Wie kann ich meine Möbel vor Holzwürmern im Boden schützen?
(05.10.00)

Ich wohne in einem Altbau, bei dem nach meiner Einschätzung Holzwürmer im Boden sind. Ich bin vor einigen Monaten eingezogen und hatte in der vorigen Wohnung keine Probleme damit. Meine Vermutung, dass die Würmer aus dem Boden kommen, beruht auf der Tatsache, dass ich erstens weiß, dass wir einen Holzboden (darüber liegt Teppich, den wir beim Einzug übernommen haben) haben, zweitens, dass an den befallenen Möbelstücken auch der Teppich unter den Möbelfüßen weggefressen ist und drittens, dass am Wandabschluss an einigen wenigen Stellen, wo der Teppich nicht hundertprozentig abschließt, Holzwurmähnliche Spuren zu entdecken sind. Ich habe mir bereits ein Mittel gegen Holzwürmer gekauft und die wichtigsten Möbelstücke damit dreimal eingeschmiert. Jetzt kommen die Holzwürmer aus den Möbelstücken gekrochen. Ich werde aus anderen Gründen auf absehbare Zeit aus der Wohnung wieder ausziehen (in knapp 1 Jahr). Meine Fragen zu der Problematik: Sind die Möbelstücke nun durch das Einschmieren gegen Holzwürmer geschützt? Wenn ja, wie lange wird dieser Schutz bestehen bleiben? Wann sollte ich die Möbel wieder einschmieren? Wenn dieser Schutz nicht ausreicht: Würde es helfen, Plastikfüße (oder Metall-?) zu bauen, die die Möbelstücke bis in ca. 1 cm Höhe ummanteln? Besteht eine Möglichkeit, den Fussboden von Holzwürmern zu befreien, ohne den Teppich herauszureißen und die Wohnung leerzuräumen? Gibt es Holzsorten, die Holzwürmer nicht angreifen? Die Spannplatten im Fußboden sind laut Vermieter beim Einzug erst seit ein paar Jahren im Fußboden. Besteht eine Gefahr für den Boden, wenn die Bodenbehandlung erst in einem Jahr durchgeführt wird? Sollte ein Kammerjäger nötig werden und der Teppich herausgerissen werden müssen: Wie ist normalerweise die Rechtslage, wer für den Kammerjäger, den Teppichboden und alle weiteren Schäden und Aufwendungen aufkommen muss? Wie finde ich zweifelsfrei heraus, ob Holzwürmer im Boden sind, ohne den Teppich herauszureißen? Vielen Dank im voraus für eine Antwort!

Gemeiner Nagekäfer - Holzwurm (05.10.00)

Für Ihr Anliegen muss ich mir etwas mehr Platz ausbitten, da es ein wenig mehr Überlegungen braucht. Ich hoffe, Sie lesen es trotzdem mit Freude zu Ende. Vermutlich haben Sie den gewöhnlichen Nagekäfer als Untermieter. Seine Larven fressen das Holz (Zellulose) ihrer Möbel, was sie im Darmtrakt durch die Hilfe von Pilzen verdauen können. Das fast pulverisierte ausrieselnde Nagsel, das seine Larven aus dem verzehrten Möbelholz übrig lassen, ist auf den Teppich gerieselt und haben nun den Eindruck hinterlassen, die Larven kämen aus dem Boden. Dem ist aber in der Regel nicht so. Das nach der Verpuppung aus dem Larvengang im (Möbel-)Holz ausschlüpfende Vollinsekt, der Käfer, legt seine Eier meist bodennah in (Möbel-)Holz, aber auch in Fußbodendielen oder Fußleisten ab. Dort beginnen die ausschlüpfenden Larven dann mit Ihrer Nahrungsaufnahme = Holzzerstörung. Dazu ist natürlich eine günstige Umgebung nötig: etwas kühlere Luft und etwas mehr Feuchte als im Raum, so etwa meistens über 14% Holzfeuchte. Genau so ist es am Boden. Wenn dann z.B. noch Wischwasser am Boden eingesetzt wird, oder der Teppichboden etwas klamm = feucht ist, ist es am besten - für diese Larven. Bekämpfende Mittel oberflächlich aufgebracht wirken oft nicht genügend. Die Larven bleiben im Inneren davon verschont. Da müßten Sie in die einzelnen Gänge spritzen, das ist aber eine fast aussichtslose Sache bei den vielen Gängen. Schnell wirksame Mittel ohne Anwendungsbeschränkungen sind (leider =gottseidank) nicht mehr im Handel, die waren dem Menschen genauso schädlich (alle verboten: Lindan, PCP, DDT, Gase). Das einfachste Mittel ist in diesen Fällen eine für Sie ungefährliche und einfachste Wärmebehandlung, sofern nicht Kunstgegenstände betroffen sind. Es sind im Holz lediglich Temperaturen von ca. 40 °C zu schaffen. Dabei wird das tierische Eiweiß zerstört. Sie sind dann die Plage sofort los. Es gibt einige findige Firmen, die kommen mit einem kleinen Anhänger mit Heizcontainer und heizen Ihre Möbel direkt vor Ihrer Haustüre auf. Das funktioniert! Natürlich können Sie auch selbst eine Wärmekammer bauen, denken Sie nur daran, nicht dabei durch Hitzestau ihres Heizlüfters die ganze Bude abzubrennen... Anschließend müssen Sie die Löcher mit einem Möbelwachs, in der passenden Farbe (gibt es zum Ausbessern von Kratzern) verschließen (Eiablage!) und dann sind noch trockene Möbelfüße zu gewährleisten, durch kleine Möbelglasuntersetzer, genau wie Sie schon vermutet haben! Natürlich müssen Sie nun darauf achten, dass auch der Fußboden, wenn aus Naturholz, trocken ist. Spanplatten sind meistens voller Kleber (6-12%), das mag der gemeine Nagekäfer gar nicht. Ein Kammerjäger ist hier m.E. nicht nötig, immer eingeschränkt mit meinem Blick aus der Ferne. Übrigens ist der gemeine Nagekäfer recht ortstreu und legt seine Eier meistens nahe seiner eigenen Geburtsstelle wieder ab. Anhand von Nagsel aus den Gängen kann er von mir zweifelsfrei bestimmt werden. Nicht ausschließen kann ich von hier aus, dass Sie eventuell noch im Teppich andere Untermieter haben. Es wäre möglich, dass dort z.B. Speckkäfer, Teppichkäfer oder Brotkäfer (übrigens kaum gesundheitlich schädlich, nur Lästlinge) sind. Diese sind Vorratsschädlinge und werden mit Trockenfutter/Pellets (z.B. Hund im Haus) oder Trockenlebensmittel (z.B. Nudeln) oder z.B. bei Jägern mit getrockneten Beutefellen eingebracht. Manchmal auch nach Umnutzungen in Gebäuden kommt es zu einer starken Vermehrung. Das, zusammen mit dem gemeinen Nagekäfer im Holz, könnte Ihr Bild erklären, zumal der Brotkäfer dem gemeinen Nagekäfer täuschend ähnlich ist. Vielleicht habe ich Ihnen etwas weitergeholfen.
Viele Grüße,Hans-Joachim Rüpke

Noch ein Tipp - Sauna (05.10.00)

Noch ein Tipp. Ich werde zwar von machen ausgelacht, aber es funktioniert! Kleinere Möbel schleppe ich in die Heißluftsauna. Ich bleibe aber nicht so lange wie die Möbel drin.... Das Problem ist immer, meine Freunde wissenschaftlich zu überzeugen, das diese Tierchen Ihrer Sauna nichts zu Leibe tun, wenn sie in der Hitze verscheiden. Also das Problem Sauna ist eben mehr ein Pietäts- und Sensibilitätsproblem. Aber die Methode ist einmalig billig und schnell wirksam. Leider sind Saunas sehr klein und wie gesagt, das subjektive Empfinden...
Nochmals viele Grüße, Hans-Joachim Rüpke

Es gibt auch die professionelle Lösung (05.10.00)

Bei einem professionellen Betrieb ist das natürlich alles ganz anders und natürlich mit berücksichtigt. Ich wollte nur keine Reklame machen. Aber es gibt da eine Firma mit einem lateinischen Namen, die machen das mit einem gesteuerten Klima, sodass Schäden z.B. an Möbeln ganz ausgeschlossen sind. Allerdings kostet das seinen Preis. Als alter Bastler geht das zuhause eben auch einfacher, die Sache klappt schon, mit solchen Möbeln, die unsereins hat. Designermöbel und Kunstschätze mit Insektenbefall habe ich nicht. Da würde ich fragen, warum es bei solchen Schätzen soweit kommen musste... Übrigens der gemeine Nagekäfer stellt bei mir seine Entwicklung (bei einer auf die (Möbel-)Holzstärke abgestellte ausreichend längere Einwirkzeit) auch schon bei materialschonender Temperatur durch Abgabe der Nagelizenz ein. Und die Möbel überdauern das. Richtig ist schon, 55°C über mindestens 60 Minuten im Kern, das heißt in der Praxis mit Aufheizzeiten mehrere Stunden, das wäre z.B. bei der Bekämpfung des Hausbockes durch Heißluftverfahren an tragenden oder aussteifenden Holzbauteilen (nicht älter als 60 Jahre) nötig. Dazu wäre es hier auch noch nötig, einen vorbeugenden chemischen Holzschutz anschließend aufzubringen (tragende Bauteile). Viele Grüße aus der Sauna auch von meinem Hund, der seine Flöhe immer noch durch kratzen kuriert, das wäre doch viel einfacher, wenn er mit in die Sauna käme.....

Noch eine Frage zu dem Thema (05.10.00)

Vielen Dank für die hilfreichen Antworten! In der Tat sind unter dem Teppich gewöhnliche Spanplatten, die wohl einen Würmerbefall unwahrscheinlich machen. Allerdings ist unter den zwei befallenen Möbeln aus denen nach Bestreichung mit dem Mittel bereits 6 Würmer gekrochen sind (beige-cremefarben, ca. 0,75 cm lang, 1 mm breit, brauner Punkt am Kopf und am anderen Ende) der Teppich komplett weggefressen (und nur dort). Dass anderes Getier sich gerade an den Möbelstücken aufhält, habe ich für so abwegig gehalten, dass ich einen Zusammenhang vermutet habe.) Zwei Information sind vielleicht noch ganz hilfreich: Die Möbelstücke sind schon recht alt, über 60 Jahre, und außerdem war ich für 4 Monate im Ausland und konnte den Weg zum Befall nicht verfolgen!


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