgabe...
Bei Deckenbalken, die nur von einer Seite aus zugänglich sind, ist nur Bohrlochtränkung, Druckinjektion oder ein sonstige geeignete Sonderbehandlung möglich.
Bei ausgebauten Dachgeschossen ist es erforderlich, die Ziegel aufzunehmen, um mindestens dreiseitig, z.B. an die Sparren heranzukommen.
Bei der sehr gut wirksamen Bekämpfung im Heißluftverfahren (nur im Sommer sinnvoll) ist der Auftraggeber über die Möglichkeit eines Wiederbefalls aufzuklären. Nach Abwägung wird u.U. auch hier eine dann aber nur "vorbeugende" chemische Schutzmaßnahme nötig. Die Prozedur ist dann gleichermaßen und immer großflächig auf den gesamten Dachbereich angelegt.
Begasungen kommen heute i.d.R. aus Kostengründen an Wohngebäuden nicht in Frage.
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Informationen zur Infektionsbiologie / Epidemiologie beim Schweizer Tropeninstitut.
Im neuartigen Lernprogramm zur Parasitologie ist der Holzbock als ein Beispielparasit zu finden. |
Im Wort oft verwechselt wird der Hausbock mit dem Gemeinen Holzbock, Ixodes ricinus (L.) , einer häufig in Wald und Feld anzutreffenden heimischen Zeckenart.
Diese Zecken können Viruskrankheiten wie FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis) und Borreliose ("Lyme Disease") übertragen.
Die Vorgehensweise der Larven, um an eine nötige Blutmahlzeit bei Mensch und Tier zu gelangen, ist immer gleich. Sie lassen sich nach langem, geduldigem Warten von Gräsern und Sträuchern auf ihren Wirt fallen, durchkrabbeln die Haare und beissen sich in die Haut ein.
Erst wenn sie auf die Größe einer dicken Erbsevollgesogen sind, lassen sie wieder ab. Je nach Wirt, kann das schon nach Stunden, machmal erst nach Tagen geschehen.
Ein Befall an einem Möbelstück aus Buche sowie später einen Befall an einer Eichenholzdielung führte uns zum Angesicht eines "Hausbockdoppelgängers" oder "Hausbock des Laubholzes", namentlich ein Aschgrauer Abendbock, Hesperophanes cinereus (Villers). Seine Herkunft sind Warmgebiete etwa in Nordafrika, Nordwestasien, aus dem Mittelmeer- oder Schwarzmeerraum. Hesperophanes cinereus benötigt ein stets warmes Klima und hat als reines Trockenholzinsekt einen ca. 2-6 jährigen Zyklus. Das Möbel war etwa 3 Jahre alt und stammte von einem Bürobedarfgroßhändler, der "aus aller Welt" beliefert wird. Die Eichendielung war gerade 2 Jahre eingebaut, Herkunftsland war Frankreich.
Besuch aus fernem Land unter unserem Mikroskop: Der Übeltäter des Schadbildes rechts, ein Hesperophanes cinereus. Aschgrauer Abendbock benennt sehr zutreffend sein Aussehen. Foto: Rüpke |
Möbelstück aus Buchenholz (mit einer Holzfeuchte von 8%) befallen vom Aschgrauen Abendbock, Hesperophanes cinereus. Die Befallsspuren ähneln denen des Hausbocks. Herkunftsland: vermutlich Balkan. Foto: Rüpke |
Auftreten des Hausbocks in der Stadt Perth in Australien, Qu.: European House Borer (EHB) Programm |
Der Hausbock hat sich nach seiner Einschleppung sogleich in den örtlichen Kieferplantagen (am Totholz) wie auch am verbauten Holz ausgebreitet. Das Splintholz der in Westaustralien als Bauholz gebräuchlichen Kiefer (Pinus spp.) und Oregon-/ Douglastanne (Pseudotsuga spp) ist dort sein erstes Ziel.
Für uns erstaunlich, ist das Vorbeuge- und Kontrollprogramm der australischen Regierung, was hierzu 2004/05 in Gang gesetzt wurde. Neben der allgemeinen Erfassung der Hausbockverbreitung werden die Kiefernbestände weiträumig überprüft und bei festgestelltem Hausbockbefall am Gebäude, werden alle benachbarten Gebäude in einem Umkreis von 2 km sicherheitshalber mit einbezogen. Weiterhin gibt es zu allen Befallfragen eine kostenlose Telefonberatung und Meldemöglichkeit.
Auf Anfrage des Entomology Branch, Department of Agriculture, WA in Perth hat holzfragen.de 2005 und 2006 Bildmaterial zu Hausbockbefall im Gebäude zur Verfügung gestellt.
Die für Gebäude zuständigen Regierungsbehörden sind öffentlich aufklärend tätig und bereiten umfangreich verwaltungstechnische Maßnahmen vor, alles, um der Ausbreitung des Hausbocks Herr zu werden.
Während im "armen" Deutschland solche Maßnahmen als zu teuer abgetan werden, sieht man am Beispiel des Vorgehens australischer Verwaltungen, welche bürgerfreundlichen Möglichkeiten es gibt, einer Plage wie dem Hausbock entgegenzutreten.
Seit 2004 ist in Australien der Hausbock eingeschleppt worden. 2009 ist Hausbockbefall in Gebäuden und Kiefernplantagen tägliche Realität und erfordert zur Eindämmung mindestens eine wirkungsvolle Bekämpfung und Vorbeugung.
Der australische Minister für Landwirtschaft und Ernährung gab 2008 medienwirksam bekannt, weltweit erstmalig Suchhunde zur Bekämpfung des eingeschleppten Hausbocks einsetzen zu wollen, um Hausbocklarven in Kiefernplantagen und am verbauten Holz aufzuspüren.
Das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung hat zunächst zwei Hundeführer mit ihren Labrador-Hunden namens Jed und Lara gezielt ausgebildet, um die ohnehin aufwendigen Bemühungen des Australischen Staates zur Eindämmung und Bekämpfung des Hausbocks vielleicht noch wirkungsvoller unterstützen zu können.
Hausbock-Suchhund Jed bei der Ausbildung. Foto: Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung Australien |
Anstatt des aufwendigen Absuchens am Stamm bzw. am verbauten Holz nach Ausschlupflöchern, kann durch den Einsatz der Suchhunde, ein Befall im Holz schneller erkannt werden und dies bis zu 3 Jahre früher, als sich sonst eine erste Generation durch Ausschlupflöcher erstmals zu erkennen gäbe. Damit wird eine Bekämpfung schon viel früher möglich und damit eine weitere Infektion eingedämmt.
Es wird abzuwarten sein, wie sich die Suchhunde in der Praxis bewähren. Wird es ein Erfolg, dann kann diese Methode einen sicheren Befallsnachweis garantieren. Dies ist um so interessanter, als sich der Befallsnachweis in der Praxis oft als ein eher unsicheres Orakel erweist und technische Detektionen (z.B. Fraßgeräuschanalyse) sehr aufwendig sind.