Fruchtkörper des Ausgebreiteten Hausporlings, an der Innenseite der Giebelwand im EG Foto: Rüpke
Wasser auf der inneren Fensterbank am Giebelfenster im OG. Foto: Rüpke
Ein durchnäßter Teppischboden vor der Innenseite der Giebelwand im OG Foto: Rüpke
Gegengefälle und eine undichte Lötstelle in der Ecke der Fensterbank war die Ursache des Pilzbefalls und seines Folgeschadens. Foto: Rüpke

Kleiner Mangel am Fenster, große Wirkung am Fachwerk


Wir werden zu einem Pilzbefall gerufen. Der Ort ist winzig klein und liegt im schönen Leinebergland. Bei dem Haus handelt es sich um ein älteres, kleineres, zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Sparrendach insgesamt unbekannten Baujahres, mit Umbauten aus den vergangenen Jahrzehnten (Anbauten und Teilersätzen des EG-Fachwerks durch massive Ziegelmauerwerkswände) mit einer einfachen Eternitwetterfassade und erneuerten Fenstern sowie mit neuen Decken-, Wandverkleidungen und Bodenbelagserneuerung im gesamten Gebäude.

Das Fachwerk macht einen guten Eindruck. Es besteht überwiegend aus Stiel-/Traubeneiche, horizontale Bauteile sind überwiegend aus Fichte/Tanne.

Es gibt einige alte Anzeichen auf Insektenbefall, jedoch ohne Aktivitätsmerkmale. Nach dem Einlass werden wir auch sofort ins Arbeitszimmer gebracht. An einer Stelle ist Pilzbefall erkennbar, der an der Nord-Westseite an der Innenseite der Giebelwand, augenscheinlich im Bereich des Deckenrähms lauert. Es handelt sich hier um den Ausgebreiteten Hausporling, auch Eichenporling genannt , einen Nassfäuleerreger. Die Holzfeuchte des Nadelholzrähms beträgt über 60 %, die des darunter daran anschließenden Eichenholzstiels um die 30-40 %. Der Befall ist wegen der klimatischen Umstände (schwere Stürme in den Nächten davor) akut und wegen der bereits aufwachsenden Fruchtschichten im Entwickeln begriffen.

Darüber, Obergeschoß, befindet sich ein neues, jedoch schon undichtes Kunststofffenster. Auf der Innenseite steht auf der Fensterbank eine Wasserlache.

Der Teppichfußboden unterhalb der Wasserlache am Fenster ist ebenfalls durchnässt. Ein kurzer Blick auf die Außenfensterbank entlarvt diese als Übeltäter. Sie hat Gegengefälle und das Wasser dringt durch eine marode gewordene Silikondichtung nach innen und durchnässt den Bereich des Fachwerks darunter.

Auf der senkrechten Strecke des eindringenden Wassers zwischen Fenster und Boden ist am Fachwerkstiel des Fensterstocks in der vorgesetzten Wandverkleidung aus Weichfaserplatten und Tapete eine Reihe von Insektenausflugslöchern zu sehen.

Dies ist ein Hinweis auf die Anwesenheit des Bunten oder gescheckten Nagekäfers, der pilzgeschädigtes Eichenholz bevorzugt.

Er ist auch als "Pochkäfer" bekannt und die Wahrnehmung solcher akuter Pochgeräusche (verm. sex. Lockverhalten) wird von den Bewohnern bestätigt. Im Volksmund ist erbekannt unter dem Namen "Totenuhr".

Vormals munkelte der Baugewerksmeister dann, die Zeit, sprich des betreffenden Fachwerkholzes oder manchmal des gesamten des Gebäudes, liefe ab.

Heute können wir dies aber rechtzeitig durch bekämpfende und ursachenbehebende konstruktive Maßnahmen, in diesem Falle allein durch Abstellen der Feuchtequelle, und damit halbwegs schonend (ohne alles aufmachen zu müssen) mit Sachverstand wieder in Ordnung bringen.

Die Ursache wurde hier noch rechtzeitig gefunden. Ansonsten wäre der Schaden infolge des sich weiter entwickelnden Pilzbefalls über die Zeit immer stärker geworden, was am Ende dann zum Versagen des tragenden Fachwerks an dieser Stelle geführt hätte.


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